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Gochsheim: Dieser Fotograf zeigt: So schön ist die Gochsheimer Natur

Gochsheim

Dieser Fotograf zeigt: So schön ist die Gochsheimer Natur

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    Das Bild vom Blässhuhn am Holzpointensee hat Bernd Kleinschrod in seinem Buch verewigt.
    Das Bild vom Blässhuhn am Holzpointensee hat Bernd Kleinschrod in seinem Buch verewigt. Foto: Uwe Eichler

    Die kanadische Wildnis fängt gleich hinter Gochsheim an, an einem Herbsttag wie diesem. Schwer fallen Regentropfen von den bunt gefärbten Blättern im Schwebheimer Wald, gleich neben dem Flugfeld des Aeroclubs. Anders als in Kanada muss niemand mit dem Motorflieger einschweben, um den "Indian Summer" am jungen Holzpointensee zu genießen und auf Expedition zu gehen.  Bernd Kleinschrod  braucht zu einem seiner Lieblingsorte nur ein Fahrrad.

    "Nach dem Regen kommen die Rehe heraus", sagt der Naturfotograf aus Gochsheim. An diesem Tag geht der 33-Jährige wieder auf die Pirsch. Aber ohne Flinte, nur das Bazooka-Objektiv der Kamera erinnert mit seinem Tarnfleckmuster an eine Jagd. Und manchmal sieht der auch Kleinschrod unter seinem Netzschleier aus wie ein Sniper, ein Scharfschütze, im Versteck. "Sehen und nicht gesehen werden", ist Kleinschrods Devise.  Und tatsächlich, dort drüben bricht schon ein Reh durchs Unterholz: doch zu weit weg für einen sauberen Schuss.

    Bernd Kleinschrod nimmt einen unbekannten Greifvogel ins Visier.
    Bernd Kleinschrod nimmt einen unbekannten Greifvogel ins Visier. Foto: Uwe Eichler

    "Naturfotografie" lautet der schlichte Titel von Kleinschrods erstem Buch, das für den "Deutschen Selfpublishing-Preis 2019" nominiert war. Aus 1800 Einsendungen schaffte das Buch es unter die sechs Finalisten. Der Untertitel: "Meine Tipps aus über 10 Jahren an der Kamera".  

    Das Werk im Selbstverlag ist ein "Book on demand", das auf Bestellung gedruckt wird. Verfasser Bernd Kleinschrod ist selbst überrascht vom Erfolg. Eigentlich wollte der Blogger (https://bernd-kleinschrod.de) sich nur mit den Fragen beschäftigen, die er bislang im Internet beantwortete und auf Instragram. Es geht um Tricks und (ein wenig) Technik, um die passende Tarnung und Tourenplanung, aber auch Rechtsfragen. Was muss ich beachten beim Fotografieren in Naturschutzgebieten?

    Dieses Schweinfurter Wildkaninchen ziert das Titelbild von "Naturfotografie".
    Dieses Schweinfurter Wildkaninchen ziert das Titelbild von "Naturfotografie". Foto: Bernd Kleinschrod

    Den richtigen Blick, das Gespür für die kleinen Wunder direkt vor der Haustür kann man wohl nur in der Praxis lernen. Bernd Kleinschrod ist Geschäftsführer der Internetfirma Webraketen, das Fotografieren ist "ein Ausgleich zum Bürojob". Die erste digitale Spiegelreflex-Kamera mit "echtem" Teleobjektiv schaffte er sich vor gut zehn Jahren an. Und raus zog es ihn schon immer. Als Kind war der gebürtige Schweinfurter mit seinem Vater viel unterwegs. Wie der Vater, Hobby-Ornithologe Gerhard Kleinschrod, engagiert sich der 33-Jährige im "Landesbund für Vogelschutz".

    Auch im Riedholz ist er öfters unterwegs oder an den Garstadter Seen. In den letzten Jahren habe sich viel verändert auf den Feldern und Fluren im Schweinfurter Landkreis, sagt Kleinschrod, nicht zuletzt das Wetter. In ferne Länder ziehe es ihn schon allein wegen der klimaschädlichen Langstreckenflüge weniger. Seine Fotos stammen aus der Region, weil er zeigen will, was in heimischen Gefilden (noch) kreucht und fleucht: Eisvögel, Fledermäuse, Spechte, Feldhasen, Schmetterlinge, Blumen. Oder Pilze, die durch die Dürrejahre seltener werden. "Am Ende des Tages geht es auch um Naturschutz", der Buchautor. Bewahren wolle der Mensch nur das, was er kenne und verstehe.  

