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Die Rad-Legenden von Hambach

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Die Rad-Legenden von Hambach

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    Medaillen blinken aus der Glas-truhe, umrahmt von Fotos, Fähnchen, Plakaten und historischen Trinkflaschen aus Metall. Fahrräder von früher und heute - mit Holz- oder Aluminium-Felgen - ziehen den Blick des Besuchers auf sich ebenso wie Schaufensterpuppen in verschiedenfarbigen Radtrikots. Das Radrennsport-Museum im Kellergeschoss des Hambacher Rathauses erzählt seine eigene Historie.

    "Was wir hier zeigen, ist weniger die Geschichte des Fahrrades, sondern vielmehr ein Stück Heimatgeschichte", erklärt Bernd Jänicke, seinerzeit selbst aktiver Sportler. Zusammen mit Horst Schabel und Erich Hespelein gründete er vor drei Jahren das Museum, "da wir an die Legenden aus unserer Gemeinde erinnern wollten, die den nationalen und sogar internationalen Radsport mit geprägt haben". Während Schabel und Jänicke die Erinnerungsstücke zusammen trugen, baute Hespelein, der jahrzehntelang als technischer Fachmann und Betreuer bei den Rennen fungierte, die Rennmaschinen historisch und technisch korrekt wieder auf. Es hat sich gelohnt. Seither besuchen viele Touristen das Museum, die von den Rad-Koriphäen aus Dittelbrunn gehört haben. Aber auch Schulklassen lassen sich durch die Ausstellung führen und tauchen ein - in die Welt der Radsportler.

    Auch Jänicke selbst blickt mit seinen 66 Jahren auf unzählige Rennen und Medaillen zurück. So wurde er zum Beispiel 1969 Landesmeister von Nordrhein-Westfalen im 4000 Meter Verfolgungsfahren. Oder machte bei der Transeuropa-Tour - einer Ausdauer-Prüfung - mit, bei der es in 20 Tagen von Hammerfest in Dänemark nach Syrakus ans Mittelmeer ging. "5500 Kilometer haben wir damals zurückgelegt", erzählt er. Ein Plakat erinnert an die Tour, die von Fichtel & Sachs, Winora und der FAG Kugelfischer gesponsert wurde. Daneben steht sein blaues Rennrad, mit dem er all diese Strapazen auf sich genommen hat, außerdem sein Original-Trikot.

    Doch, so lenkt er den Blick von sich weg, habe es in Dittelbrunn weitaus erfolgreichere Radsportler gegeben. Er zeigt mit dem Finger auf die Deko-Puppe von Remig Stumpf, der "einer der talentiertesten in unserer Gemeinde gewesen ist". Schon mit zwölf Jahren wurde er 1978 Zweiter bei der Weltmeisterschaft im Einzelzeitfahren, 1980 war er Deutscher Meister. 1986 wurde er Deutschlands Zweiter im 4er Mannschaftsfahren und Vierter der WM in Colorado. Er wechselte ins Profilager, fuhr die Tour de Suisse und die Tour de France, bei der er zweimal Etappenzweiter wurde.

    Einer der "ganz Großen", erzählt Jänicke weiter, sei auch Ludwig Geyer gewesen. Medaillen und Urkunden aus den 30er Jahren dokumentieren seine Karriere. "Wie kaum ein anderer kletterte er über die Alpen und die Pyrenäen", erinnert sich Jänicke lachend. 1934 gewann er die Tour de Suisse, fünfmal fuhr er die Tour de France, wo seine Endplatzierungen zwischen Platz 7 und 23 lagen. Zweimal fuhr er den Giro d'Italia und nahm an sechs Weltmeisterschaften teil. Im Kellergeschoss des Hambacher Rathauses kann man sogar eines seiner Trikots bewundern - aus reiner Wolle. "Das wäre heute unvorstellbar, aber damals gab es eben die modernen atmungsaktiven Shirts noch nicht." Wer möchte, darf sogar die schwere Metall-Trinkflasche berühren, aus der Geyer während seiner Rennen trank.

    Auch auf die Spuren Günther Zieglers begibt sich Jänicke bei seiner Führung, dessen sportliche Heimat seit jeher der RV 89 in Schweinfurt war. Als Amateur nahm Ziegler 1956 an den Olympischen Sommerspielen in Melbourne teil, dann wechselte er ins Profilager, war elfmal deutscher Meister und fuhr in seiner Karriere insgesamt 350 Einzel- und Mannschaftssiege ein. Aus der Hand des Bundespräsidenten Theodor Heuss erhielt er das Silberne Lorbeerblatt. Heute führt Ziegler ein Fahrradgeschäft in Dittelbrunn. Aber auch an die großartigen Erfolge von Hans Markert, Otto Schenk, Otto Karrlein, Andreas Ziegler, Philipp Ziegler und Dieter Burkhardt erinnert Jänicke und präsentiert Original-Urkunden, Fotos, Fahrräder und Trikots.

    Auch heute, im Alter von 66, hängt sein Herz am Radsport, er verfolgt vor dem Fernseher die Tour de France und hält sich selbst mit Radfahren "auch mal eine Strecke über 100 Kilometer" fit. Dankbar ist er besonders Hambachs sportbegeistertem Bürgermeister Michael Herterich, "der uns mit dem Museum sehr unterstützt hat." Auch die Industriestadt Schweinfurt hat ihren Teil geleistet, dass der Radrennsport in der Region so erfolgreich geworden ist. So wurde er beispielsweise massiv von der Firma Fichtel und Sachs gefördert. Schon 1889 wurde der Schweinfurter Radsportverein gegründet, der später für hiesige Radsportler eine Meisterschmiede werden sollte, 1891 gab es sogar eine erste Radrennbahn. Und: Ernst Sachs brachte 1894 in Schweinfurt eine Fahrradnabe heraus, die er bis 1904 zur Torpedo-Freilaufnabe fortentwickelte. Das Fahrrad moderner Prägung war endlich auf dem Markt.

    Öffnungszeiten: Jeden ersten Sonntag im Monat (14 bis 17 Uhr) und nach Vereinbarung. Lust auf eine Führung? Dann bei der Ge- meinde, Tel.  (0 97 25)  71 24 21, oder bei Bernd Jänicke, Tel.  (0 97 21)  4 11 36, melden.

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