Als Schiller 1785 mit freudetrunkener Feder seine Ode an die Freude schrieb und darin einen Kuss der ganzen Welt zukommen lassen wollte, war es für ihn wohl noch unvorstellbar, dass es einstmals einen "Internationalen Welttag des Kusses" geben wird, der jedes Jahr am 6. Juli begangen wird. Aber den Kuss der Musen muss Schiller damals ebenso gespürt haben wie die jungen Musiker, die an diesem Tag im Rahmen des traditionellen Solistenkonzertes des Celtis-Gymnasiums auftraten. Und die Musen haben wahrlich ihr Bestes gegeben, jeder der zahlreichen Zuhörer fühlte, dass nicht die Musiker die Musik spielten, sondern dass die Musik in ihnen spielte.
Unter der musikalischen Leitung der Musiklehrer Christine Geiger und Michael Styppa, gab es künstlerische Bravourleistungen zu bewundern. Das von Michal Styppa am Flügel begleitete Violinenspiel Aspasia Kreiers (A. Dvorak, Sonatine op.100), wurde von einer frischen Dynamik getragen, ohne jedoch den Charakter der weicheren und helleren Töne zu verzerren. Mit kraftvoller Eleganz agierten auch Gregor Aumüller (C. Debussy "Clair de Lune") und Celine Schöpf (J. Brahms Rhapsodie g-moll) am Piano, wobei Gregor Aumüller mit seinen sanften Anschlägen tief in die romantischen Strömungen des Debussy’schen Stücks eintauchte.
Auch wenn Carl Philipp Emanuel Bachs Hamburger Sonate nordische Nüchternheit verheißen könnte, so war davon nichts zu spüren: Laetitia Gießübel ließ auf ihrer Querflöte die Töne wie luftbeschwingte Möwen über der Elbmündung kreisen, die Weite des Meeres und die Vertrautheit urbaner Strukturen reflektierend.
Nicht weniger beschwingt ging es nach der Pause weiter: Marie und Luisa Baier am Klavier, Gregor Aumüller am Bass und Leon Grünewald am Schlagzeug brachten M. Schmitz 4 Boogies für Klavier vierhändig, Schlagzeug und Bass zu Gehör. Dabei stellten die Interpreten ihre Virtuosität unter Beweis, mühelos entfaltete sich ihr Zusammenspiel, sodass ihnen der Spaß am Musizieren merklich anzusehen war.
Romantischere Töne waren dann im Anschluss zu vernehmen. Jan-Eric Blos, der im vergangenen Jahr sein Abitur am Celtis-Gymnasium abgelegt hat, unterstützte das meisterlich vorgetragene und ruhige Violinenspiel Evelyn Fesers (L. v. Beethoven, Romanze F-Dur, op. 50).
Für das beeindruckende Klavierspiel Maria Vollmers wäre es gewiss nicht vermessen, das gesamte Füllhorn lobender Superlative auszuleeren, die Leichthändigkeit, mit der sie Chopins Fantasie Impromptu interpretierte, zog das Publikum nachhaltig in den Bann.
Mit Chopins Ballade in As-Dur, op. 47, die von Jan-Eric Blos vorgetragen wurde, endete dieses wunderschöne Konzert, das Michael Styppa auch als eine Hommage an Alexander Eisenmann verstanden wissen wollte, der über mehrere Jahrzehnte für das Solistenkonzert verantwortlich zeichnete.
Von: Dr. Bernhard Heinrich, Celtis-Gymnasium Schweinfurt

