Rostende Rohre, tröpfelndes Wasser: Dass am rund 50 Jahre alten Hallenbad Sanierungsbedarf besteht, daran herrschte in der Sondersitzung des Gemeinderats Einigkeit. Der Antrag von Franz Geus, das Bad bis spätestens Ende 2020 zu schließen, und sich anderer maroder Bausubstanz der Kommune zuzuwenden, fand indes keine Mehrheit.
Der Besucherandrang war enorm. Eine der Nutzergruppen, die Wasserwacht, kam mit Einsatzwagen und Rettungsboot "Moby Dick" vors Rathaus gefahren. Folgt man der Schilderung von Franz Geus (FW Hambach), ist die Gemeindeimmobilie zumindest ein weißer Elefant, für deren Erhalt kaum Fördergelder zu erwarten sind – zu der es aber Alternativen "in Griffweite" gäbe. Der Antragsteller verwies auf eine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Rinderspacher an die Staatsregierung, von 2018, bei der enormer Sanierungsbedarf festgestellt wurde, an 446 von 863 öffentlichen Schwimmbädern des Freistaats.
Gemäß Finanzausgleichsgesetz (FAG) dürften bei einer Generalsanierung nur Schulsport-Bäder mit Förderung rechnen, die 40 Sportklassen nachweisen. Eine kommunale Pflichtaufgabe sei der Betrieb nicht, so Geus. Die Dittelbrunner Prokopf-Verschuldung wäre weitaus höher als die der Mitnutzer, Niederwerrn, Poppenhausen und Oerlenbach. Seit 2015 habe sich das Defizit von 74 000 auf 166 000 Euro mehr als verdoppelt, bei weiteren hochdefizitären Einrichtungen. Durch das Silvana-Bad in Schweinfurt sei bereits eine Zusammenarbeit beim Schwimmunterricht zugesagt worden. Am besten wäre es, das eigene Bad schon am Ende des Schuljahres zu schließen, forderte Geus.
Im Schnitt rund 125 000 Euro Defizit jährlich
Kämmerin Jessica Kneyer zeigte Bilder, listete detailliert Einnahmen wie Ausgaben auf. Im Schnitt habe man rund 125 000 Euro Defizit jährlich. Das Bad verursache allerdings nur 1,48 Prozent der Kosten des Verwaltungshaushalts. Bei einer Sanierung, in Verbund mit der Turnhalle, gehe es (gemäß Voruntersuchung des Büros Perleth) um 7,8 Millionen Euro, bei einem Neubau um 9,2 Millionen Euro. Beim Sonderprogramm SPSF (das im Vorfeld in den sozialen Medien diskutiert worden war) seien höchstens 40 Prozent Zuschuss zu erwarten, rechnete Kneyer vor: bei maximal zuwendungsfähigen Ausgaben von 1,6 Millionen Euro. Ein weiteres Förderprogramm dürfte dann nicht mehr genutzt werden.
Die 40 Schulklassen gemäß FAG meinten die Gesamtzahl, die man, abhängig vom künftigen Raumbedarf, durchaus erreichen könnte. In diesem Fall gehe es um etwa 50 Prozent Förderung. Über ein KfW-Programm wären bei einem Darlehen günstigere Tilgungskonditionen möglich.

Bürgermeister Willi Warmuth verwies auf die intensive Belegung, durch Schulen, Wasserwacht, Tauchschule und -Club, sowie weitere Gruppen. Von den Stadtwerken habe man nur ein Angebot über technische Zusammenarbeit erhalten. Der Schuldenstand sei im Gemeindeleben nicht alles. "Das Schwimmbad ist ein Segen für die Schüler", sagte Schulleiter Walter Schäffer, mit Blick auf vorhandene Schwimmfertigkeiten. "Wir lehnen eine Schließung rigoros ab", kommentierte Heike Munz für die Freien Wähler Dittelbrunn. Allein die Wasserwacht betreue 100 Kinder.
In der künftigen Seniorenwohnanlage am Sonnenteller rechnen die Bad-Befürworter mit weiteren Nutzern. Lukas Hartung sah den Erhalt kritisch und erinnerte an Schließungen in Münnerstadt oder Zeil: "Der Trend geht zu 300 000 Euro Defizit". Auf der Prioritätenliste der Gemeinde würden noch zehn Gebäude vor dem Schwimmbad rangieren. "Wir können nicht alles unter kaufmännischen Gesichtspunkten sehen": Rainer Patzke erinnerte an den Anspruch, eine Wohfühlgemeinde zu sein, kann sich aber Beitragsanhebungen vorstellen.
Werner Duske rechnet mit vier Millionen Euro Gemeindeanteil und sah eine schwierige Förderkulisse in Bayern. Peter Härterich hofft, dass der Förder-Druck auf die Landesregierung steigen werde, wo man leider Schwimmunterricht abgebaut habe. Matthias Windsauer betonte den interkommunalen Ansatz.

"Wenn es um Wirtschaftlichkeit geht, müssten wir uns als erstes von der Mehrzweckhalle trennen", fand Elena Lategahn. Frei nach Bob dem Baumeister gelte der Grundsatz: "Wir schaffen das!" Es folgten hitzige "Zweikämpfe" pro und contra. "Neun weitere Bäder in zehn Kilometer Umkreis, oder umgekehrt": Willi Warmuth erinnerte dieses Argument an eine andere Diskussion, in Anspielung auf das Streitthema Vollsortimenter. Einen dringenden Handlungsbedarf gebe es nicht. Die Gemeinde brauche Gelegenheit, alle Schäden, Alternativen und Zuschüsse zu ermitteln.
Gegen die Stimme von Franz Geus wurde eine Schließung bis zum Jahresende abgelehnt. Lukas Hartung schlug dann eine Schonfrist bis Ende 2021 und den Erhalt eines Lehrbeckens, zusammen mit den Partnerkommunen vor, überzeugte aber nur Mitstimmer Franz Geus. Bei zwei Gegenstimmen wurde zuletzt die Bürgermeistervariante, inklusive erweiterter Planung durch das Büro Perleth und Zwischenbericht im Sommer, gebilligt.