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GEROLZHOFEN: Die entrümpelte GEO-KA-GE

GEROLZHOFEN

Die entrümpelte GEO-KA-GE

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    Stadtgeschichte aus dem Abfallcontainer: All diese Sessionsorden der Gerolzhöfer Karnevalsgesellschaft GEO-KA-GE aus den 60-er- bis 90-er Jahren waren bei der Entrümpelung aussortiert worden.
    Stadtgeschichte aus dem Abfallcontainer: All diese Sessionsorden der Gerolzhöfer Karnevalsgesellschaft GEO-KA-GE aus den 60-er- bis 90-er Jahren waren bei der Entrümpelung aussortiert worden. Foto: Fotos: Norbert Vollmann

    Da staunten Herbert Heger und sein Sohn Heiko nicht schlecht, als sie einen Blick in den vor einem Haus im Süden der Stadt zwecks einer Haushaltsauflösung aufgestellten Abfall-Container warfen. Nein, es war kein Witz, vor ihnen lagen inmitten des ausgeräumten Hausstands liebevoll zusammengetragene und zusammengestellte Relikte aus der Blütezeit der einstigen Gerolzhöfer Faschingsgesellschaft, der GEO-KA-GE.

    „Gerolzhöfer Fasching – Frohsinn und Freude gehören zum rechten Leben“ ist die Aufschlagseite in der schwarzen Ringbuchmappe überschrieben, die da mit aus dem Container gezogen wurde. Dazu fanden sich jede Menge Sessionsorden der Gerolzhöfer Karnevalsgesellschaft aus den 60-er, 70-er-und 80-er, aber auch noch aus den 90-er Jahren.

    Aufschluss über die Anfänge des Gerolzhöfer Faschings gibt ein fein säuberlich ausgeschnittener und aufgeklebter Bericht aus dem „Steigerwald-Boten“. Er datiert die Zeit, als der Fasching in der Stadt laufen lernte auf das Jahr 1951.

    Beim Maskenball der 98er, der heutigen Motorsportvereinigung, zogen zu Beginn der Veranstaltung „Prinz Karneval und seine Prinzessin unter Vorantritt des Hofmarschalls und in Begleitung eines auserwählten Hofstaates ein“, erfährt der Leser. Und dass der „rührige Karnevalsausschuss“ in relativ kurzer Vorbereitungszeit den ersten Faschingszug nach dem Kriege auf die Beine stellte.

    1953 war das offizielle Geburtsjahr des Elferrats des Turnvereins 1862 Gerolzhofen. Die erste Sitzung ging noch unter der Bezeichnung „Kunterbunter närrischer Abend“ im einstigen Härterich-Saal (heute „Wilder Mann“) unter der Regie des Elferratspräsidenten Anton Flasch über die Bühne.

    Vom Saal in die Turn-Narhalla

    1954 folgte an gleicher Stelle die erste Elferratssitzung, organisiert vom TV-Vorsitzenden Xaver Schieber und wiederum geleitet von Hans Flasch. 1955 wurde die Elterratssitzung, jetzt unter dem Elferratspräsidenten Ludwig van Eckert, erstmals in die Turnhalle verlegt. In diesem Jahr gab es erneut einen Faschingszug mit 30 Wagen, 15 Gruppen und drei Musikkapellen.

    1956 übernahm Ignatz Göpfert als Elferratspräsident das närrische Regiment und Gerolzhofen erhielt in Person von Prinz Werner I. von Textilien (Werner Iff) und Prinzessin Hannelore I. (Hannelore Haderlein) eine feste monarchistische Regierung (siehe gesonderten Bericht über die Prinzenpaare).

    1957 nahm nochmals Anton Flasch das Präsidenten-Zepter in die Hand. 1958 blieb es natürlich nicht aus, dass die Feier „600 Jahre Stadt Gerolzhofen“ ausgiebig auf der Bühne thematisiert wurde.

    1959 wurde neben den Elferratssitzungen am Faschingsdienstag erneut ein Faschingszug arrangiert. Der nächste sollte erst wieder 1968 zum 15-jährigen Bestehen der GEO-KA-GE folgen.

    Die Ära Rudolf Lustig

    1960 stand erstmals der legendäre Rudolf Lustig mit Gerhard Oemler an seiner Seite als Elferratspräsident auf dem „Feldherrenhügel“ des karnevalistischen Schlachtengetümmels. Kein Sitzungspräsident hat bis zu Lustigs plötzlichem Tod im Oktober 1968 den Gerolzhöfer Fasching so geprägt wie er. Unter seiner Regie hatte die GEO-KA-GE ihre größten Erfolge. 1965 gab es zum Beispiel neun ausverkaufte Büttensitzungen, sechs davon in Gerolzhofen.

