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Die Stachelbärte sind zurück

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Die Stachelbärte sind zurück

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    Der Ästige Stachelbart: Die seltene Pilzart hat sich in der Nähe von Ebrach auf einem schon fast vermoderten Stamm angesiedelt und prächtig entwickelt.
    Der Ästige Stachelbart: Die seltene Pilzart hat sich in der Nähe von Ebrach auf einem schon fast vermoderten Stamm angesiedelt und prächtig entwickelt. Foto: Fotos: Norbert Finster

    In blitzblank ausgeräumten Wirtschaftswäldern früherer Jahre hätten und haben Stachelbartpilze keine Chance gehabt. Denn sie brauchen entweder dicke, liegende Baumstämme in der Endphase des Vermoderungsprozesses wie der Ästige Stachelbart oder sie wachsen auf modrigen Baumstümpfen wie der Dornige Stachelbart oder sie benötigen noch stehende ältere Eichen oder Buchen, auf denen der Igelstachelbart als Wundparasit wachsen kann.

    Im Forstbetrieb Ebrach kamen diese seltenen Pilzarten lange nur in den Naturwaldreservaten vor. Erst in den vergangenen Jahren sind Stachelbärte auch außerhalb der aus der Nutzung genommenen und geschützten Reservate gesichtet worden. Das hat damit zu tun, dass der Forstbetrieb jetzt stehendes und liegendes Totholz in den Wäldern zurücklässt und außerdem Biotopbäume vor dem Einschlag schützt.

    Im Rahmen seines Naturschutzkonzepts strebt der Forstbetrieb Ebrach pro Hektar 20 bis 40 Kubikmeter Totholz und zehn Biotopbäume an. Eine große Krone einer gefällten Buche kann es bis auf zwei Kubikmeter bringen, die im Wald bleiben.

    Mit dieser Waldpolitik begibt sich Betriebsleiter Ulrich Mergner wissentlich zwischen zwei Fronten. Auf der einen Seite die Brennholzwerber, die nicht verstehen können, dass so viel Holz im Wald bleibt. Das Belassen von Totholz und Biotopbäumen im Wald bedeutet also für Merger einen hohen Verwertungsverzicht. Auf der anderen Seite stehen die Verfechter von Großschutzgebieten bis hin zum Nationalpark, denen Mergners Trittsteinkonzept zu wenig ist.

    Doch die Rückkehr von Stachelbartpilzen in den Wirtschaftswald ist für ihn ein Beweis, dass auch dort seltene Arten leben können, wenn man ihnen Lebensgrundlagen zur Verfügung stellt. In einer Trittsteinfläche in der Waldabteilung „Webera“ oberhalb eines ehemaligen Tanklagers zeigt Ulrich Mergner an einer steilen Hanglage eine stattliche Kolonie von Ästigen Stachelbärten.

    Sie hat sich auf einem dicken Buchenstamm breit gemacht, der wohl schon 15 bis 20 Jahre vor sich hinmodert und schon fast am Ende des Zersetzungsprozesses angelangt ist. Nur wenn starkes Totholz im Wald bleibt, kann dieser Pilz heimisch werden. Solche dicken Stämme können auch Wasserspeicher sein und liefern am Ende den wertvollen Dünger Humus.

    Wenn der Stamm schon „ausgelutscht“ ist

    Der Stachelbart wird wohl der letzte von den fünf bis acht Verwertergesellschaften sein, die den Stamm schon „ausgelutscht“ haben, bevor er wieder zu Humus wird. Nur auf solchem Untergrund siedeln sich die Pilzsporen an, die der Fruchtkörper des Ästigen Stachelbarts millionenfach ausstößt.

    Nach drei bis fünf Jahren wird die jetzige Pilzkolonie den Stamm wieder verlassen, weil er dann nicht mehr ergiebig genug ist. Der Bestand dieses Pilzes flackert also immer nur auf und verschwindet wieder, ganz anders als beim Steinpilz, wo viele Sammler sich dauerhaft auf ihre geheimen Ecken verlassen können.

    Zwölf Vorkommen des Ästigen Stachelbarts hat Ulrich Mergner bereits außerhalb der Naturwaldreservate entdeckt. Ein noch höheres Vorkommen ist nicht ausgeschlossen, weil auch ein Förster nicht an alle Stellen des Waldes kommt. Eines aber ist für den Forstbetriebsleiter seltsam. Nördlich der Rauhen Ebrach, also in den großen Waldgebieten am Zabelstein und im Böhlgrund, hat Mergner allerdings noch keinen einzigen Stachelbart gesehen, obwohl auch hier das Wohnraumangebot groß ist. Ein kleinerer Bruder des Ästigen Stachelbarts ist der Dornige Stachelbart, den Mergner im Störleinsgrund nahe Neudorf ausgemacht hat. Er bevorzugt alte Baumstöcke. Auch von diesem Pilz fanden sich bereits vier Vorkommen.

    Ein Unikat im Weihergrund

    Ein Unikat ist bisher aber der Igel-Stachelbart im Weihergrund südlich der B22 bei Ebrach. Diese Art liebt Biotopbäume mit Zugang zu Holz, etwa über Baumwunden, erläutert der Forstexperte.

    Zusammengenommen gebe es jetzt in den Wirtschaftswäldern bereits doppelt so viele Stachelbärte wie in den Naturwaldreservaten des Forstbetriebs, sagt Mergner. Damit ist er seinem Ziel, Artenreichtum auch im Wirtschaftswald zu ermöglichen, ein Stückchen näher gekommen.

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