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WERNECK: „Die Schärfe ist raus, nun geht's um Feinheiten“

WERNECK

„Die Schärfe ist raus, nun geht's um Feinheiten“

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    So sieht ein Landkabel aus, das einmal von der Nordsee gen Süden vergraben werden soll.
    So sieht ein Landkabel aus, das einmal von der Nordsee gen Süden vergraben werden soll. Foto: Uwe Eichler

    Was zwischen Snacks und Kaffee im Kasino II des Wernecker Schlosses herumgereicht wird, sieht aus wie eine aufgeschnittene Frucht mit vielen Kernen. Rund vierzig Besucher dürfen einen Blick auf ein Erdkabel des Projekts BorWin3 werfen, im Querschnitt. Das Landkabel ist das letzte Stück einer Verbindung zwischen den Offshore-Windrädern in der Nordsee, das nach Emden führt. Geht es nach Stromnetzbetreiber Tennet, werden sich solche Kabel irgendwann nach 2020 regenwurmgleich im Erdboden von der Nordsee gen Süden winden, als Gleichstromtrasse SuedLink.

    Keine Verbindungsbauten auf freier Strecke

    Die Strecke von Wilster nach Großgartach läuft dabei über Grafenrheinfeld. Auf freier Strecke sind keine Verbindungsbauten vorgesehen, nur Muffen, die hochrein in Containern zusammengefügt werden müssen. Die CSU-Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber hat zum Schlossgespräch zwischen den Beteiligten gebeten, nachdem Ende September neue Trassenvorschläge des Betreibers präsentiert worden sind.

    Es ist der inzwischen siebte Runde Tisch. Mit dabei: Vertreter der betroffenen Gemeinden und Landkreise, Verbände und Bürgerinitiativen. Der Landkreis Schweinfurt war durch Vizelandrätin Christine Bender vertreten, außerdem Kitzingen, das überraschend in einer Trassenvariante aufgetaucht ist. Wipfelds Bürgermeister Tobias Blesch und Schwanfelds Rathauschef Richard Köth gaben die Bedenken des südlichen Landkreises wieder, der in diesem Fall ebenfalls betroffen wäre. Auf Tennet-Seite war Gesamtprojektleiter Christoph Thiel anwesend.

    Zwischendurch war auch Martin Elsberger vor Ort, als Referatsleiter im bayerischen Wirtschaftsministerium zuständig für die Energie-Infrastruktur. Im Gespräch ist eine westliche Variante von Fulda durch das Sinntal bei Zeitlofs gen Karlstadt, bei dem der Netzknotenpunkt Grafenrheinfeld via Arnstein angeschlossen werden würde. Die Ostvariante sieht einen Verlauf von Meiningen her entlang der A 71 vor, entweder mit Abzweigung bei Oerlenbach Richtung Karlstadt, von dort weiter auf der Westroute, oder aber von Grafenrheinfeld aus durch den Landkreis Kitzingen nach Süden.

    Freiluftschneise ist vom Tisch

    Die Politik freut sich erst einmal, dass die Freileitungsschneise durch die Republik vom Tisch und der Vorrang der Erdverkabelung festgeschrieben ist. „Die Schärfe ist raus“, findet Weisgerber. „Wir stehen erst am Beginn des Verfahrens“, fasst die Abgeordnete die Gespräche zusammen, es gebe noch keine Festlegungen bei der Streckenführung. Allerdings: Anfang Juli 2015 habe sich die Große Koalition auf eine Entlastung des Netzknotenpunkts Grafenrheinfelds geeinigt, was durch die mögliche Trassenweiterführung über Kitzingen nun bedroht sei. „Es kann nicht sein, dass ein Viertel der Stromlast Deutschlands in Grafenrheinfeld gebündelt wird.“

    Ein westlicher Trassen-Verlauf mit „Stich über Arnstein“, wäre aus Sicht des Landkreises Schweinfurt schonender. In jedem Fall sei die Öffentlichkeit gefordert, sich einzubringen – die erste Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung läuft noch bis zum 29. November. Ein weiteres Anliegen der Parlamentarierin: Die angemessene Entschädigung der Landwirte oder Grundstückseigentümer, auch für die Folgeschäden. Weinberge und andere Sonderkulturen hätten deutlich längere Regenerationszeiten.

    Ebenso sollten nicht zusätzlich Ackerflächen für Ausgleichs- und Kompensationsmaßnahmen herangezogen werden, meint Weisgerber. Die Landtags-CSU habe eine Initiative gestartet, mit dem Ziel, den Flächenverbrauch zu minimieren, Umwelt- und Landwirtschaftsministerium wollten die Kompensationsmaßnahmen „gegen Null“ führen. Nur bei Naturschutzgebieten müsse der Betreiber einen Ausgleich schaffen. Letztlich kämen die Gleichstromleitungen günstiger als dezentrale Lösungen oder Gaskraftwerke, glaubt Weisgerber. Sie verweist auf sogenannte Redispatchkosten, die bei dezentraler Versorgung durch Maßnahmen gegen Netzüberlastungen entstehen würden.

    Sorge vor Grundwasser-Störungen

    Am Runden Tisch wurde allerdings durchaus auch Kritik laut. Die Rede war von dauerhaften Grundwasser-Störungen in der Landwirtschaft oder einer „Fußbodenheizung“.

    Man rede von ein oder zwei Grad Erderwärmung rund um die Kabel, verteidigte Tennet-Vertreter Thiel das Milliardenprojekt. Man wolle bei der Verkabelung möglichst wenig in die Bodenstruktur eingreifen und außer Sand und Kabel kein Fremdmaterial einbringen. „Es muss fachmännisch gemacht sein.“ Am Ende sei das Kabel im Boden praktisch unsichtbar.

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