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SCHWEINFURT: Die Geschichte hat mich gefunden, nicht umgekehrt

SCHWEINFURT

Die Geschichte hat mich gefunden, nicht umgekehrt

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    Klaus Modick las im Museum Georg Schäfer.
    Klaus Modick las im Museum Georg Schäfer. Foto: Foto: Martina Müller

    An dem klirrend kalten Wintermorgen hatten sich viele Literaturfreunde im Museum Georg Schäfer zu der Lesung Klaus Modicks eingefunden. Sie erlebten einen kurzweiligen Vormittag, der vor allem auch von der unterhaltsamen Präsenz des Autors lebte. Johanna Bonengel, Initiatorin der Reihe Literatur!, stellte den norddeutschen Autor vor und übergab das Wort an diesen und Auszüge seiner Geschichte „Konzert ohne Dichter“.

    So farbenfroh und vermeintlich idyllisch-utopisch das allgegenwärtige Gemälde Vogelers „Sommerabend“ schien, so sehr war es doch Ausdruck für das Ende einer Utopie, das Auseinanderbrechen der Künstlerkolonie Worpswede. Im wahrsten Sinne hintergründig diente es gleichwohl bei der Lesung als Illustration der im Roman geschilderten Rückblenden. Modick kam seinen Figuren durch seine leicht norddeutsch gefärbte Diktion sehr nahe, ob er nun den Handwerker in dickem Platt poltern oder er Rilke überdreht Bonmots zitieren ließ.

    Nach einer kurzen Hinführung zu seinem Stoff glitt Klaus Modick sanft mitten hinein in ein weihnachtlich geschmücktes Patrizierhaus, das Elternhaus des Malers Heinrich Vogeler. Der junge Dichter Rainer Maria Rilke ist zu Gast, Vogelers Tante und weitere Verwandte schmücken den festlichen Raum, die gediegene Atmosphäre mischt sich mit der Attitude einer künstlerischen Boheme des beginnenden 20. Jahrhunderts. Rilkes dreistes Selbstbewusstsein gipfelte in dem Ausspruch „die Dinge des Alltags sträuben sich gegen den Umgang mit mir“, ein Zitat, das bei der Lesung die Zuhörer auflachen ließ. Mit dem wiederkehrenden „Ach was!“, das Modick der Tante des Malers Vogeler in den Mund legte, schob er – für den Moment – die allzu bedeutungsschwere Glut der „Zaubersprüche“ Rilkes beiseite.

    Überhaupt zeigte sich der Autor humorvoll verschmitzt als ein genauer Beobachter. Überaus detailgenau beschrieb er seine Figuren und verteilte seine Sympathien eindeutig. Lou Andreas-Salome geisterte durch die Zeilen ebenso wie all die Personen, die Vogeler auf seinem Monumentalgemälde vereint hatte. Das Machen stellte Modick in den Mittelpunkt und …Modick ließ die Frage, welche Stellung der Künstler in der Gesellschaft habe, ihren Ursprung in der Stimmung der Worpsweder Künstlerkolonie und in Vogelers Haus, dem Barkenhoff, finden.

    Das abschließende Gespräch zwischen Bonengel und Modick erhellte die Hintergründe. Der Autor erzählte über die Entstehungsgeschichte des Buches. Der gebürtige Oldenburger Klaus Modick kam über die Recherche über den Erbauer seines Großelternhauses zu Heinrich Vogeler. Dieser war dann doch nicht der Architekt des Hauses, doch das Interesse Modicks war geweckt: „Die Geschichte hat mich gefunden, nicht umgekehrt.“ Erna Rauscher

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