Er ist gerne zu Gast in der Schweinfurter Disharmonie, sagt der niederbayerische Kabarettist Django Asül. Rappelvoll ist der kleine Raum am Main, um Asüls Jahresrückblick 2016 zu lauschen. Der liefert ordentliche Abendunterhaltung an einem Werktag. Mehr braucht es manchmal auch nicht.
Etwas zäher Start
Kann man die Übergriffe aus der Kölner Silversternacht 2015 wirklich satirisch aufarbeiten? Asül kann. Chronologisch ist es auch korrekt, damit ins Programm einzusteigen, doch den meisten in der rappelvollen Disharmonie bleibt bei solch schwerer Kost erst einmal das Lachen im Halse stecken. Da braucht der Niederbayer schon ein paar Klassiker, um die Schweinfurter aufzutauen. Witze über die Bahn funktionieren fast immer, die über die Leibesfülle von Sigmar Gabriel auch.
Django Asüls Rezept ist einfach, macht aber auch den Reiz des Programms aus. Er befasst sich mit tatsächlichen Ereignissen des vergangenen Jahres, fügt ein paar Sequenzen hinzu, deren fehlende Echtheit jedem sofort einleuchtet, und schon befindet sich der Zuhörer in einem humorigen Dickicht aus Drehungen und Wendungen. Oder Asül verkehrt den wahren Ausgang einfach um, um manche Absurdität des politischen und gesellschaftlichen Alltags bloßzustellen.
Testosteron der CSU
Und so hangelt sich Django Asül durch das Jahr 2016 mit all seinen bekannten und unbekannten Protagonisten. Der Brexit darf da nicht fehlen, was in Asüls Geschichtsschreibung einen Anknüpfungspunkt in der Fußball-EM hat: Zwangsläufig konnte England nicht mehr im Wettbewerb bleiben. Frau Merkel befindet sich mit dem CSU-Testosteron-Klumpen im Ringkampf und Herr Erdogan schwört auf seine Direktdemokratie.
Nach der Halbzeit ist Asül dann gut in Form, das Publikum inzwischen auch. Asüls beste Zeit ist immer dann, wenn er sich spontan ans Publikum wendet. In Millisekunden misst sich seine Schlagfertigkeit und die beißende Ironie trifft punktgenau.
Bachs Diplomatenpass
In Asüls satirisch verdrehter Weltsicht Programm manifestiert sich die Leitkultur der CSU auf das Sakrileg, wenn ein Preuße es wagt, eine Weißwurst mit scharfem Senf zu verspeisen. Bei Asül kommen sie dann alle dran: Beckenbauer und seine WM-Millionen, die SPD-Biografie-Schwindlerin Petra Hinz, AfD-Gauland und sein Problemnachbarn Boateng. Und als neuen Bundespräsidenten schlägt Asül einen Tauberfranken vor. IOC-Chef Bach. „Einen Diplomatenpass hat er ja schon.“ Josef Schäfer