(la) Marc-Dominic Boberg, neu im Stadtrat für die Grünen, hat im Bau- und Umweltausschuss die Stadtsanierung kräftig angegriffen. Dilettantismus statt Feingefühl mache sich am Zürch wie auch in der Krummen Gasse breit. Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser stellte sich vor die Mitarbeiter aus dem Bauamt, die über Jahrzehnte ganz hervorragende Arbeit geleistet hätten.
Haus des Anstoßes war die Rittergasse 8, ein anerkanntes Einzeldenkmal. 2003 erwarb die Stadt das Haus, 2004 ließ sie die heruntergekommenen Rückgebäude abbrechen. Seit 2005 steht die Rittergasse 8 leer. Mittlerweile kam auch das Landesamt für Denkmalpflege zu der Erkenntnis, dass das Gebäude nicht mehr mit einem vertretbaren Aufwand herzurichten ist. Außerdem wurde es während 1875 bis 1904 mehrfach umgebaut, so dass von der einstigen Bausubstanz wenig erhalten ist. Mittlerweile hat auch ein Brand im Obergeschoss und im Dach Schäden hinterlassen.
Dem Bauausschuss schlug die städtische Sanierungsstelle deshalb den Abbruch und einen sofort folgenden Neubau vor, wobei sich der Bauherr an die historischen Vorgaben (Massivbauweise, Lochfassade, Satteldach) halten muss. Als weitere Gründe für den Abbruch führte das Bauamt die niedrigen und damit unattraktiven Raumhöhen und Mehrkosten bei einer Sanierung in Höhe von 140 000 Euro auf.
Von der Bauverwaltung wurde Boberg aufgeklärt, dass die Stadt in den Sanierungsgebieten grundsätzlich alle erdenklichen Grundstücke und Häuser aufkauft, um sie später im Sinne der Sanierungsziele zu veräußern. Dieses Argument war für Boberg nur teilweise nachvollziehbar. Die gesamte Rittergasse sei, außer dem Ebracher Hof, alles andere als attraktiv saniert geworden. Auch in der Krummen Gasse sei alte Bausubstanz einer unsensiblen Architektur gewichen.
Nachdem Baureferent Jochen Müller nochmals auf die marode Bausubstanz aufmerksam gemacht hatte und darauf, dass Interessenten gefunden seien, erklärte Oberbürgermeisterin Grieser, dass die städtische Sanierungsstelle sensibel mit der alten Bausubstanz umgehe. Grieser zu Boberg: „Mag ja sein, dass die sanierten Gebiete nicht allen gefallen. Doch die Mehrheit im Stadtrat steht hinter der Sanierungsstelle und hinter deren guter, ja außerordentlich erfolgreicher Arbeit. Sie mögen ja meinen, dass das alles Schrott ist, doch so ist das in der Demokratie, die Mehrheit entscheidet.“
Gegen den Abbruch stimmte dann neben Boberg nur Herbert Wiener von der SPD.