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Wettringen: Die seltene Mopsfledermaus wurde am Brönnhof nachgewiesen

Wettringen

Die seltene Mopsfledermaus wurde am Brönnhof nachgewiesen

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    Die Mopsfledermaus ist nun auch für den Bereich Brönnhof nachgewiesen. Bis zu 29 Zentimeter beträgt die Flügelspannweite der höchstens 13 Gramm schweren Fledermaus. Ihren Namen hat die Fledermaus aus der Familie der "Glattnasen" von ihrer "mopsartig" gedrungenen Schnauze. 
    Die Mopsfledermaus ist nun auch für den Bereich Brönnhof nachgewiesen. Bis zu 29 Zentimeter beträgt die Flügelspannweite der höchstens 13 Gramm schweren Fledermaus. Ihren Namen hat die Fledermaus aus der Familie der "Glattnasen" von ihrer "mopsartig" gedrungenen Schnauze.  Foto: dpa/Sebastian Willnow

    Der Landkreis Schweinfurt hat höchst willkommene "Zuzügler". Wobei man nicht genau weiß, ob sie sich erst entschlossen haben, hier zu siedeln oder ob sie – was wahrscheinlicher ist – schon länger da sind. Auf jeden Fall gelang jetzt erstmals zweifelsfrei der Nachweis, dass es sie gibt und zwar erfreulich zahlreich. Die Rede ist von "Barbastella barbastellus" oder einfacher ausgedrückt der Mopsfledermaus. Die mittelgroße Fledermaus, im Wald lebende Insektenjägerin und auf kleine Nachtfalter spezialisiert, gehört zu den besonders bedrohten Fledermausarten in Deutschland.         

    So bedroht, dass sie um 1990 herum schon als nahezu ausgestorben galt, erst zur Jahrtausendwende gab es wieder Nachweise in Deutschland. Wegen ihrer hohen Spezialisierung, ihrer Standorttreue mit "inselartigen" Populationen und dem gleichzeitigen Bedarf nach einer Vielzahl von (Baum)quartieren reagiert diese Fledermausart besonders sensibel auf Veränderungen ihres Lebensraumes. Ein Lebensraum, der sich kaum oder lediglich im Takt der Natur verändert, ist daher ideal für eine der seltensten der 24 in Deutschland heimischen Fledermausarten. Innerhalb Europas wiederum hat die Mopsfledermaus in Deutschland ihren Verbreitungsschwerpunkt, weshalb sie hierzulande nicht nur auf der "Roten Liste" steht, sondern auch als "Verantwortungsart" eingestuft ist. 

    So ein Platz ist der ehemalige Truppenübungsplatz Brönnhof. Das Gelände, auf dem bis 2014 die Amerikaner  mit schwerem militärischen Gerät zugange waren, gehört heute zum Nationalen Naturerbe und wird wie viele ähnliche Flächen vom Bundesforstbetrieb Reußenberg betreut. Ein Gelände, dem zwar punktuell durch Panzer und Co. arg zugesetzt wurde, auf dem sich aber ansonsten die Natur ohne Spritzmittel, Dünger und nennenswerte forstwirtschaftliche Zwänge entwickeln konnte.      

    In solchen Waldabteilungen fühlt sich nicht nur die Mopsfledermaus wohl. Sie hat Platz für ihre Jagdflüge, findet alte Bäume (bevorzugt Eichen) vor, in denen sie siedeln kann. Markus Dietz zeigte am Beispiel einiger Standorte im Brönnhof, was man für den Erhalt der Lebensbedingungen der bedrohten Art tun kann.  
    In solchen Waldabteilungen fühlt sich nicht nur die Mopsfledermaus wohl. Sie hat Platz für ihre Jagdflüge, findet alte Bäume (bevorzugt Eichen) vor, in denen sie siedeln kann. Markus Dietz zeigte am Beispiel einiger Standorte im Brönnhof, was man für den Erhalt der Lebensbedingungen der bedrohten Art tun kann.   Foto: Helmut Glauch

    Im Rahmen des Verbundprojektes "Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland" hat der Bundesforstbetrieb 2020, auf der Suche nach der wegen der für sie idealen Strukturen am Brönnhof vermuteten Mopsfledermaus, sogenannte Mini-Batcorder (Bat englisch = Fledermaus) aufgestellt und ausgelesen. Dabei wurden riesige Datenmengen gesammelt, die vom "Institut für Tierökologie und Naturbildung" ausgewertet wurden mit dem Ergebnis, dass die Mopsfledermaus am Brönnhof heimisch ist. 

    So sieht eine typische Flugschneise der Mopsfledermaus aus. In dieser Woche werden dort Netze hängen, um die Tiere genetisch beproben und mit Minisendern ausstatten zu können.
    So sieht eine typische Flugschneise der Mopsfledermaus aus. In dieser Woche werden dort Netze hängen, um die Tiere genetisch beproben und mit Minisendern ausstatten zu können. Foto: Helmut Glauch

    Zur Vorstellung der Ergebnisse hatten Egon Schleyer, Funktionsbereichsleiter Naturschutz beim Bundesforstbetrieb Reußenberg, und sein Team in das Feuerwehrhaus Weipoltshausen eingeladen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Naturschutzabteilung der Bundesforstzentrale und aus der Projektleitung des Verbundprojekts sowie dem Projektpartner, der "Naturstiftung David",  waren der Einladung gefolgt. Biologe Markus Dietz, Geschäftsführer des Instituts für Tierökologie, erläuterte die Ergebnisse aus den Bat-Corder-Aufnahmen und wie es nun weitergeht.  

