· Beispiel Nr. 1: Die Schmetterlinge auf dem alten Grabstein der Familie Teutsch. Die wesentliche Symbol-Bedeutung des Schmetterlings beruht auf seiner Metamorphose (Umwandlung) vom Ei über die Raupe und die der Todesstarre verhaftete Puppe zum strahlend bunten, dem Sonnenlicht zugewandten Flügelinsekt. Er ist daher schon in der Antike ein Symbol für die durch den physischen Tod nicht zu zerstörende Seele (sein griechischer Name ist "psyché"). Die Seele ist der Inbegriff der Existenz eines Menschen. Im Falle des Todes trennt sich die Seele vom toten Fleisch ab. Sie lebt weiter und wird je nach religiöser Auslegung bald wieder einen Körper beseelen.
In späterer Zeit wurde allerdings stärker das Gefällige, flatterhaft Schweifende des Schmetterlings und seine Beziehung zum Liebesgott Eros betont. In der christlichen Symbolik ist der Schmetterling ein Auferstehungs- und Unsterblichkeits-Symbol, andererseits, wegen seiner kurzen Lebensdauer und vergänglichen Schönheit, auch ein Sinnbild der leeren Eitelkeit und Nichtigkeit.
· Beispiel Nr. 2: Die in die obere Begrenzung des schmiedeisernen Geländers eingearbeiteten Mohnkapseln. Die Griechen gaben dem Opium seinen Namen (opos: Saft). Der aus den Mohnkapseln als Fruchttäger des ätherischen Öls gewonnene Stoff wurde hier auch mythologisiert. Die Mohnkapsel wurde Symbol des Schlafgottes Hypnos und des Traumgottes Morpheus, der dessen Sohn war. Sie steht aber auch für den Todesgott Thanatos und den ewigen Schlaf. Nach einer griechischen Sage wuchs die Mohnpfalnze aus Tränen der Aphrodite über den Tod des Geliebten. In der Grabstätte sind übrigens vier Generationen beigesetzt, darunter Jakob Röder, langjähriger Bürgermeister und Ziegeleibesitzer. Die Platten mit den Inschriften der früheren Grabsteine wurden neben dem neuen Grabstein in die Wand eingelassen.
· Beispiel Nr. 3: Die Figur der jungen, trauernden Witwe, eine so genannten Galvanoplastik, am Grab der Familie Höret-Ullrich. Die "Trauernde" ist eine der häufigsten Grabmalfiguren des bürgerlichen Zeitalters, mal stehend gebückt, sitzend oder schmerzvoll in sich zusammengesunken, manchmal anmutig verhüllt, mit häufig hingebungsvoll-wehmütigem Blick und charakteristischer Körperhaltung, dabei nicht selten makellos rein und schön, kaum verhüllt und von erotischer Ausstrahlungskraft.
Zwei weibliche Trauernde, bezeichnet als die beiden Tugenden Temperantia (Mäßigung) und Mansuetudo (Sanftmut, Milde), symbolisieren gleichzeitig zwei Lebensalter und damit zwei Formen des Trauerns. Die emotionsgeladenere Trauer kommt der jüngeren Temperantia zu. Sie beugt sich mit aufgelegten Armen und in fühlbarem Leid über den Sarkophag. Ihr Gewand liegt eng an und lässt ihren Körper, besonders den Rücken, die Hüfte und das Bein, plastisch hervortreten, ihre Arme sind nackt. Ein Teil des Gewandes liegt auf dem Sarkophag und fällt bis zu ihren Füßen herab. Mansuetudo dagegen ist als ältere Frau dargestellt, die in sich versunken auf den Stufen des Grabmals sitzt, ihr Kopf ist dem Sarkophag leicht zugewandt, ihre Hände liegen still im Schoß.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts tauchten massenhaft diese Nachbildungen einstiger künstlerischer Originale auf den städtischen Friedhöfen auf. Die inzwischen serienreife Technik der Galvanoplastik als relativ preiswerte Alternative zum Bronzeguss ermöglichte die industrielle Großproduktion. Damit wurde die "Trauernde" zur kunstgewerblichen Massenware, beliebig bestell- und reproduzierbar. Beim galvanoplastischen Produktionsverfahren wird ein Objekt durch galvanische Abscheidung von dünnen Metallüberzügen hergestellt. Bei den in Kupfer- oder Bronzetönen gehaltenen Figuren unterscheidet man zwischen Kern- und Hohlgalvanos, deren Stärke zwischen zwei bis drei Millimetern (Kerngalvano) beziehungsweise vier bis acht Millimetern (Hohlgalvano) schwankt. Die junge trauernde Frau hält häufig einen Lorbeerkranz in der rechten Hand. Bei der Figur auf dem Grab der Familie Höret-Ullrich handelt es sich um einen Kranz aus Strohblumen, auch Immortellen, also die Unsterblichen, genannt als Blumen des Gedenkens. Der Blick auf die Inschriften zeigt, dass alle Frauen dieser Familie ihre Männer in recht jungem Alter verloren haben.
· Beispiel Nr. 4: Das Relief des Rosen reichenden Engels auf dem Grabstein der Textilhändlersfamilie Weigand. (Schutz-)Engel gelten als Begleiter auch durch den Tod und als jene, die die Seele ins Jenseits bringen. Engel, die Rosen in den Händen halten, weisen auf das Paradies und die Liebe, die über den Tod hinausgeht hin. Weil Aphrodite über den Tod ihres Geliebten Adonis sehr unglücklich war, ließ sie aus dem Blut seiner Wunden das blutrote Adonisröschen wachsen. So wurde die rote Rose zum Symbol der über den Tod hinausreichenden Liebe.



· Beispiel Nr. 5: Die abgebrochene Säule auf dem Grab der Familie Hillenbrand. Sie erinnert an das abgebrochene, vor der Zeit beendete Leben.