Es gibt verschiedene Formen der Freundschaft. Die "Wahre Freundschaft", die "Nutzerfreundschaft" und schließlich die "Lustfreundschaft". Gilla Cremer hat genau hingeschaut, setzt sich mit ihrem Thema zwei Stunden lang intensiv, mitreißend, berührend auseinander, nimmt ihre Zuschauer mit durch ein Leben, das vom Teenageralter über die Hippiezeit, die ersten "runden Geburtstage" bis hin zum Sterben führt.
Ruth, Niwea (mit w!), Britta und Knut sind sich schon als Schulkinder eng verbunden und doch sehr verschieden. Man albert herum, träumt. Da gibt es aber natürlich auch Missverständnisse, Eitelkeiten, Eifersüchteleien, Verletzungen. Beispielsweise, wenn es um die Einladungen zu einer Geburtstagsfeier geht, wer mit wem kann, wer eher nicht.
"#Freundschaft" nennt die großartige Gilla Cremer ihr Stück, das sie für die Hamburger Kammerspiele geschrieben hat und seit sechs Jahren zusammen mit dem Pianisten Gerd Bellmann in der Regie von Dominik Günther auf die Bühne stellt. Im Theater im Evangelischen Gemeindehaus gibt es stehend Applaus für eine begeisternde Aufführung.
Ja die Bühne. Schwarz, offen. Drei unterschiedlich große Leitern, ein kräftiges Tau, mehr braucht es nicht, um in der Phantasie der Zuschauer Räume der Beziehungen und Verstrickungen entstehen zu lassen. Gilla Cremer in der Rolle der Erzählerin Ruth arrangiert sie immer wieder neu, steigt sie hinauf, wirft sie um, zeigt so Brüchigkeit.
Zwischen Komödie und Tragik gibt Gilla Cremer ihren vier Protagonisten Leben. Sie findet komische Momente, um dann wieder zutiefst zu verstören. Es beginnt spielerisch, Cramer trägt türkisgrüne Leggins, ein geblümtes Kleid, als Mädchen. Nach der Pause ist das Stück, 20, 30, dann 40 Jahren weiter. Die Kleidung ist gedeckt, die Unbekümmertheit verschwunden, tiefe Schatten legen sich auf die Freundschaft, die Offenheit geht verloren. Darf man über die unheilbare Krankheit einer Freundin reden, oder auch den guten Freunden gegenüber nicht?
Gilla Cremer ist eine vielfältige Schauspielerin. Schnell springt sie zwischen den Charakteren, gekonnt ihre pantomimischen Momente, einfach schön ihr Gesang zu Bellmanns Begleitung, mit Ausschnitten von Songs von den Comedian Harmonists bis zu den Beatles. Dass die für ihre Solostücke berühmte Schauspielerin das Leben der Hildegard Knef oder der Lale Andersen überzeugend nachgespielt und noch in ihrem Repertoire hat, lässt sich gut erahnen. Das wäre gewiss eine Einladung nach Schweinfurt wert.
Am Schluss ist es zunächst mucksmäuschenstill. Der dann einsetzende Beifall rührt Cremer und Bellmann sichtlich.