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Lindach: Die Flurbereinigung im Armetsholz nimmt Fahrt auf

Lindach

Die Flurbereinigung im Armetsholz nimmt Fahrt auf

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    Auf Wunsch der Anteilseigner soll das Armetsholz, das zwischen Linach und Stammheim liegt, in naher Zukunft flurbereinigt werden.
    Auf Wunsch der Anteilseigner soll das Armetsholz, das zwischen Linach und Stammheim liegt, in naher Zukunft flurbereinigt werden. Foto: Kurt Albert

    Auf Initiative der Lindacher Anteilseigner und in Zusammenarbeit mit der zuständigen Gemeinde Kolitzheim, hielt das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) für das "Armetsholz" eine Informationsversammlung im Sportheim ab, die auf große Resonanz stieß. Thema war die Neuordnung, quasi die Flurbereinigung, dieses Waldstücks.

    Es ist ein Areal, das die Gemarkungsgrenzen von Lindach und Stammheim überschneidet. Als Referenten des Abends fungierten vom ALE Diplom-Ingenieur Johannes Krüger und Försterin Lisa Stefke, vom Amt für Ernährung , Landwirtschaft und Forsten (AfELF) Forstdirektor Stephan Thierfelder und der für Lindach zuständige Revierleiter Gerald Eser.

    Die Gemeinde vertrat der stellvertretende Bürgermeister Gerd Endres aus Lindach. In seiner Begrüßungsansprache bedankte er sich bei den Verantwortlichen, dass die Bereinigungsmaßnahme nun endlich auf den Weg gebracht werden könne.

    Im Vorfeld hatte Anteilseigner Wilfried Seger mittels Unterschriftenliste bei den rund 50 Einzelbesitzern deren Einverständnis für eine Waldbereinigung eingeholt. Somit steht der Durchführung kaum mehr etwas im Wege. Stefke und Krüger, der zu gegebener Zeit dann den Vorsitz der noch zu gründenden Teilnehmergemeinschaft übernehmen wird, führten durch das Programm.

    Ziele und Vorgehensweise

    Zunächst erörterten sie die Vorgehensweise und die Ziele, die mit diesem Projekt einhergehen, und sie beantworteten Fragen aus dem Teilnehmerkreis. Vorrangiges Ziel sei eine aktive und effektive Waldnutzung, die mit dieser Maßnahme in Gang gesetzt werden soll. Dazu gehört die Anlage von Waldwegen, die bisher nicht vorhanden sind, um die einzelnen Grundstücke verkehrstechnisch erschließen zu können, und ferner die Flächenzusammenlegung in dem 18 Hektar großen Wald, der aus etwa 140 Einzelgrundstücken besteht, und letztlich die notwendigen Grenzabmarkungen.

    Die Reihenfolge der der Einzelschritte wurde wie folgt benannt: Zunächst gelte es, soweit das rechtlich möglich sei, die fünf bestehenden Waldkörperschaften aufzulösen und die  eventuell verkaufswilligen Anteilseigner zu eruieren. Danach erfolgt die Gründung einer Teilnehmergemeinschaft mit der dazugehörigen Vorstandschaftswahl.

    Anschließend werden in Arbeitsgemeinschaften die Erschließungswege geplant und angelegt. Im nächsten Schritt erfolgt die Wertermittlung unter Berücksichtigung der Bewuchsstruktur. Dazu werden sachverständige Forstleute mit einbezogen.

    Auch die Träger öffentlicher Belange, beispielsweise die Naturschutzbehörde, müssen mit eingebunden werden. Eine Wunschversammlung wird folgen, bevor es dann an die endgültige Verteilung der neu erstellten Grundstücke geht. Das Ganze muss sich selbstverständlich auf rechtssicherer Basis bewegen.

    Verfahrenskosten und Verkehrswert

    Aus dem Publikum wurden verschiedene Fragen zu den Verfahrenskosten gestellt. Auch der gegenwärtige Verkehrswert einer Waldfläche dieser Güteklasse wurde nachgefragt, was bei einer Verkaufsabsicht von Wichtigkeit ist. Für den Verkauf einer Waldfläche wurde der Quadratmeterpreis zwischen 50 Cent und drei Euro beziffert.

    Wie ferner zu hören war, richten sich die Verfahrenskosten pro Hektar hauptsächlich je nach Ausführungsgüte der Erschließungswege. Erfahrungswerte benennen einen Preis zwischen 300 und 1200 Euro. Im konkreten Fall werden sie sich, geschätzt, so um die 500 Euro pro Hektar bewegen, meinten die ALE-Mitarbeiter.

    Hemmschuh: Waldkörperschaften zügig auflösen

    Die Dauer des Verfahrens wurde, ab dessen amtlicher Anordnung, mit sechs bis zehn Jahre angegeben. Um überhaupt möglichst rasch in die Gänge zu kommen, wäre es vorteilhaft, wenn man die Anzahl der Anteilseigner, die in der Regel ja nur sehr kleine Flächen besäßen, merklich reduzieren könnte.

    Außerdem müssten die fünf bestehenden Waldkörperschaften zügig aufgelöst werden können, was nur ginge, wenn alle Mitglieder damit einverstanden sind. Bisher erwiesen sich die bestehenden Waldkörperschaften aber eher als Hemmschuh bezüglich einer aktiven und effizienten Waldbewirtschaftung, war zu hören.

    Wie erwähnt bestehen hier zurzeit fünf Waldköperschaften: "Sämigholz" mit etwa acht Hektar, "Winterleite" mit etwa 6,5 Hektar Fläche. Die restliche Fläche verteilt sich auf Eigenbesitzer und auf weitere drei Waldkörperschaften, die unter der Bezeichnung "Waldverband I, II und III" firmieren.

    Hoher ökologischer Wert – trotz Recyclinganlage

    Das ins Auge gefasste Neuordnungsverfahren soll keinesfalls den ökologischen Wert des Waldes negativ beeinflussen, was in der gegenwärtigen Klimakrise von großer Bedeutung sei, merkten die Forstleute vom AfELF an. Aufgrund der kleinteiligen Struktur mit teilweise ungeklärten Besitzverhältnissen blieb dieser Wald in den vergangenen Jahrzehnten weitgehend von negativen menschlichen Einflüssen verschont.

    So konnte sich hier eine ansehnliche Vielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt entwickeln. So hat der ökologische Wert zweifellos einen hohen Standard. Selbst die Immissionen, die von der Recyclinganlage der Gaibacher Firma Beuerlein ausgehen, die sozusagen mitten im Waldgebiet liegt, scheint der Tierwelt nicht geschadet zu haben.

    Historisch begründete Namen"Armetsholz" und "Sämigholz" sind Begriffe mit historischem Hintergrund. Armetsholz könnte man mit Holz der armen Leute übersetzen. Die Gegend um Lindach ist recht waldarm. In der Vergangenheit waren die Lindacher nicht gerade mit Reichtum gesegnet, wie der Chronist treffend berichtet. So hatten die Bewohner einst das Recht in diesem Wald für ihren Bedarf Brennholz zu schlagen und Leseholz zu sammeln. Insofern wird der Wald auch als Rechtlerwald bezeichnet. Der Begriff "Sämigholz" leitet sich von Sahemar ab. Es war ein Weiler, der einst in der Nähe des Waldes existierte. Man kann ihn als Ur-Lindach bezeichnen.(alb)

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