Es war ein etwas anderer Gottesdienst. Wann wird Gott schon „trotz der vielen Vertreibungen vor 71 Jahren und heute“ um Kraft gebeten, sich für die Gemeinschaft, die Heimat, die Flüchtlinge und das ungeborene Leben einzusetzen.
Die Sudetendeutsche Landsmannschaft im Bezirk Unterfranken und die Ackermanngemeinde, die Aussiedler und Vertriebenenseelsorge der Diözese Würzburg, hatten zum adventlichen Gottesdienst in die St.-Hedwig-Kirche eingeladen.
Zunächst stellte Helmut Irblich für die Gäste die Geschichte der Hedwig-Kirche vor. Dann ging er auf die Musiker ein, die unter der Leitung von Wolfram Hader und begleitet von Olaf Brischwein an der Orgel die Feier musikalisch gestalteten.
Moravia Cantat ist ein südmährischer Chor, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Musikkultur der böhmischen Länder zu pflegen und weiterzuentwickeln. Ein besonderes Anliegen des Ensembles ist es, die musikalischen Gemeinsamkeiten und Wechselwirkungen zwischen deutscher, tschechischer und jüdischer Kultur in dieser Region im Herzen Europas aufzuzeigen.
Gegründet wurde Moravia Cantat 1952 von vertriebenen Deutschen aus Südmähren in Stuttgart. Das Repertoire der meist jungen Sänger umfasst weltliche und geistliche Chormusik, die mit viel Leidenschaft im Gottesdienst ebenso wie im anschließenden adventlichen Konzert vorgetragen wurden. Auslands-Tourneen führten die Gruppe schon 1954 ein erstes Mal in die skandinavischen Länder, quer durch Europa, aber auch nach Brasilien, Afrika und vor zehn Jahren nach Argentinien.
Eine besondere Verbindung gibt es nach Böhmen und Mähren. So wurden bereits vor der „Samtenen Revolution“ Kontakte in die damalige Tschechoslowakei geknüpft: Als erste sudetendeutsche Gruppe gab Moravia Cantat offiziell als Südmährische Sing- und Spielschar im Sommer 1990 in Prag und Böhmisch Kamnitz und im November 1991 in Karlsbad Konzerte. Gemeinsam mit tschechischen Jugendlichen begann der Wiederaufbau der Kirche im nordböhmischen Gersdorf und die Restauration des dortigen Friedhofs.
Den Gottesdienst zelebrierte Dekan Gregor Mühleck gemeinsam mit dem Vertriebenenseelsorger Pfarrer Adam Possmayer, assistiert von Diakon Paul Preller und Gemeindereferentin Gertrud Pfister. Der Erlös aus Gottesdienst und Konzert geht an die Borromäerinnen in Prachatitz, die sich für die Renovierung des Geburtshauses von Johannes Nepomuk Neumann einsetzen. Neumann war im 19. Jahrhundert Missionar und Bischof von Philadelphia. 1977 wurde er heiliggesprochen. Sein Vater, ein Strumpfwirker, war 1802 aus dem unterfränkischen Obernburg am Main ausgewandert und hatte sich in Prachatitz, etwa 45 Kilometer westlich von Budweis, niedergelassen.
Ebenfalls bedacht werden die Heilig-Kreuz-Schwestern in Maria Gojau. Die Schwestern aus München leben dort seit 1999, um den fast tausendjährigen Wallfahrtsort mit seiner gotischen Marienkirche zu beleben.