Auf dem Satellitenbild beim Online-Kartendienst Google Maps ist das neu angelegte Gewässer von Gochsheim nur zur Hälfte zu sehen, aber es ist definitiv fertig: Am Freitag wurde der Holzpointensee zwischen dem Ort und der B 286 offiziell an die Gemeinde übergeben.
Der See ist kein Badesee, zumindest nicht für Menschen. Als Biotop für Amphibien, Libellen und Vogelarten wie Zwergtaucher, Drosselrohrsänger sowie viele Entenarten soll er wertvolle Lebensräume schaffen. Das Projekt ist das letzte von insgesamt 14 Maßnahmen der ökologischen Flurbereinigung in Gochsheim seit 1997, die mit der Übergabe des Holzpointensees nun abgeschlossen ist.
„Die Flurbereinigung 1972 hat Bäche begradigt, Gräben gezogen und Dränagen verlegt“, sagte Bürgermeisterin Helga Fleischer bei einem kleinen Fest zur Übergabe. Heute habe man allerdings erkannt, dass eine intakte Natur für den Menschen wichtig ist. Mit der sogenannten ökologischen Flurbereinigung habe man einen Kompromiss finden wollen, der „sowohl der ,Hochleistungslandwirtschaft‘ als auch der Ökologie dient“.
Beispiele für diesen Weg sind die Renaturierung des Flößerriedgrabens und die Bepflanzung am Sennfelder Weg. Die Flächen, die durch die Projekte für die Landwirtschaft verloren gingen, wurden vor allem durch Landtausch gewonnen. So war es auch beim Holzpointensee, für den vier Eigentümer vom Landtausch überzeugt werden mussten. Bislang war dort intensiv Acker- und Gemüsebau betrieben worden. Schließlich konnten so 2,4 Hektar Grund zusammengelegt werden. Der See selbst ist 1,2 Hektar groß. Erste Ideen für den See hatte es bereits 2003 gegeben, sie scheiterten jedoch am Geld und weil niemand sein Land an die Gemeinde verkaufen wollte.
Um das Biotop zu schaffen, sind 23 000 Kubikmeter Boden in den vergangenen zwei Jahren bewegt worden. Entstanden ist das Gewässer aus der Zusammenarbeit der Gemeinde Gochsheim, der Teilnehmergemeinschaft Gochsheim, dem Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen, der Unteren Naturschutzbehörde und dem Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken (ALE). Neben Helga Fleischer waren deshalb zur Feier auch Projektleiter Andreas Kaiser und Dorit Bollmann vom ALE gekommen. Insgesamt hat das Projekt laut der Bürgermeisterin gut eine Million Euro gekostet, wovon die Gemeinde 23 Prozent tragen musste. Der Rest kam aus Fördertöpfen.
Den Holzpointensee können Spaziergänger von einem kleinen Aussichtshügel überblicken. Dann sehen sie die Flachwasserzonen, in denen Röhricht wächst. Typische Feuchtwiesenblumen umrahmen den See. Ein Frosch oder eine Kröte quakt bereits. Außerdem wurden sogenannte Brennen geschaffen, das sind sandige Hügelchen am Ufer. Hier entstehen Magerrasenflächen. Im See gibt es keine Fische.
Damit das auch so bleibt, richtete Bürgermeisterin Helga Fleischer einen Appell an alle Gochsheimer. „Bitte setzen Sie keine Pflanzen und Fische in den See ein.“ Sie könnten das empfindliche Ökosystem beschädigen. Außerdem sollten Naturfreunde das Ruhebedürfnis der Tierwelt respektieren. Das Umfeld des Sees soll eine grüne Lunge sein – und bleiben.