Seit zehn Jahren ist die Werner Bräu nicht mehr in Poppenhausen zu Hause. Dabei erinnert noch vieles im Ort an die großen Zeiten der Brauerei, die einst der größte Arbeitgeber in der Gemeinde Poppenhausen war. So sind sogar Straßen nach den Firmeninhabern benannt.
Ein Rundgang durch Poppenhausen mit Dieter Nicola zeigt, wie wichtig die Brauerei einst für den kleinen Ort Poppenhausen war. Nicola arbeitete die meiste Zeit seines Berufslebens bei Werner-Bräu. Er besitzt auch heute noch eine große emotionale Bindung zu der Brauerei und zu der ehemaligen Eigentümerfamilie.
Vieles, was Dieter Nicola erzählt, belegt das gute Verhältnis der Arbeitgeber zu den Arbeitnehmern. Es beweist, wie eng die Brauerei mit der Gemeinde, den örtlichen Vereinen und den Bürgern hier verbunden war.
„Bei der Bierwoche“, so erzählt Nicola, „hat es sogar Geld für den Helfereinsatz gegeben!“ Die bezahlte Prämie kam aber nicht direkt dem Helfer zugute, sondern dem Verein, dem sich die Helfer oder Helferinnen verbunden fühlten. Auf diese Weise profitierte das ganze Dorf von dem großen Fest, das tausende Besucher aus der gesamten Region nach Poppenhausen lockte. Nicht zuletzt, weil hier das Bier zu sehr günstigen Konditionen ausgeschenkt wurde. Auch die in Schweinfurt stationierten GIs waren treue Gäste.
Alte Emailleschilder erinnern an Werner-Bräu
Dieter Nicola hat eines der seltenen Emailleschilder zum Treffen mitgebracht, mit denen einst für die Poppenhäuser Bierwoche geworben wurde. Stolz zeigt er auch Bilder aus den Festschriften und verweist auf die historischen Fotos der alten Brauerei, die noch im Saal der ehemaligen Brauereigaststätte hängen.
An die Brauerei erinnert in Poppenhausen noch vieles. Auffällig sind das Fass-Wappen am „Stern“, der ehemaligen Brauereigaststätte, oder der große Maßkrug – inzwischen in die Jahre gekommen – in der Dorfmitte. Die Eigentümer-Familie findet sich in Straßennamen wieder, das neue Rathaus liegt am Martin-Werner-Platz 1, und aus dem Rathausbrunnen kann sogar Gerstensaft fließen. Beim Bau hat man extra Platz gelassen für Bierfässer. „An ganz besonderen Tagen gab es sogar Werner Pils aus dem Brunnen.“
Echte „Werner-Schätze“ hat Kurt Dees gesammelt. Der ehemalige Bauhof-Mitarbeiter nennt alte Krüge, Wirtshausschilder und vieles mehr mit dem Werner-Schriftzug jetzt sein Eigen. Er ist wahrscheinlich der eifrigste aller „Werner-Sammler“.
Wie Dieter Nicola hat auch Kurt Dees eine enge Beziehung zur Brauerei und zu deren Besitzer. Die Straßenabsperrung bei der Bierwoche hatte früher zu seinem Aufgabengebiet gehört. Als die Brauerei dann ihre Pforten schloss, hatten die Inhaber dem Sammler das eine oder andere Teil überlassen. Werner-Krüge und Werner-Gläser hat wohl jeder Poppenhäuser noch daheim. Die ältesten Tonkrüge aber, die Kurt Dees sorgfältig auf den Tisch stellt, sind mehr als 200 Jahre alt. „Die ganz alten Krüge haben den Eichstrich noch außen.“
Firmengeschichte geht bis ins 18. Jahrhundert zurück
Dees zeigt noch mehr von seinen Erinnerungsstücken an die Brauerei in Poppenhausen: Schilder, die in den Betriebsgebäuden hingen, alte Bierkisten aus den 60er-Jahren (damals noch aus Karton), Lampen, die über den Theken angebracht waren, Gläser jeder Größe und mit vielen Variationen des Werner-Logos. Einige der Stücke waren gar nicht in Serie gegangen und landeten direkt bei Sammler Dees, der in Maibach wohnt.
Die Geschichte der Werner-Bräu geht bis ins 18. Jahrhundert zurück, als der Fürstbischof von Erthal im Jahr 1791 die Konzession zur Errichtung einer Brauerei verfügte. Ein halbes Jahrhundert später erwarb Johann Kaspar Werner aus Eltingshausen die Brauerei. Die Werner-Bräu wuchs, 1991 waren über 100 Mitarbeiter in Brauerei und Vertrieb beschäftigt.
2007 endete dann die Geschichte der Traditionsbrauerei in Poppenhausen. Aus wirtschaftlichen Gründen machte die Würzburger Hofbräu AG, an die einige Jahre zuvor die Werner-Bräu verkauft worden war, die Niederlassung in Poppenhausen dicht. Das Werner-Bräu-Bier war schon längst nicht mehr hier gebraut worden. Seit der Übernahme durch die Hofbräu 1999 war die Niederlassung in Poppenhausen nur noch für Vertrieb und Logistik zuständig.
Absatzeinbußen, die Kostenexplosion bei den Rohstoffen und der Umstand, dass für die Immobilie in Poppenhausen umfangreiche Investitionen notwendig geworden wären, hatten die Hofbräu-Geschäftsführung zu diesem Schritt veranlasst.
17 Mitarbeiter waren von der Brauereischließung betroffen
17 Mitarbeiter waren von der Schließung betroffen. Etwas über die Hälfte kam bei der Würzburger Hofbräu selbst und bei anderen Speditionen unter, dem Rest wurden Abfindungen angeboten.
Vom ehemaligen Stolz der Gemeinde blieb nach dem Abzug der Brauerei nur eines, die Poppenhäuser Bierwoche. Die währte aber auch nicht lange. 2009 fand letztmals das legendäre Fest statt, allerdings schon nicht mehr unter der Regie der Brauerei. Heute erinnert an die Tradition der Bierwoche das Bierfest der Freiwilligen Feuerwehr Poppenhausen, das in und um das Feuerwehrwehrhaus abgehalten wird.