Was wäre Schweinfurt ohne die Wälzlager-Industrie? Ohne den Erfindergeist von Menschen wie Ferdinand Fischer im ausgehenden 19. Jahrhundert? Vermutlich kein so wichtiger großindustrieller Standort wie heute. Die Industriegeschichte zu erforschen und abzubilden, sie zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist eines der Ziele des AKI Förderkreises Industrie-, Handwerk- und Gewerbekultur. Der wurde 1993 gegründet, ist seit 2009 ein Verein und feiert 2018 seinen 25. Geburtstag.
An den AKI übergegangen sind ein Archiv, ein voll eingerichteter Friseursalon aus den 1920er Jahren, eine Schusterwerkstatt und verschiedene Sammlerstücke von Produkten und kleinere Vorrichtungen, die in der Produktion verwendet wurden. Ferner Sachsmotore und Modelle vom Werk FAG und dem alten Gaswerk, um nur einige Beispiele zu nennen. Die meisten Stücke stammen aus der Zeit vor der Vereinsgründung. Der heutige Verein mit gut 40 Mitgliedern – darunter zwei Industriebetrieben – hat seinen Schwerpunkt mehr auf die Schweinfurter Industrie verlagert. Zweck des Vereins ist die Erhaltung, Förderung und Pflege der Industrie-, Handwerks- und Gewerbekultur in der Stadt und im Landkreis.
Froh ist man beim AKI, dass beim Thema Industriemuseum die Bereitschaft vonseiten der Stadt sehr groß ist, bei der Neugestaltung des im Moment geschlossenen Stadtmuseums im Rahmen der Entwicklung des Kulturforums Martin-Luther-Platz die Schweinfurter Industriegeschichte zu einem Schwerpunkt zu machen. 2012 bekam der AKI, der in seinen Vereinsräumen in der Berufsschule in der Ignaz-Schön-Straße ebenfalls zahllose Schätze der Industrie- und Handwerksgeschichte (unter anderem ein raumfüllendes Werksmodell von FAG) aufbewahrt, Räume in der Spinnmühle als Depot, die man in liebevoller Detailarbeit zum sogenannten Kleinen Industriemuseum ausbaute. Die Spinnmühle ist der passende Ort für den AKI, denn hier produzierte einst Friedrich Fischer seine Stahlkugeln und Kugellager in damals unerreichter Genauigkeit.
Vor zwei Jahren wurde das Museum mit lokaler Prominenz aus Politik und Industrie eröffnet. Es ist eine beachtliche Zusammenstellung der Schweinfurter Industriegeschichte, wie zum Beispiel die Sonderausstellung zum Thema Kugellager beweist.
Hier kann man als Laie „verstehen lernen“, wie es Bürgermeisterin Sorya Lippert einmal formulierte: Von der gut 100 Jahre alten Kugel-Sortiermaschine bis zu heutigen Hochleistungskugellagern für Windräder oder ganzen Achssystemen für die Autoindustrie geht der Reigen der Ausstellungsstücke.
Die Besucherzahlen im Museum sprechen für sich. 2015 waren es 1500 Besucher und gut 300 Besucher bei Privat- und Gruppenführungen, 2016 stieg das noch einmal auf insgesamt über 2000. „Besonders erfreulich“, so AKI-Pressebeauftragter Gerhard Fiedler, „ist, dass viele Besucher aus der Schweinfurter Region stammen und nicht selten der Opa seinen Enkelkindern mit Stolz erzählt, wo er selbst mitgearbeitet hat.“ Die Räume in der Spinnmühle sind gleichwohl zu klein, es fehlt insbesondere an einer Unterstellmöglichkeit für schwere Sammlerstücke wie alte Maschinen.
In der Erforschung der Industriegeschichte, der Digitalisierung von Dokumenten und textlichen Aufbereitung beteiligen sich die AKI-Mitarbeiter rege. Im Schweinfurt-Führer im Internet von Peter Hofmann stammt der industriegeschichtliche Teil von AKI-Mitgliedern, auf der AKI-Homepage sind eine ganze Reihe interessanter Artikel zu Gewerbe, Handwerk und Industrie zu finden. Das AKI-Archiv, und insbesondere das Papierarchiv, ist eine wichtige Quelle für die Veröffentlichungen im Internet. Es reicht von Fertigungszeichnungen im Großformat, detaillierten Zeichnungen der Produkte, der Fertigungseinrichtungen über Konstruktionszeichnungen von Maschinen, Werkzeugen und Werkplänen, Bilderalben zu wichtigen Ereignissen, Büchern, Broschüren, Werbematerial bis zum Zeitungsartikel im Rahmen eines Medienarchivs.
ONLINE-TIPP
Mehr Informationen und Bilder unter www.aki-schweinfurt.de