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SCHWEINFURT: Die „Flodders“ von nebenan

SCHWEINFURT

Die „Flodders“ von nebenan

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    Blick aus einem Wohnzimmer auf das Wohnen mit dem Müll im Musikerviertel.
    Blick aus einem Wohnzimmer auf das Wohnen mit dem Müll im Musikerviertel. Foto: FOTO Gerd Landgraf

    Wer solche Nachbarn hat, der ist nicht nur genervt, der braucht sich auch keine Gedanken darüber zu machen, ob mit dem Verkauf des eigenen Hauses die finanzielle Basis für einen Standortwechsel zu schaffen ist. Neben einer wilden Deponie mag keiner wohnen. Das noch so gepflegte eigene Grundstück wird keinen Käufer finden.

    Seit 20 Jahren nur Ärger, sagt eine Nachbarin. Der Sohn einer zweiten Nachbarin spricht von einem seit mindestens 15 Jahren nicht abgestellten „Saustall“. Die Nachbarin klagt, dass „alles nichts hilft“. Bei der Stadt, bei der Polizei, „halt überall“ sei sie schon gewesen.

    Ein Schuppen aus Plexiglas fällt auf. Drinnen: Gerümpel. Ein Fenster gibt Einblick in die Garage. Drinnen: Gerümpel. Keines, das für den Fall irgendeines Falles aufgehoben wird, nur Müll, der einfach irgendwohin gesteckt wurde.

    Paare mit mehreren Kindern

    In dem Haus wohnen zwei Familien: Eigentümer und Mieter, beide Paare mit mehreren Kindern. Bei einem in der Nähe angesiedelten Rettungsdienst und Wohlfahrtsverband sind die Familien als die „Flodders“ bekannt – nach einer holländischen Serie über eine Chaos-Familie. Die Fahrer haben Anweisung, nicht vor dem Haus der „Flodders“ zu parken, schon der Hygiene wegen. Das sind alles freundliche Leute, sagt einer der Fahrer und: „Die grüßen immer.“

    Der städtische Ordnungsreferent Jürgen Montag und Ordnungsamtsleiter Frank Reppert sprechen von einem Dauerthema. Seit vielen Jahren ist der Fall aktenkundig. Das Ganze sei ein stetes Auf und Ab. Aktuell läuft eine Anzeige der Polizei, und das Ordnungsreferat muss daraufhin wieder einmal reagieren. Die Materie sei schwierig, das Abfallrecht greife nicht so recht. „Was ist ein rostiges Kinderfahrrad?“, fragt Montag. „Wenn es kein Müll ist, dann muss es nicht weg. Und wer entscheidet, ob Müll oder nicht?“

    Von Ordnung keine Spur

    Mit Erstaunen hören wir, dass kurz vor unserem Besuch an Ort und Stelle von den Bewohnern in einem Teilbereich aufgeräumt worden sei, weil die Stadt Druck gemacht habe. Von Ordnung kann allerdings auch hier nur sehr bedingt die Rede sein. Ratten wollen laut Montag und Reppert die Nachbarn immer wieder gesehen haben. Doch Überprüfungen in der Vergangenheit hätten dies nicht bestätigt. Die ausgelegten Köder seien nicht angelangt worden.

    Noch drei vergleichbare Problemfälle gibt es laut Jürgen Montag in Schweinfurt. Der verbriefte Schutz des Eigentums verhindere ein Einschreiten. Nur wenn der Gesundheitsschutz tangiert sei, könne die Stadt durchgreifen, ansonsten nur immer wieder ermahnen. Was jedoch jemand in seinem Keller oder in der Garage aufbewahre, das sei sowieso dessen Sache, solange keine Gefahr in Verzug sei, so Montag, der hinzufügt, dass die Stadt bei den Wohnungen kein Betretungsrecht hat.

    So bleibe der Stadt, die den Frust der Nachbarn bestens verstehe, nur das Ausstellen von Auflagenbescheiden. Sobald ein solcher vorliege, reagiere der Eigentümer im Musikerviertel auch, räume hier und da etwas auf und vergesse dann aber wohl alsbald wieder den Auflagenbescheid. Zwangsgeld könne die Stadt schon verhängen, doch sei dies nach den finanziellen Möglichkeiten der Betroffenen zu staffeln und nicht gravierend, höchstens einige Hundert Euro. Auch müsse das Zwangsgeld erst einmal eingetrieben werden.

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