August 2009. Kapitän Ralf Wiertelorz war stinksauer auf die Stadt. Sie hatte ihm nicht helfen können oder wollen. Sein damaliges Schiff, die „Stadt Schweinfurt“, war an der Gutermann-Promenade ständig beschädigt worden, zumeist von Angetrunkenen, die auf dem Heimweg von der Disco waren. Auch ein volles Auftragsbuch konnte Wiertelorz nicht halten. Er verkaufte nach Tschechien und versuchte sich als Wirt in der „Höll'“. Jetzt hat er wieder ein Steuer in der Hand, das der doppelt so großen „Mainfranken“.
Acht Jahre lang war Wiertelorz bis Sommer 2009 Chef der Schweinfurter Personenschifffahrt. Doch der Vandalismus am Kai der Promenade hatte ihm in den letzten Monaten zu oft den Schlaf geraubt, weil er nicht daheim im Bett, sondern im Schlafsack auf dem Boot nächtigte, um eingreifen zu können, wenn geleerte Bier-, Wein- oder Schnapsflaschen auf Fenster und Sonnendeck flogen, wenn sein Schiff zur Toilette degradiert wurde. Als er nicht da war, verschwanden ganze Sitzgarnituren im Fluss, die Toiletten wurden aufgebrochen, Feuer gelegt. Die Versicherung erhöhte ihm die Prämie, die Justiz schrieb ihm dutzendfach, dass die jeweiligen Täter nicht zu ermitteln seien.
Jetzt habe die Stadt ihre Einstellung zu ihm und seinem Unternehmen geändert, sagt Wiertelorz, der die bevorstehende Landesausstellung „Lebensader Main“ im Jahr 2013 als Grund für den Sinneswandel ausgemacht hat, der ihn 400 000 Euro in den Kauf der vergleichsweise noch jungen „Mainfranken“ stecken ließ.
Für die Landesausstellung wird nicht nur die Lände auf Hochglanz gebracht, auch die Gutermann-Promenade – mit zehn bis 25 Metern nicht gerade breit, jedoch von der Disharmonie bis zur Staustufe lang – wird hergerichtet. 100 000 Euro stehen bereit. Die Anlage samt alter Bepflanzung stammt aus dem Jahr 1964. Damals wurde kräftig eingegrünt. Künftig soll die Flaniermeile nicht überfrachtet sein. Farbasphalt wird den Weg am Fluss auffrischen. Für Spaziergänger ist ein zusätzlicher Pfad am Bahndamm gedacht. Staudenbeete mit violetten und blauen Pflanzen sollen passend zur Landesausstellung schmücken. Podeste, Liegeflächen und Bänke wird es geben, auch einen Wassertunnel, dessen Düsen im Bogen spritzen.
Baujahr 1975, also noch keine 40 Jahre jung, das ist für die Personenschifffahrt bei Schweinfurt neu: einmal kein Veteran, zu denen die Vorgänger zählten, was trotz ungezählter Anstriche nicht zu verbergen war. 300 Personen passen auf die 43 Meter lange und 6,20 Meter breite „Mainfranken“, die von zwei 270 PS starken Motoren angetrieben wird. Auf das Schiff passen 300 Gäste, 150 Plätze gibt es im Trockenen, ebenso viele auf dem Sonnendeck. Fünf Köpfe zählt die Mannschaft: Kapitän, Steuermann und drei Servicekräfte.
Regelmäßig will Wiertelorz am Sonntag nach Schonungen fahren, ab sofort jeweils um 10, 12, 14 und 16 Uhr. Wochentags steht die gleiche Tour um 14 Uhr auf dem Programm. Allerdings wird diese öfters ausfallen, weil das Schiff schon jetzt häufig für Betriebsfeiern, Geburtstage, Hochzeiten, Kommunionfeiern und Vereinsfeste gebucht ist.
An 20 Tagen gondelt die „Mainfranken“ außerdem von Zeil oder Eltmann aus zur Landesgartenschau nach Bamberg. Unter den Terminen im Frühjahr sind die Fahrten nach Wipfeld zur Weinbergswanderung am 17. Mai und am Autofreien Sonntag am 6. Mai und natürlich die Fahrt auf dem „Main in Flammen“ am 2. Juni zu nennen.
Wer unangemeldet mitfahren will, der schaut entweder am Anlegesteg vorbei, wo eine Infotafel steht, oder ins Internet www.personenschifffahrt-sw.de Tel. (01 71) 83 22 93 7