Parkrempler in X, illegale Müllablagerung in Y, eine nächtliche Sachbeschädigung in Z. Oder wie wäre es mit einem Wohnungseinbruch in A, einer Schlägerei in B oder einem "Graffiti-Künstler" in C? Unterschiedlichste Delikte wie sie beinahe täglich bei der Polizei in Schweinfurt in der Mainberger Straße zur Anzeige gebracht werden. Und doch haben sie alle etwas gemeinsam – der oder die Täter haben es vorgezogen, abzuhauen.
Auch soziale Medien werden für die Polizeiarbeit genutzt
Zeugenhinweise sind auch im digitalen Zeitalter, neben den sich ständig verfeinernden Ermittlungsmethoden und der Spurensicherung, ungeheuer wichtig für die Aufklärung von Vergehen und Verbrechen. Und die Zeugenhinweise sind längst im digitalen Zeitalter angekommen. Polizeihauptkommissar Alexander Benkert legt eindrucksvolle Zahlen vor. Mehr als 27 000 Menschen in Unterfranken informieren sich über das Facebook-Portal der Polizei Unterfranken, 7000 sind es bei Twitter. Zeugenaufrufe im Netz werden auffällig häufig geteilt und so schnell und weit verbreitet. Im Handy-Zeitalter habe auch die Zahl der Menschen, die direkt bei der Polizei anrufen, wenn sie zum Beispiel Zeuge einer Unfallflucht wurden, oder etwas Verdächtiges beobachtet haben, deutlich zugenommen.
Es sind vor allem die Aussagen unbeteiligter, also objektiver Zeugen, die oft wichtige Mitteilungen machen können, ergänzt Polizeirat Matthias Wehner, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion in Schweinfurt. Klar, dass zum Beispiel bei einer Schlägerei vor der Disco oder im Bierzelt nicht die Kumpels des Wüterichs, sondern unbeteiligte Augenzeugen die wertvolleren Hinweise liefern.
Unfallfluchten sind Tagesgeschäft aber kein Kavaliersdelikt
Die meisten Zeugenhinweise aber beziehen sich auf das Tagesgeschäft der Polizei mit den eingangs erwähnten Delikten. Täglich werden der Polizei in Schweinfurt alleine durchschnittlich zwei Unfallfluchten gemeldet. Nicht immer lag es aber am Hinweis eines Augenzeugen, wenn der Verursacher doch noch zur Verantwortung gezogen werden kann. Mancher verplappert sich Tage später am auch Stammtisch der Verursacher selbst, oder sein Auto wurde von einer Wildkamera aufgenommen.

"Zeugen sind oft die einzige Möglichkeit für den Ermittlungserfolg", so Wehner. Beim berühmten Spiegel der im Vorbeifahren abgerissen wurde oder beim angeblich nicht bemerkten Blechschaden auf dem Supermarkt-Parkplatz ist ein Zeugenaussage oft die einzige Möglichkeit, den Vorgang wasserdicht zu klären. "Und wir gehen jedem Hinweis nach", ergänzt Wehner. "Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig bei der Polizei anrufen", ist auch das Motto von Polizeihauptkommissar Lutz Arno Braun, der bei der Schweinfurter Polizei unter anderem für die Pressearbeit zuständig ist. Wenn nur einer von 100 Fällen dank einer Zeugenaussage geklärt werden könne, habe sich die Sache schon gelohnt.
Auch bei Kleinunfällen: Die Polizei kommt immer wenn sie gerufen wird
Die Schweinfurter Polizei kommt übrigens immer, wenn sie gerufen wird, so Matthias Wehner, auch beim kleineren Auffahr- oder Wildunfall. Wer glaubt, zum Beispiel nach einem Parkrempler mit einem Zettel hinter der Windschutzscheibe des beschädigten Fahrzeugs seine Anzeigepflicht in vollem Umfang erfüllt zu haben, liegt falsch. Man sollte immer bei der Polizei anrufen und den Unfall melden. Den Zetteln am Scheibenwischer sei nämlich nicht immer zu trauen, so die Erfahrung der Polizeibeamten. Falsche Namen oder Adressen, nicht vergebene Handynummern – alles schon vorgekommen. Manchmal sei die Schrift auch unleserlich, oder Regen lasse die Buchstaben verlaufen. Anrufen und zu seinem Fehler stehen sei die beste Wahl und sorgt in der Regel dafür, dass der Verursacher um eine gebührenpflichtige Verwarnung herumkommt.
Lieber ein Anruf zu viel als einer zu wenig
Sogenannte Dashcams, wie sie in anderen Ländern bereits weit verbreitet sind, spielen für die Polizei in Schweinfurt noch keine große Rolle. Natürlich sei es aber auch schon vorgekommen, dass zum Beispiel bei illegalen Autorennen die Beteiligten ihre Raserei filmten. Diese Kameras wurden als Beweismaterial sichergestellt.
Wichtig sei, so PHK Alexander Benkert, dass die Menschen aufmerksam bleiben und bei der Polizei anrufen, wenn ihnen etwas komisch vorkommt. Vom Enkeltrick bis zum auffälligen Auskundschaften von Wohnungen, in die eingebrochen werden soll, reicht die Palette. Bürger, die deswegen bei der Polizei anrufen, bräuchten sich keine Sorgen zu machen, dass ihre Beobachtungen als Lappalie abgetan werden.
Auch deshalb vermeldet Lutz Arno Braun immer in seinen Polizeiberichten, wenn es mal wieder gelungen ist, dank Zeugenhinweisen eine Straftat zu klären. Ein gutes Beispiel dafür ist die die Ermittlung des Täters in der Schweinfurter "Lackkratzer-Serie".