    Solche Bäume, in denen der Specht schon einmal Vorarbeit geleistet hat, sind gute Quartierbäume für die  Mopsfledermaus.
    Solche Bäume, in denen der Specht schon einmal Vorarbeit geleistet hat, sind gute Quartierbäume für die  Mopsfledermaus. Foto: Helmut Glauch

    Der Ruf der Mopsfledermaus, ein "fliegendes Säugetier", das Quartierbäume besiedelt und darin sehr gut sozial strukturiert seine Einzelkinder säugt und aufzieht, wurde am Brönnhof einwandfrei nachgewiesen. Rund 280 000 Fledermausrufe (insgesamt gibt es 14 Fledermaus-Arten am Brönnhof) wurden registriert, die Mopsfledermaus ist dabei. Dafür wurden im vergangenen Jahr erfassungstechnisch 60 Raster (400 auf 400 Meter) über den Brönnhof gelegt und die Bat-Corder mit wechselnden Standorten strategisch aufgestellt. In 51 der 60 Raster wurde der Ruf der Mopsfledermaus nachgewiesen. Für die Fachleute nicht nur ein eindeutiges, sondern in dieser Klarheit nicht erwartetes positives Ergebnis. "Es ist tatsächlich das Gebiet mit der höchsten Rufdichte, das wir bearbeiten", so Markus Dietz, der das Verbundprojekt Mopsfledermaus bundesweit begleitet.

    Vermutet werden zwei Kolonien mit etwa 25 bis 30 Weibchen pro Kolonie, dazu kommen der Erfahrung nach vereinzelte Männchen. Mopsfledermäuse leben nach Geschlechtern getrennt, die Weibchen ziehen in sogenannten Wochenstubenkolonien ihren Nachwuchs groß. "Da wird nie geschlafen", skizzierte Markus Dietz den Betrieb in so einer Baumhöhle. Sechs Wochen säugen die extrem fürsorglichen Mütter ihren blind geborenen Nachwuchs mit enorm energiereicher Milch. Dann sind die Kleinen bereit auszufliegen. Solche Kolonien werden übrigens bevorzugt in Bäumen mit Spalten und Rissen oder solchen, in die zuvor ein Specht seine Höhle geklopft hat, angelegt. Auch Rinden-Taschen, also der Platz unter abstehender Rinde an absterbenden Bäumen, werden gerne zur Besiedlung genutzt. Den Winter verbringt die Mopsfledermaus in für sie zugänglichen Kellern, stillgelegten Bahntunneln, Höhlen oder Stollen.        

    Manchmal reicht eine Fingerbreite für einen Unterschlupf. In solchen Spalten, wie sie sich bevorzugt an alten und absterbenden Bäumen zwischen Borke und Baum auftun, richtet die Mopsfledermaus schon mal ganz gerne eine Kinderstube ein. 
    Manchmal reicht eine Fingerbreite für einen Unterschlupf. In solchen Spalten, wie sie sich bevorzugt an alten und absterbenden Bäumen zwischen Borke und Baum auftun, richtet die Mopsfledermaus schon mal ganz gerne eine Kinderstube ein.  Foto: Helmut Glauch
    Mit solchen Bat-Cordern machte man sich auf die akustische Spurensuche.
    Mit solchen Bat-Cordern machte man sich auf die akustische Spurensuche. Foto: Helmut Glauch

    Nun werden an den akustischen Hot-Spots, also den Stellen im Bereich Brönnhof, an denen die meisten Mopsfledermäuse geortet wurden, Fangnetze in ihren vermuteten Flugschneisen und Jagdgebieten aufgehängt. Genetische Proben werden entnommen und die Tiere mit winzigen Sendern versehen. So hofft man, weitere Aufschlüsse über die Population und die Zahl der Kolonien zu gewinnen und so Quartierbäume erfassen und kartieren zu können. Mit diesen Erkenntnissen im Gepäck ist das erklärte Ziel, die Lebensräume der Mopsfledermaus nicht nur zu erhalten, sondern gezielt zu fördern.  Zu wissen, wo sind die Tiere, wo sind ihre Jagdgebiete, erleichtere es, die Belange der Fledermäuse und die jeweilige forstliche Praxis in Einklang zu bringen, so Dietz.   

    Erläuterungen über das Brönnhof-Areal lieferten der Funktionsbereichsleiter Naturschutz, Egon Schleyer, (hinten links) und Revierförster Stefan Fritsche (hinten rechts) den zur Präsentation der Batcorder- Ergebnisse angereisten Fachleuten. 
    Erläuterungen über das Brönnhof-Areal lieferten der Funktionsbereichsleiter Naturschutz, Egon Schleyer, (hinten links) und Revierförster Stefan Fritsche (hinten rechts) den zur Präsentation der Batcorder- Ergebnisse angereisten Fachleuten.  Foto: Helmut Glauch

    Wie das aussehen kann, erläuterte Markus Dietz den Naturschutz-Experten im Rahmen einer Exkursion an verschiedene Punkten des weitläufigen Brönnhof-Areals. Sie hatten teils eine weite Anreise auf sich genommen hatten, um bei der Ergebnis-Präsentation dabei zu sein. Die Voraussetzungen und Waldstrukturen sind gut geeignet, dass im Bereich Brönnhof, in dem nach dem Weggang der Amerikaner der Wald ohne Nutzungsdruck einfach nur Wald sein darf, die Mopsfledermaus dauerhaft heimisch sein kann.   

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