    Wolfgang Simon, ein gebürtiger Rheinländer, den es nach Gerolzhofen verschlagen hatte, erklärte sich 1969 bereit, in Lustigs große Fußstapfen zu treten, wie weiter aus der Mappe zu entnehmen ist. Der Gerolzhöfer Fasching war längst ein gesellschaftliches Erlebnis und ein Muss. Wer etwas auf sich hielt, ging zur GEO-KA-GE und zu ihren Sitzungen.

    Mit Zeitungssausschnitten von auswärtigen Auftritten wie in Österreich sowie von den großen Erfolgen der Gerolzhöfer Prinzengarde und ihrer Tanzmariechen enden die Einträge im Jahr 1969.

    Ihren hohen Bekanntheitsgrad weit über Gerolzhofen hinaus hatte die GEO-KA-GE vor allem ihrer Prinzengarde zu verdanken. Besonders als Leni Tittel 1958 auf Gunda Wörle als Trainerin folgte, ging die Erfolgskurve steil nach oben. Die Mädchen gewannen reihenweise Wettbewerbe im Gardetanz, so von 1966 bis 1969 alle Fränkischen Gardetanzturniere, womit der Ehrentitel „Frankengarde“ verbunden war. Auch bei internationalen Tanzturnieren in der Bonner Beethoven-Halle belegten die Gerolzhöferinnen mehrfach vordere Plätze und behaupteten sich dabei vor allem gegen die starke Konkurrenz aus den rheinischen Hochburgen des Karnevals. So etwa 1967 als 5. und 1969 als 6. von 31 Garden. In jenem Jahr schaffte das elfjährige Tanzmariechen Christl Barth das Kunststück, den 1. Platz in der Einzelwertung zu holen, während Tanzmariechen Elisabeth Kneuer in ihrer Altersklasse den siebten Platz einnahm. „Wir sind auf dem richtigen Weg“ ist das letzte Blatt in der Mappe mit den fein säuberlich ausgeschnittenen Köpfen der Gardemädchen überschrieben und sollte angesichts weiterer großer Erfolge unter Leni Titel nicht zu viel versprechen.

    Mit im Müll-Container lag noch ein kleiner so genannter Plastiskop-Fernseher, also ein damals üblicher Mini-Spielzeugfernseher aus Plastik mit verschiedenen darin hinterlegten Bildern vom Fasching 1970, die per Knopfdruck weiter transportiert wurden. Ausgedacht hatte sich diesen Gag die Firma Fehlbaum.

    Die Familie stellte in diesem Jahr mit Hans-Jürgen I. von Television (Hans-Jürgen Fehlbaum) und Christine II. von der Falterturmstadt (Christine Kellermann) das Prinzenpaar. Beide sind natürlich auf einem der Klick-Bilder zu sehen, die sich beim Blick ins Guckloch auftun.

    Gerolzhöfer Prinzenpaare von 1956 bis 1969

    1956 war das Jahr, in dem die Gerolzhöfer Karnevalsgesellschaft GEO-KA-GE in Person von Prinz Werner I. von Textilien (Werner Iff) und Prinzessin Hannelore I. (Hannelore Haderlein) erstmals eine offizielle monarchistische Regierung erhielt.

    Auf die beiden folgten der im Abfallcontainer gefundenen Mappe zufolge folgende, weiteren Prinzenpaare:

    1957 Hubertus I. (Hubert Müller) und Alice I. (Alice Weigand); 1958 Wigberth I. von Porträtien (Wigberth Friedrich) und Erika I. (Erika Lustig); 1959 Hermann I. von Cinemascopien (Hermann Schäfer) und Gaby I. (Gaby Friedrich); 1960 Horst I. vom Arlesgarten (Horst Konrad) und Gudrun I. (Gudrun Brehm); 1961 Wolfgang I. vom Rhein (Wolfgang Simon) und Annemarie I. vom Stein(graben) (Annemarie Weigand); 1962 Adolf I. der Unpolitische (Adolf Wexlberger) und Helga I. (Helga Vollmuth); 1963 Robert I. von Agrarien (Robert Wächter) und Helga II. (Helga Ruß aus Brünnstadt); 1964 Herbert I. aus Dingsda (Herbert Vetter) und Rosemarie I. (Rosemarie Schnitzlein); 1965 Gerald I. von Bankratien (Gerhard Lindner) und Heidi I. (Heidi Brehm); 1966 Theo I. (Theo Kaeuffer) und Christine I. (Christine Reindl aus Kirchschönbach); 1967 Michael I. von Mehlien (der damals 22-jährige spätere Bundeswirtschaftsminister Michael Glos) und Ilse I. (Ilse Fuchs aus Herlheim); 1968 Alexander I. von Darmatien (Alexander Ruß) und Rosemarie II. von der Wagenburg (Rosemarie Messner); 1969 Peter I. von Architektonien (Peter Kern) und Liselotte von Bilanzien (Liselotte Fuchs aus Herlheim, die Schwester von Ilse Fuchs). Text: novo

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