Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadtkultur Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

SCHWEINFURT: Die Leere füllen

SCHWEINFURT

Die Leere füllen

    • |
    • |
    „Life-Time-Risiko“.
    „Life-Time-Risiko“. Foto: Foto: Linde Unrein

    Arbeiten der vergangenen zwei Jahre zeigt die Schweinfurter Malerin Linde Unrein unter dem Titel „Dass wir säßen/ zwischen den Zweigen..“ in der WeinGalerie, Neue Gasse. Unrein malt aus einem Bedürfnis heraus, einen Ort zu schaffen, an dem sie mit einem Gegenüber sprechen kann, als Vertreter des Allumfassenden, von dem sie sich getrennt sieht. Diese Sehnsucht lässt sie Gedichte schreiben, lässt sie zeichnen und malen.

    Um das Bedürfnis zu erklären, warum sie, die anerkannte Neurologin, Psychiaterin und Psychotherapeutin, sich so intensiv der Kunst widmet, zieht sie Jacques Lacan heran, den französischen Psychiater und Psychoanalytiker, dessen Denkweise ihr sehr vertraut ist. Nach Lacan ist der Mensch der Leere ausgesetzt, dem Nichts. Könnte er dieses Nichts sehen, würde er an der eigenen Nichtigkeit verzweifeln. Also füllt er die Leere: je nach Möglichkeit, Ausbildung oder Charakter mit Forschung, Halbwissen, Konsum, Drogen, Ideologien, Arbeit oder eben mit Kunst.

    Das Gehirn füllt die Lücken mit Geschichten und Bildern. Deswegen ist die Erzählung so wichtig. Auch Linde Unreins Bilder sind Erzählungen, in denen sie versucht, Zusammenhänge zu schaffen. Das sei das Paradoxe, sagt sie: der Mensch strenge sich auf dem Weg zur Vollkommenheit und Befriedigung immerzu an, im Wissen, dass er es nicht bekomme.

    Linde Unrein arbeitet immer in Serien. Angeregt wird sie durch Texte, Begegnungen oder auch Gegenstände, wie die Statue von Daphne und Apollon in Rom vor Jahren. Damals machte sie ein paar Skizzen, probierte, aber es ging erst einmal nicht weiter. Die Geschichte bekam erst Bedeutung, als Linde Unrein beschloss, ihre Arbeit als Therapeutin zu reduzieren und der Malerei einen größeren Stellenwert zu geben. Auch die Erzählung „Lenz“ von Georg Büchner hat etwas ausgelöst vom Begehren, dem nicht Erreichbaren näher zu kommen, Zusammenhänge zu erkennen.

    Unrein bleibt immer Zeichnerin, auch in der Malerei. Sie arbeitet sehr intuitiv und konzentriert. Erst hinterher kommt die Reflexion, die kritische Einordnung dessen, was sie vor sich sieht.

    Linde Unrein: „Dass wir säßen/ zwischen den Zweigen..“ , WeinGalerie, Eröffnung 25. April, 18 Uhr, zu sehen bis 30. Juni.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden