Hat die Gemeinderats-Mehrheit den Bürgerwillen (beim Bürgerentscheid von 2017) missachtet, als sie die Errichtung eines großflächigen Einzelhandels in Dittelbrunn-Nord, im Baugebiet "Grund", erlaubt hat? Entsprechende Leserbriefe haben zu einem (fraktionsübergreifenden) Schreiben von Gemeinderäten geführt, in dem sich nun die Befürworter des Vollsortimenters zu Wort melden. Unterzeichnet wurde es von Annemarie Lutz, Matthias Windsauer, Wolfgang Fuhl und Martin Kraus, seitens der CSU-Fraktion, von den Freien Wählern Heike Munz, Franz Geus, Marion Hofmann und Heike Prescher sowie von Angelika Markert (SPD/SBD).
"In den vergangenen Monaten haben sich verschiedene sachliche Veränderungen ergeben" heißt es als Begründung für den Kurswechsel. Es gehe um ein sinnvolles Gesamtkonzept und nicht mehr allein um einen Einkaufsmarkt, wie vor zwei Jahren: "Stattdessen soll ein Pflegeheim, Ärztehaus, barrierefreies (seniorengerechtes) Wohnen usw. im Grund entstehen". Die Firma Tegut habe 2018 mit ihrem Schreiben an die Gemeindeihr "wahres Gesicht gezeigt und was sie wollen". Das Unternehmen suche offenbar einen "Sündenbock" für das Schließen seiner Filiale in Hambach.
Ein Pflegeheim, sowie barrierefreie Wohnungen, seien seit langem überfällig: "Wäre es da nicht eine gute Idee, wenn die neuen Bewohner im Grund, die meist nicht so mobil sind, gleich dort einkaufen könnten? Wäre es nicht auch eine tolle Sache, wenn man in Dittelbrunn einkaufen könnte und gleich noch ein paar schöne Stunden am Mehrgenerationenpark verbringen könnte? Vielleicht noch bei einer Tasse Kaffee mit Freunden?" Das neue Baugebiet könne ein "Treffpunkt für Alle" werden, betonen die Unterzeichner. Es gebe keinen Grund zu behaupten, dass der Hambacher Markt deswegen schließen muss, heißt es unter Verweis auf ähnliche Fälle: etwa in Oerlenbach, wo es dennoch drei Bäcker und zwei Metzger im Ort gebe.
Auch die Behauptung einer Verkehrszunahme sei nicht zu begründen, eher würde der Einkaufsverkehr Richtung Schweinfurt abnehmen: "Das neue Baugebiet ist auch über die Heeresstraße zu erreichen, die seit kurzem in Gemeindebesitz ist". Es müsse etwas für die Infrastruktur der (immer weiter wachsenden) Gemeinde getan werden: "Warum muss ausgerechnet der größte Ortsteil Dittelbrunn im Dornröschenschlaf bleiben?" Die Gemeinderäte forderten eine "vernünftige und sachliche" Diskussion angesichts der "neuen Sachlage" und eines "durchdachten und sinnvollen Gesamtkonzepts". Vor diesem Hintergrund müssten sich auch die Gegner eines Einkaufsmarkts fragen, ob sie sich auch heute noch gegen den Bau entscheiden würden.