Angefangen hat alles in der Familie. „Meine Eltern und Großeltern haben viel Musik gemacht“, erzählt er. „Hausmusik“, sagt er dazu. Vor vierzig Jahren, als Sechsjähriger, stand er dann zum ersten Mal auf der Bühne, mit einem klassischen Gitarrenorchester. Heute spielt er vor allem Jazz, Funk, Soul und Rock.
Schon als Jugendlicher habe er sich in der Szene herumgetrieben, sagt er, spielte in verschiedenen Bands und organisierte Festivals. Seine erste große Band hieß Skipjack, deren Stil er als Jazz- und Krautrock beschreibt. De Ryck hatte Erfolg, spielte unter anderem bei Live aus dem Alabama. Danach machte er unter eigenem Namen weiter. Songs von Eugen de Ryck liefen im Radio, er war unterwegs auf Festivals in der ganzen Republik – und darüber hinaus.
All die großen Namen
Poster, die in seinem kleinen Studio im Dachboden seines Hauses hängen, erzählen von den Auftritten. Von den Festivals mit Stars wie James Brown. „Für mich ist das der Oberhammer, wenn man den eigenen Namen dort zwischen all den guten Musikern liest“, sagt de Ryck.
Viele von ihnen hat er kennengelernt: den Drummer von Jimi Hendrix und Reggie Worthy, der Bassist bei Ike und Tina Turner war. Fast alle sind Musiker, die zwar mit berühmten Leuten auf der Bühne stehen, aber selten im Rampenlicht. So wie Eugen de Ryck. Er hat für Culture Beat, Fun Factory, Embryo und die Weather Girls gespielt, und er war beteiligt am Projekt Ghetto People featuring L-Vis, die mit ihrer Coverversion von Elvis Presleys „In The Ghetto“ in den Charts landeten.
Und so sprudeln im Gespräch zahllose Namen aus Eugen de Rycks Mund. Immer wieder nur kurz unterbrochen durch die Frage: „Kennste den?“ Dann geht es weiter. Eugen de Ryck erzählt, Name-Dropping quer durchs Musikbusiness.
Erzählt er von seinen Bands, kommt er immer wieder zurück auf Steffen Meder. Der Drummer aus Hammelburg, der inzwischen in München lebt, begleitet den Gitarristen seit Jahren, spielt mit ihm in der Eugen de Ryck Band und bei Funkophonique mit Joe Bowie und Reggie Worthy. Projekte, sagt de Ryck oft, wenn er von seinen Bands spricht. Denn bis auf Meder und de Ryck hat die Besetzung des öfteren gewechselt. Außerdem unterstützt eine Reihe von Gastmusikern den Gitarristen. An klassische Proben und Aufnahmen ist dabei nicht zu denken. Meist schicken die Musiker ihre Tunes, die sie bei sich im Studio aufgenommen haben, auf CD, erklärt de Ryck. Dabei seien die Vorgaben von ihm als Komponisten der Stücke ganz unterschiedlich. Manche Stücke seien komplett durchkomponiert, inklusive der Parts, die die Gastmusiker spielen sollen. Bei anderen sei nur die Grundmelodie vorgegeben, den Rest machten die Musiker selbst.
Unterwegs von Linz bis Leipzig
In seinem Studio bastelt de Ryck dann die Spuren zusammen. So sind in diesem Jahr gleich drei Alben von ihm fertig geworden. Fünf Jahre habe er daran gearbeitet. Gleichzeitig sei eine CD immer der Abschluss eines Projekts, sagt er, „weil der Prozess, die Entstehung und Entwicklung eines Songs dann vorbei sind“.
Für sein Projekt hat Eugen de Ryck vor kurzem Marcio Santos Lima gewonnen, einen brasilianischen Sänger, der früher Boxer war. Hinzu kommen aktuell Marco Terlevic aus Kroatien, Steffen Meder und Mike Turnbull. Die Musik klingt nach Lounge mit klassischer Gitarre und Cello.
Mit seinen Bands ist er auch heute noch unterwegs auf Konzerten von Linz bis Leipzig. Allerdings nicht mehr so oft wie früher. Waren es damals bis zu 150 Gigs im Jahr, sind es heute zwischen 30 und 50. Eugen de Ryck hat Familie. Und er muss arbeiten. Das Geld, das er mit seiner Musik einspielt, mache etwa ein Drittel seines Lebensunterhalts aus, sagt er. Den Rest verdient er als Gitarrenlehrer und als Berater bei einem großen Versand für Instrumente.
Gerne würde er öfter in Schweinfurt spielen. Aber: „Mein Projekt kostet dummerweise Kohle. Der Bassist steigt in Hannover in den Flieger, der Drummer kommt aus München.“ Da sind die Kosten etwas höher.
Die Größe der Konzerte ist für de Ryck indes Nebensache. „Mir ist egal, vor wie vielen Leuten ich spiele“, sagt er. „Was ich schön finde, sind die Momente, in denen totale Spannung herrscht. In denen man eine Stecknadel fallen hören kann und alle auf den nächsten Ton warten – und du entscheidest, wann du ihn spielst.“
Mehr zu Eugen de Ryck und seiner Musik gibt es im Internet unter www.eugen-de-ryck.com