Im dritten Teil seiner Vortragsreihe „Herzrhythmusstörungen“ sprach Prof. Dr. Karl Mischke, Chefarzt der Medizinischen Klinik I des Leopoldina, über „Schrittmacher und Defibrillatoren“.
Diese kleinen elektronischen Wunderwerke können bei verschiedenen Krankheitsbildern eingesetzt werden: 1. Herzschrittmacher bei zu langsamem Herzschlag und zeitweisem oder dauerhaften Aussetzen des Herzschlags. 2. Implantierbare Defibrillatoren (ICD) bei lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen bis hin zum plötzlichen Herztod. 3. Spezielle 3-Kammer Schrittmacher für manche Patienten mit Herzschwäche zur Wiederherstellung des gestörten Zusammenspiels der beiden Herzkammern (Resynchronisations-Therapie). Das Herz arbeitet wieder effektiver.
Typische Beschwerden für krankhaft langsame Herzschläge sind rasche Ermüdung, Luftnot, kurze Ohnmachten (Synkopen) und Schwindelattacken. Der Arzt erkennt einen zu langsamen Herzschlag bei der körperlichen Untersuchung (Puls), durch EKG, Langzeit-EKG und Belastungs-EKG.
Da es keine Medikamente zum Erreichen eines schnelleren Schlagens des Herzens gibt, ist hier die Implantation eines Schrittmachers angezeigt. Schlägt das Herz zu langsam (unter 40 Schläge pro Minute), wird es durch elektrische Impulse aus dem Schrittmacher zu schnellerem Schlagen angeregt.
Drei Indikationen für Schrittmacher
Bei ausreichender eigener Herztätigkeit wird jedoch nicht zusätzlich stimuliert. Mischke nennt drei Indikationen für einen Schrittmacher: Falls keine behebbare Ursache vorliegt, bei Beschwerden, aber auch bei drohenden gravierenden Symptomen in der Zukunft.
Im Einzelnen: Die meisten Patienten erhalten einen Schrittmacher bei Beschwerden, die auf Störungen des Sinusknotens zurückzuführen sind oder wenn die elektrische Leitung des AV-Knotens teilweise oder ganz beeinträchtigt ist. (Sinus- und AV-Knoten sind die elektrischen Steuer-Zentren des Herzens.)
Da vor allem krankhafte Leitungsblockierungen im Bereich des AV-Knotens zu einem anhaltenden Herzstillstand führen können, erhalten Patienten in diesem Fall frühzeitig einen Schrittmacher - auch wenn sie noch beschwerdefrei sind. Auch manche Patienten mit Vorhofflimmern können von einem Schrittmacher profitieren.
Der Schrittmacher wird unter lokaler Betäubung oder unter Vollnarkose mit einem kleinen Hautschnitt eingepflanzt, wobei das Aggregat rechts- oder linksseitig im Bereich des großen Brustmuskels unterhalb des Unterhautfettgewebes platziert wird. Die Schrittmachersonden werden unter Röntgenkontrolle über die große Schlüsselbeinvene eingeführt und zum rechten Vorhof beziehungsweise zur rechten Herzkammer vorgeführt und dort verschraubt. Neben der Betreuung der Schrittmacherpatienten ist auch eine regelmäßige Nachsorge wichtig. Dabei werden im Leopoldina jährlich etwa 1000 Schrittmacher und 500 Defibrillatoren kontrolliert.
Kardiale Resynchronisatios-Therapie CRT
Eine Besonderheit ist der Dreikammer-Schrittmacher für die sogenannte Resynchronisations-Therapie bei Herzschwäche. Er ist allerdings nur für eine bestimmte Patientengruppe geeignet, räumt der Chefarzt ein. Bei einer fortgeschrittenen Herzschwäche geht das Zusammenspiel der Herzkammern beim Zusammenziehen des Herzmuskels verloren, die Kammern arbeiten nicht synchron, die Pumpfunktion verschlechtert sich. Deshalb nennt sich diese Option „Kardiale Resynchronisations-Therapie“. Ein CRT-Gerät verbessert also die Zusammenarbeit der Herzkammern, das Herz arbeitet wieder effektiver.
Bei diesem speziellen System werden insgesamt drei Elektroden im Herzen platziert: Eine im rechten Vorhof, die beiden anderen in der rechten und linken Herzkammer. Weil das Gerät mit beiden Herzkammern (Ventrikel) verbunden ist, wird es auch „Biventrikulärer Schrittmacher“ genannt. Die Elektroden messen die elektrischen Impulse im Herzen, zusätzlich können winzige elektrische Impulse vom Gerät zum Herzen übertragen werden, die den Herzmuskel zum Zusammenziehen stimulieren.
Defibrillator schützt vor Herztod
Der moderne Defibrillator (ICD) kann nicht nur bei Kammerflimmern, sondern auch bei Herzrasen und bei zu langsamen Herzschlagfolgen rettende Impulse geben. Die dafür notwendige Programmierung kann individuell auf den einzelnen Patienten abgestimmt werden. Der Defi zeichnet wie ein Langzeit-EKG auch alle Rhythmusstörungen seines Trägers auf und speichert sie. Die Geräte können fernüberwacht werden: Informationen fließen aus dem Defibrillator über das Telefonnetz an den Arzt.
Als Standard gilt der so genannte Einkammer-Defibrillator, bei dem lediglich eine Elektrode über eine Vene im rechten Herzen platziert wird. Sie ermöglicht es, Herzrhythmusstörungen zu erkennen, das Herz zu stimulieren und elektrische Schocks abzugeben. Eine wichtige Aufgabe des Geräts ist es, schnelle Herzrhythmusstörungen zu erkennen, die dem lebensgefährlichen Kammerflimmern vorausgehen. Dann unterbricht der Defi das Kammerrasen durch noch schnellere Impulse und bringt dadurch das Herz in den normalen Rhythmus – und erspart dem Patienten den Elektroschock. . .
Mischke schloss mit der Feststellung, dass in Zukunft eine weitere Miniaturisierung der Geräte zu erwarten sei. Bereits angewandt werden schon kabellose Mini-Herzschrittmacher, die über einen Venenkatheter bis zur rechten Herzkammer vorgeschoben werden. Nach dem „Abwerfen“ fährt der Schrittmacher seine Fangarme aus und platziert sich tief im Herzmuskel der rechten Herzkammer. Erst im Experiment dagegen sind batterie- und kabellose Schrittmacher, die den natürlichen Blutfluss wie eine Turbine als Energiequelle nutzen.