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SCHWEINFURT: „Die Lebendigkeit des Körpers spüren“

SCHWEINFURT

„Die Lebendigkeit des Körpers spüren“

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    Sehr beweglich: Hiltrud Schurz (rechts) macht alle Yoga-Übungen selbst vor. Sie ist seit 40 Jahren durchgängig Dozentin an der Volkshochschule.
    Sehr beweglich: Hiltrud Schurz (rechts) macht alle Yoga-Übungen selbst vor. Sie ist seit 40 Jahren durchgängig Dozentin an der Volkshochschule. Foto: Foto: Hannes Helferich

    Hiltrud Schurz liegt bäuchlings auf dem Boden im Raum 001 der Volkshochschule (vhs). Sie stützt sich wie beim Liegestütz auf die Hände. Der Kopf wandert langsam Richtung Rücken. „Kobra“ heißt diese Yogaübung. „Krähe“ ist schwerer. Die Beine werden wie im Schneidersitz verschlungen, man verlagert das Gewicht auf die Hände nach vorne, die den Körper wie beim Handstand hochdrücken – das aber eben mit verschränkten Beinen. „Viele Übungen haben Tiernamen“, sagt die Dozentin. „Yogahaltungen ähneln dem Erscheinungsbild von Tieren“, fügt sie an.

    Hiltrud Schurz ist die am längsten durchgehend aktive Kursleiterin der vhs. Der damalige vhs-Leiter, der 2009 verstorbene Adolf Pahl, überredete sie, ihre Yoga-Kurse nicht mehr allein beim Hockeyclub anzubieten. Vor über 40 Jahren war das. Bei den Höckerern war Schurz aktive Spielerin wie der im Sportjugendamt tätige Toni Spieler. Er heißt wirklich so. Zum Ausgleich für die den Rücken belastende Sportart guckte er sich die damals 22-Jährige aus: „Du bist für Yoga geeignet“, sagte Spieler.

    Hiltrud Schurz besuchte erste Kurse und Seminare, unter anderem im Yoga-Zentrum Kassel, in Dornach in der Schweiz, Lehrherr war dort unter anderem der 1998 verstorbene indische Yoga-Guru Selvarajan Yesudian. Er war einer der ersten, die in Europa Yoga unterrichteten.

    Im Februar 1972 dann der Start bei der vhs: In der Rathausdiele. Der Kurs war voll besetzt. Ihre Fähigkeiten hatten sich schon herumgesprochen. Die Folge: Schurz bot weitere Kurse an, drei pro Woche, bis heute. Warum nicht mehr? Hiltrud Schurz lächelt. Zunächst setzte sie ihr Yoga-Engagement beim Hockeyclub fort, später kam ein weiterer Kurs (bis heute) bei der TG 1848 hinzu. Zudem war sie nicht nur Yoga-Dozentin, bot „von Anfang an“ auch Töpfern an (seit zehn Jahren nicht mehr). Seit 1982 leitet sie eine Jazztanzgruppe (bis heute). „Mehr geht nicht, ich habe ohnehin wenig Freizeit“, entschuldigt sich Hiltrud Schurz fast ein wenig. Einen Platz in einem Yoga-Kurs von Guru Hiltrud Schurz zu ergattern, ist deshalb für „Neulinge“ schwer.

    Männer. Das ist so ein Yogathema. Gleich am Anfang, erinnert sie sich, waren Männer dabei. Aber bis heute ist das starke Geschlecht deutlich in der Minderheit. Hiltrud Schurz beschreibt Yoga so: „Körper, Geist und Seele in Einklang bringen“. Für Männer spiele das möglicherweise eine nicht so große Rolle, sie „wollen etwas mit Kraft machen“.

    Mit Kraft hat Yoga aber nichts zu tun, sagt Hiltrud Schurz. Sie nennt Yoga „ein in den Körper schlüpfen“. Durch den richtigen Atemfluss werde die Wirbelsäule zur Energieachse. Wer „langsam den Faden loslässt“, der schaffe sich Freiräume, spüre die Lebendigkeit des Körpers.

    Die Anweisungen gibt sie: „Leiten, lenken, führen“. Schurz nennt sich selbst eine strenge Lehrerin. Fehlhaltungen sind ihr ein Gräuel. Wenn einer krumm dasitzt, dem „sage ich dann auch“. Wer Yoga über einen längeren Zeitraum macht, „bleibt beweglich“. Hiltrud Schurz ist das beste Beispiel. Sie ist für viele Vorbild. Kursteilnehmerinnen schwärmen richtiggehend von ihr. Die Dozentin ist mittlerweile 71 Jahre alt, macht aber noch immer alle Übungen mit einer hohen Perfektion vor.

    Yoga sei „auch unheimlich gut für die Konzentration“. Schurz, die mittlerweile selbst Fortbildungskurse für Lehrende hält, verzichtet im Gegensatz zu anderen auf Musik, der Raum ist auch nicht ausgeschmückt. Und: Die Teilnehmer in ihren Kursen haben in der Regel die Augen geschlossen, „warum dann den Raum schmücken“, fragt sie und ergänzt: „Ich mache alles über die Stimme“.

    Die Volkshochschule wird Hiltrud Schurz und Heinz Altschäffel mit einer Auszeichnung des Bayerischen Volkshochschulverbandes ehren, sagt vhs-Leiterin Jutta Cize, die das langjährige Engagement so erfahrener Dozenten hoch schätzt. Der Künstler Altschäffel gibt seit Frühjahr 1966 durchgehend Kurse „bei uns“. Er ist der am längsten aktive Dozent der städtischen Bildungseinrichtung.

    Für das vhs-Frühjahrsheft, das derzeit an die Haushalte verteilt wird, hat die vhs Arthur Gräfe und Edgar Schuck interviewt. Er und sein Freund Helmut Schenk belegten 1946 zum Start der vhs nach dem Zweiten Weltkrieg zwei Kurse. Einer hieß: „Umgang mit Menschen, - Wie benehme ich mich in der Öffentlichkeit“. Hörsaal war das Nebenzimmer der Gastwirtschaft Hofbräuhaus in der Brückenstraße, später Wienerwald, schreibt Gräfe.

    Edgar Schuck gibt seit 1968 Französisch. Eingestiegen sei er damals, weil „es für mich stets bereichernd war“. Diese Form der Erwachsenenbildung in der Freizeit habe er auch wegen des „Zusammentreffens mit aufgeschlossenen Menschen“ genossen. Mit Heinz Altschäffel wird diese Zeitung ein Interview führen. Cize verrät, dass der Künstler anlässlich seiner 46 Dozentenjahre im Herbst-Heft der vhs zu Wort kommen wird.

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