    Am milchigtrüben, aufgestauten Graben bei Gochsheim ist ein Biber am Werk - man sieht es an der gefällten Birke, abgenagten Stämmen und Schleifspuren zum Wasser. Vor Einbruch der Dunkelheit zeigt sich der pelzige Baumeister selten. Rainfarn mit buttergelben, intensiv duftenden Blütenstempeln wächst am Wegesrand: ein Mittel gegen Mücken, gegen die natürlichen Feinde jedes Fotojägers. Mehr los ist um die Uhrzeit am Holzpointensee, der, von Röhricht umsäumt, in der Oktobersonne glitzert wie ein Wattenmeer. "Es hat etwas Meditatives", sagt Kleinschrod. Auch Haubentaucher und Raubvögel sind hier regelmäßig Gäste. Ein Blässhuhn, dass wasserschlagend über den See schwirrt, ist als Foto im  Buch verewigt.

    Plötzlich erspäht der Fotojäger etwas am Himmel: Drei Greifvögel, die majestätisch kreisen. Zwei Mäusebussarde attackieren einen unbekannten Konkurrenten. Als er das Foto später Fachleuten zeigt, sprechen die von einer kleinen Sensation: ein Schelladler auf Durchzug, höchst ungewöhnlich in dieser Jahreszeit und an diesem Ort, vor allem mit seiner besonders seltenen hellen Färbung. "So eine Aufnahme macht man nur einmal im Leben", freut sich Bernd Kleinschrod über den Gast, der eigentlich in Osteuropa und Russland beheimatet ist.

    Und der Selfpublishing-Preis 2019? Den verliehen der Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels (MVB) und der Selfpublishing-Verbands e.V. am Freitag an der Frankfurter Buchmesse an das Kinderbuch „Das Mucksmäuschen“. Und in der Kategorie „Ratgeber & Sachbuch“ machte Stephan Goldmann mit seinem Reiseführer „MyHighlands Isle of Skye“ das Rennen. Bernd Kleinschrod war schon von seiner Nominierung überrascht gewesen - und dass er auf der "Shortlist" der besten sechs stand: "Für mich ein Riesenerfolg".  

    Kleine Sensation: Der Raubvogel bei Gochsheim ist wahrscheinlich ein extrem selten zu sehender Schelladler. Nicht immer lassen sich Aufnahmen planen, so wie bei dieser Zufallsbeobachtung. 
    Kleine Sensation: Der Raubvogel bei Gochsheim ist wahrscheinlich ein extrem selten zu sehender Schelladler. Nicht immer lassen sich Aufnahmen planen, so wie bei dieser Zufallsbeobachtung.  Foto: Bernd Kleinschrod
    Waldohreulen gehören zu den versteckten Vertretern in der Vogelwelt. Wer sie trotzdem fotografieren möchte, braucht etwas Artwissen: Ab dem Spätherbst finden sie sich zu „Schlafgemeinschaften“ zusammen und sind dann – wie hier in Schwebheim – auch in Siedlungen gut zu beobachten.
    Waldohreulen gehören zu den versteckten Vertretern in der Vogelwelt. Wer sie trotzdem fotografieren möchte, braucht etwas Artwissen: Ab dem Spätherbst finden sie sich zu „Schlafgemeinschaften“ zusammen und sind dann – wie hier in Schwebheim – auch in Siedlungen gut zu beobachten. Foto: Bernd Kleinschrod
    Ein Weißrückenspecht. In der Bildgestaltung spielt der Hintergrund eine wichtige Rolle. Durch die Wahl einer offenen Blende entsteht Tiefenunschärfe. So unterstützt der Hintergrund das Erkennen des Motivs
    Ein Weißrückenspecht. In der Bildgestaltung spielt der Hintergrund eine wichtige Rolle. Durch die Wahl einer offenen Blende entsteht Tiefenunschärfe. So unterstützt der Hintergrund das Erkennen des Motivs Foto: Bernd Kleinschrod
    Ein Feldhase.
    Ein Feldhase. Foto: Bernd Kleinschrod
    Hier äst ein fränkisches Reh. Ohne Tarnung geht hier nichts. Bei scheuen Wildtieren muss man sich gut verstecken, um das Motiv nicht zu stören.
    Hier äst ein fränkisches Reh. Ohne Tarnung geht hier nichts. Bei scheuen Wildtieren muss man sich gut verstecken, um das Motiv nicht zu stören. Foto: Bernd Kleinschrod
    Ein zartes Adonis-Röschen. 
    Ein zartes Adonis-Röschen.  Foto: Bernd Kleinschrod
    Der Bläuling im Gegenlicht. Gegenlichtaufnahmen brauchen etwas Mut. Dabei bringt Gegenlicht eine tolle Stimmung ins Bild, insbesondere bei unter- oder aufgehender Sonne.
    Der Bläuling im Gegenlicht. Gegenlichtaufnahmen brauchen etwas Mut. Dabei bringt Gegenlicht eine tolle Stimmung ins Bild, insbesondere bei unter- oder aufgehender Sonne. Foto: Bernd Kleinschrod
    Durch einen bewussten Fehlfokus lassen sich Motive auch abstrakt darstellen, so wie bei diesem Leberblümchen.
    Durch einen bewussten Fehlfokus lassen sich Motive auch abstrakt darstellen, so wie bei diesem Leberblümchen. Foto: Bernd Kleinschrod
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