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OBERSCHWAPPACH: Die Försterin von Oberschwappach

OBERSCHWAPPACH

Die Försterin von Oberschwappach

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    Dort ist sie am liebsten: Försterin Ellen Koller würde am liebsten noch häufiger im Wald sein, wie hier, nahe der Steigerwaldhöhenstraße zwischen Eschenau und Fabrikschleichach. Doch als Leiterin des Forstreviers Oberschwappach macht die Büroarbeit etwa ein Drittel ihrer Dienstzeit aus.
    Dort ist sie am liebsten: Försterin Ellen Koller würde am liebsten noch häufiger im Wald sein, wie hier, nahe der Steigerwaldhöhenstraße zwischen Eschenau und Fabrikschleichach. Doch als Leiterin des Forstreviers Oberschwappach macht die Büroarbeit etwa ein Drittel ihrer Dienstzeit aus. Foto: Foto: Michael Mösslein

    Die Neue an der Spitze des Forstreviers Oberschwappach ist keine Anfängerin. Ellen Koller ist 47 Jahre alt. Seitdem sie ihr Forstingenieursstudium beendet hat, ist sie im staatlichen Forstdienst tätig. Es war das Jahr der deutschen Wende 1989, als sie ihre erste Stelle antrat. Seit April leitet sie das Revier Oberschwappach. Damit ist sie verantwortlich für knapp 2000 Hektar Staatswald – von der Aufforstung, über den Holzeinschlag bis zum Wegebau.

    Das Revier umfasst die Wälder südlich von Oberschwappach, von Eschenau bis ins Weilersbachtal. Auch die Wälder westlich von Fabrikschleichach gehören dazu. Der nördliche Steigerwald ist für Ellen Koller kein unbekanntes Terrain. Vor der Forstreform im Jahr 2005 war sie Mitarbeiterin am damaligen Forstamt Eltmann. Von 2010 bis 2012 leitete sie das Forstrevier Bamberg der Bayerischen Staatsforsten, im Forstbetrieb Forchheim. Ihr Wohn- und Dienstsitz ist in Schmerb, einem Weiler, der zur Marktgemeinde Ebrach gehört. Dort wohnt sie mit ihrem Mann und den beiden Kindern seit 1989.

    Die Stelle im Revier Oberschwappach war im vergangenen Herbst freigeworden, als ihr Vorgänger Jakob Behr völlig unerwartet gestorben ist. Koller hatte sich beworben, weil das Revier deutlich näher an ihrem Wohnort liegt, als ihr bisheriges Einsatzgebiet bei Forchheim. Dies ist auch deshalb wichtig, weil sie als Revierleiterin zwar etwa ein Drittel ihrer Dienstzeit im Büro verbringt– „jetzt, am Anfang etwas mehr“, wie sie sagt –, den Rest der Zeit jedoch im Wald unterwegs ist. Das seien die schönsten Aufgaben in ihrem Beruf, sagt die Försterin, „dieses eingefügt sein in die Natur“. Dies habe mit Demut zu tun: „Ich kann die Natur nicht beherrschen, ich kann sie mir zunutze machen.“

    Sich die Natur zunutze machen, genauer gesagt den nachwachsenden Rohstoff Holz, das ist für Försterin Koller ein zentraler Teil ihres Berufs. Natur, Technik, Wirtschaft – diese Bereiche kämen hier zusammen, sagt sie. Das mache ihre Arbeit spannend. Sie spricht gar vom „Traumjob“, den sie ausübe. Und das, obwohl sie familiär nicht vorbelastet ist: „Ich bin die erste Försterin in meiner Familie.“

    Eine Frau an der Spitze eines Forstreviers ist bayernweit betrachtet selten. Nur vier Prozent der Reviere der Bayerischen Staatsforsten würden von Försterinnen geleitet, sagt Koller. In ihrer näheren Umgebung gebe es jedoch gleich zwei weitere Revierleiterinnen: Regina Bertram in Oberschwarzach und Petra Diener in Hundelshausen. Obwohl sie das Jahr über drei Waldarbeiter und im Winter, zum Holzeinschlag, zusätzliche Unternehmer zur Verfügung hat, die für das Forstrevier mitarbeiten, hat sie reichlich Arbeit. Im Zuge der Forstreformen der vergangenen Jahre ist die Zahl der Forstreviere in Bayern deutlich geschrumpft. Die Fläche des Staatswalds blieb natürlich bestehen.

    In der Folge haben die heute 370 staatlichen Forstreviere in Bayern (hinzu kommen 338 Reviere der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) jeweils eine etwa doppelt so große Fläche zu betreuen wie noch in den 1980er Jahren, als es 1200 Reviere gab. Ihr erstes Revier, das sie 1993 übernommen hat, hatte 900 Hektar, sagt Koller. Jetzt sind es knapp 2000 Hektar.

    Geändert haben sich auch die Herausforderungen an die Forstwirtschaft. Der Orkan Wiebke im Jahr 1990 galt als Jahrhundertsturm. Heute gäbe es Jahrhundertstürme bald alle zwei Jahre, meint Koller. Der Klimawandel mache sich aber auch noch anders bemerkbar: Der Wald müsse Schritt für Schritt umgestaltet werden, um sich den häufiger auftretenden Trockenperioden anzupassen. Besonders Fichten hätten in unseren Breiten keine Zukunft, erklärt Koller. Sie erarbeitet gerade die Pflanzpläne für die kommenden zehn Jahre.

    Dabei möchte sie stärker auf heimische Nadelbäume setzen, beispielsweise auf Tannen, die früher im Steigerwald häufiger anzutreffen waren. Zumindest in ihrem Revier werde sie darauf achten, dass die Verjüngung des Baumbestands „die ganze Palette“ der Baumarten einbezieht.

    Ein Einwand, besonders von Naturschützern, mit dem die Forstwirtschaft leben muss, ist der, dass gerade in Staatswäldern zunehmend mehr Holz eingeschlagen würde – mehr als nachwächst beziehungsweise für das ökologische Gleichgewicht gut ist. Die neue Revierleiterin setzt dem Zahlen entgegen: Der jährliche Holzzuwachs in ihren Revier betrage circa 13 000 Festmeter. Die jährliche genutzte Holzernte betrage jedoch nur rund 10 200 Festmeter – der Holzbestand im Wald wachse also. Und gerade im Bereich des Forstbetriebs Ebrach werde darauf geachtet, dass Holz im Wald verbleibe, um dort zu verrotten; aus Gründen des Naturschutzes und als Humus für die stehenden Bäume.

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