Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als Johanna Klug in der Rathausdiele mit klarer, leiser Stimme von ihren Erfahrungen mit dem Tod und dem Leben erzählte. Die Autorin, Sterbe- und Trauerbegleiterin zieht die rund 50 Zuhörerinnen in ihren Bann. Die Gleichstellungsbeauftragte Heide Wunder lud sie im Rahmen der Frauenwochen ein, aus ihrem neuesten Buch "Liebe den ersten Tag vom Rest deines Lebens" zu lesen und stellte sie kurz vor. Aber Klug tat viel mehr, sie erzählte von ihrem "Pendeln zwischen der Welt der Lebenden und der Toten". Und wie sie die Brücke fand, die beide verbinden.
Als 16-Jährige half sie neben der Schule in einem Altenpflegeheim mit und hat ihre erste Begegnung mit dem Tod. Johanna fand Peter "in gekrümmter, leicht embryo ähnlicher Haltung, die blaugrauen Augen offen und ohne Leben." Was die junge Frau aber dann letztlich noch mehr schreckte als der Tod, "war die Art und Weise, wie Menschen damit umgingen." Der Tod wird verschwiegen. Sie kann nicht verstehen, "dass Menschen sich gar nicht mit ihrer Endlichkeit beschäftigen." Es wird zu ihrer Herzensangelegenheit, Tod und Trauer in die Gesellschaft zu tragen.
Bis heute gehören Sterben und Tod zu den Tabuthemen der Gesellschaft, dabei steckt im Sterben doch auch so viel Leben, wie den ZuhörerInnen schnell merkten. Klug bewegte, setzte geschickt ihre Pausen, um dem Publikum Zeit zu geben, das gehörte zu verdauen.
Sie erzählt von Sarah, die an Kinderdemenz leidet und mit der sie in die Welt der Fantasie eintauchen kann. Sie berichtet von ihrer Zeit in einem Hospiz in Südafrika und der Aussage einer Frau: "So gut wie hier ging's mit noch nie." Die junge Frau begreift, "was für ein Privileg es ist, in Deutschland zu leben" und merkt, wie schwer es ist, wieder in diesen Deutschland anzukommen. "Ich war zerrupft zwischen meinen Körper in Deutschland und dem Geist in Südafrika."
Was Klug vermitteln, ist das, was sie in der Begegnung mit Sterbenden erlebt, Tiefe, Authentizität, Präsenz und eine Begegnung ohne Masken. Dies Tiefe und Präsenz gibt sie ihrem Publikum mit auf den Weg.
Musikalisch stimmungsvoll umrahmt wurde der Abend von Maria und Olga Vollmer mit Violine und Klavier.
Von: Ursula Lux (Sprecherin, Frauenplenum Schweinfurt)