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SÖMMERSDORF: Die zwei Gesichter des Kajaphas

SÖMMERSDORF

Die zwei Gesichter des Kajaphas

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    Der auffällig gekleidete Mann mit dem Hörnerhut ist ständig auf der Freilichtbühne präsent, hat viel zu sagen: Kajaphas, der Drahtzieher und eigentliche Gegenspieler Jesu, hat die umfangreichste Sprechrolle bei den Fränkischen Passionsspielen. „Wir sind bei den meisten der 20 Auftritte dabei“, sagt Klaus Büttner, der zum dritten Mal den Hohenpriester mimt. „Da hat man keine Zeit, zwischendurch nach Hause zu gehen oder mal ein Bier hinter der Bühne zu trinken“, ergänzt Oswald Schmitt, der zweite Darsteller, „höchstens in der Pause“.

    Die beiden Männer ähneln sich mittlerweile durch den üppigen Bart- und Haarwuchs, der allerdings „am 31. August um 18.30 Uhr ein Ende hat“, wie Klaus Büttner sehr bestimmt vom letzten Vorstellungstag spricht. Die Darsteller tragen dieselben aufwändig geschneiderten Obergewänder, die Untergewänder wurden für jeden extra genäht. Der Hut auch, denn „der Klaus hat einen größeren Kopf“, sagt Ossi Schmitt. Wenn einer als Hoherpriester auf der Bühne steht, ist der andere als stummes Mitglied des Hohen Rates dabei. „Wir kommen sehr gut miteinander zurecht“, sagt der 54-jährige Schmitt, „überhaupt kein Problem, sehr freundschaftlich“, bestätigt der 43-jährige Büttner. „Früher gab's mal Probleme“, weiß der Ältere und spielt auf eine Anekdote an, nach der sich die beiden damaligen Kajaphas-Darsteller nicht einigen konnten, wer die Premiere spielt. Das Problem löste sich von alleine, weil einer vor der Eröffnung vom Fahrrad stürzte und sich das Gebiss ausschlug.

    „Wir helfen uns gegenseitig“, sagt Schmitt. „Jeder macht seinen Stiefel, keiner ahmt den anderen nach“, fügt er hinzu. „Ich habe ihn gefragt, wer die Premiere spielt“, so Klaus Büttner, „er meinte, das sei ihm egal.“ „Mir auch“, habe er entgegnet. Beide einigten sich dann auf Schmitt, da der jüngere Büttner vor fünf Jahren bei der Eröffnung dabei war.

    Mit dem leicht geänderten, umfangreichen Text haben beide Männer wenig Probleme. „Nach 50 Jahren kennt man alle Rollen“, sagt Ossi Schmitt schmunzelnd. Als Vierjähriger spielte er im Volk, gab später den Wasserknaben bei Pilatus, dann ein Mitglied des Hohen Rats und nun zum zweiten Mal den Kajaphas. „Die Rolle passt zu mir, der ist nicht so heilig“, sagt der Heizungsbauer trocken. Ebenfalls keine Berührungsängste mit dem Part des „Oberfieslings“ hat Klaus Büttner. „Das war ein Machtmensch, der seine Position verteidigt.“ Mit der Figur hat sich der 43-jährige Systemprogrammierer bereits vor fünf Jahren intensiv auseinandergesetzt. „Dieser Hohepriester war 19 Jahre lang an der Macht. Das hat er nur geschafft, weil er schlau war.“ Die jüdisch-religiösen Ämter im Judäa dieser Zeit waren von dem Wohlwollen der römischen Besatzungsmacht abhängig. „Die stützten sich gegenseitig“, weiß Büttner über die Gestalt des Kajaphas und des römischen Statthalters Pontius Pilatus.

    Obwohl beide mit ihrer Rolle, mit Text lernen und Wochenend-Proben – neben dem Brotberuf – genug zu tun hätten, engagieren sich rund um das Passionsspiel. Ossi Schmitt ist als handwerklich und organisatorisch geschickter Mann überall gefragt. Klaus Büttner steht der Heimatkapelle vor, die beim Eröffnungsgottesdienst in großer Besetzung musiziert. Der leidenschaftliche Hobbyschauspieler wirkt auch als Erzähler bei der Musical-Gala am 28. Juni mit.

    Daten & Fakten

    Die Passionsspiele Premierenprogramm am Sonntag, 22. Juni 10 Uhr: Festgottesdienst mit Bischof Friedhelm Hofmann auf der Freilichtbühne. 14.30 Uhr: Premierenvorstellung. Es gibt noch Karten unter Tel.(0 97 26) 26 26, Montag bis Freitag 9 bis 11 Uhr und 17 bis 18 Uhr sowie Samstag 9 bis 11 Uhr. www.passionsspiele-soemmersdorf.de.

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