Viel über Behinderten-Toiletten in der Stadt und dass Behinderten-WC nicht Behinderten-WC ist, was die Funktionsweise bei einer Alarmierung im Notfall betrifft, lernten die Stadtväter und Stadtmütter in der jüngsten Stadtratssitzung. In einem längeren Exkurs klärte Stadtbaumeister Jens Pauluhn das Gremium darüber auf, wie unterschiedlich die Situation in den sieben städtischen Behinderten-Toiletten gehandhabt wird, wenn ein Nutzer gesundheitliche Probleme bekommt und Hilfe braucht.
Quasi herausgefordert worden war der Stadtbaumeister von Stadtratsmitglied Heinz Lorz. Der hatte in der vorhergehenden Sitzung auf ein Problem bei der Behindertentoilette am Kiosk in der Grabenstraße aufmerksam gemacht.
Die Alarmschnur
Wenn ein Nutzer der Toilette gesundheitliche Probleme bekommt oder sich von ihm die Tür nicht mehr öffnen lässt, kann er dort über eine Schnur einen Alarm auslösen. Der entsprechende Signalton sei aber sehr leise und werde von außen kaum wahrgenommen, hatte Lorz moniert. Zudem sei unklar, wie man im Notfall von außen die verschlossene Toilettentür öffnen kann, um der jeweiligen Person zur Hilfe zu eilen. Gleiches gelte laut Heinz Lorz für die neu umgebaute Toilette am Bürgerspital.
Jens Pauluhn stellte klar: „Wir haben sieben Behinderten-WCs und alle funktionieren ein bisschen anders.“ Das fängt schon damit an, dass nur die neue Behindertentoilette im Bürgerspital auf den städtischen Bereitschaftsdienst für Notfälle aufgeschaltet ist. Dies war aber nur möglich, weil das Bürgerspital insgesamt daran angeschlossen ist. Bei allen anderen Toilettenanlagen müssten dafür größere zusätzliche Installationen erfolgen.
Manchmal reicht eine passende Münze
In mehreren Fällen lässt sich die Tür im Notfall mittels einer passenden Geldmünze oder eines Schraubendrehers von außen öffnen, indem man sie in den Schlitz des Drehknopfes im Türbeschlag steckt und diesen damit umdreht.
Die Behinderten-Toilette im WC-Haus am Busbahnhof funktioniert wiederum mit einem sogenannten Euroschloss, auch Eurozylinderschloss genannt. Dieser spezielle Türöffner ermöglicht den Zugang lediglich einem eingeschränkten Personenkreis mit einem bestimmten Schwerbehindertenausweis beziehungsweise wiederum dem Notrufdienst.
Wer die Behindertentoilette am Wohnmobilparkplatz an der Volkach in Höhe der Brücke in der Schallfelder Straße öffnen will, braucht wiederum den Generalschlüssel. Insbesondere dort hat die Stadt regelmäßig mit teils erheblichen Vandalismus zu kämpfen.
Am einfachsten gestaltet sich die Situation in der Behindertentoilette in der (momentan wegen der Umbauarbeiten) geschlossenen Tourist-Information im Erdgeschoss des Alten Rathauses, da sie ohnehin nur während der Öffnungszeiten zugänglich ist. Ausgelöst wird der Alarm auch hier laut Jens Pauluhn mit einer Notfallschnur. Die Tür lässt sich dann vom Personal mit einem Geldstück öffnen.
Im VG-Amtsgebäude funktioniert der Alarm ebenfalls mittels einer Notrufschnur und einem daraufhin zu hörenden Signalton.
Im Geomaris ist ebenfalls eine Notfallschur installiert. Hier lässt sich die Tür mit dem im Gerolzhöfer Bad verwendeten Chipsystem öffnen.
Ist der Signalton zu leise?
Zu guter Letzt kam der Stadtbaumeister auf das Behinderten-WC im Kiosk an der Post in der Grabenstraße zu sprechen. Mit der Schnur wird auch hier ein Signalton ausgelöst. Die Tür lässt sich im Notfall ebenfalls von außen mit einem Geldstück aufdrehen. Pauluhn musste allerdings einräumen, dass der Ton relativ leise ist. Trotzdem hätte dieser am besagten Tag von der sich hier versammelten „lustigen und wohl auch etwas lauteren Gesellschaft“ wahrgenommen werden müssen. Davon unabhängig werde derzeit aber geprüft, ob sich der Ton lauter machen lässt. Zusätzlich gibt es, ebenso wie am Bürgerspital, im VG-Gebäude und im Geomaris noch eine Alarmleuchte, um so zu signalisieren, dass man Hilfe benötige, weil man entweder gesundheitliche Probleme habe oder weil man sich nicht selbst aus der Toilette befreien könne.
Heinz Lorz dankte für die Aufklärung und wies noch einmal darauf hin, dass offenbar zunächst niemand wusste, wie man demjenigen von außen helfen konnte, der die Alarmschnur betätigt hatte. Jetzt weiß man, dass sich die Tür über den Schlitz mit einem passenden Geldstück oder einem Schraubendreher öffnen lässt.
Notfälle sind die absolute Ausnahme
Ergänzend sagte Jens Pauluhn, dass wohl kaum eine Stadt bezogen auf ihre Einwohnerzahl über so viele Behindertentoiletten verfüge wie Gerolzhofen. In den vergangenen zehn Jahren hätte es dort nach Kenntnis des Stadtbauamtes keine Notfälle gegeben. Bedingt durch die jeweiligen Bauzeiten, neue Normen und die unterschiedlichen Standorte hatte Jens Pauluhn Recht als er, wie eingangs erwähnt, feststellte: „Wir haben sieben Behinderten-WCs und alle funktionieren ein bisschen anders.“