In dem Videoclip „Dittmeier Next Generation“ kündigen Michael und Christine Dittmeier auf dem You-Tube-Kanal schon einmal an, das elterliche Geschäft künftig richtig rocken zu wollen. In der Tat geben beide nicht nur auf dem Bobby Car, auf dem sie zu ihren Eltern Heinrich und Agnes ins Bild sausen, sondern gerade geschäftlich Vollgas. Hinter all den Aktivitäten steckt „der neue Dittmeier mit all den Vorzügen des alten“, wie sie es ausdrücken, wenn es denn im ersten Quartal 2019 am neuen Standort losgehen wird. Dittmeier zieht nämlich von der Bleichstraße in den demnächst frei werdenden Netto-Markt in der Nähe von altem Butterwerk und altem Bahnhof um.
Es wird in jeglicher Hinsicht ein gewaltiger Schritt und eine große Herausforderung für das Geschäft mit dem Schwerpunkt Spiel-, Bastel- und Haushaltswaren, sei es organisatorisch und logistisch. Denn der Handel ist voll im Wandel. So setzt auch Dittmeier längst neben dem Verkauf im Laden auf den im grenzenlosen Internet.
Dittmeier will auch in die Bresche springen
Die Gedanken von Christine und Michael Dittmeier gehen derweil bereits weiter und zwar dahingehend, was von den Sortimenten aufgefangen werden könnte, die in Gerolzhofen durch Geschäftsschließungen wegbrechen, um den Kunden am Ort möglichst viel von dem anbieten zu können, was sie vor Ort suchen.
Im Gespräch mit Michael und Christine Dittmeier kann man jedenfalls feststellen, dass ihnen nicht bange vor der Zukunft ist. Beide sind bis unter die Haarspitzen motiviert und fest von ihrer Vision überzeugt, dass der Familienbetrieb als Modell auch in dieser Größe auf dem Land trotz naher Einkaufszentren wie in Schweinfurt, Haßfurt, Kitzingen oder Würzburg seine Berechtigung und Erfolgschancen hat.
Sichere Jobs an den Nagel gehängt
Um als nächste Generation das Geschäft weiterzuführen und für Gerolzhofen zu erhalten, haben beide ihre sicheren Jobs aufgegeben und bei ihren bisherigen Arbeitgebern gekündigt. Sie wollen eben bei der technischen wie organisatorischen Neuausrichtung keine halben Sachen machen, sondern richtig Vollgas geben.
Dazu hatte man zunächst in den vergangenen Monaten intensiv die Fühler nach einer geeigneten Immobilie ausgestreckt und eine Reihe von Verhandlungen geführt. Die Wahl ist schließlich auf die Räumlichkeiten des jetzigen Netto-Marktes gefallen. Hier besteht die Möglichkeit, zum einen die beengten Verhältnisse in der Bleichstraße der Vergangenheit angehören zu lassen und die Artikel somit so übersichtlich präsentieren zu können, wie dies in einer Zeit Standard ist, in der sich der Kunde selbst orientieren will.
Konzentration auf einen Standort
Zum anderen erlaubt es die künftig zur Verfügung stehende Fläche, die verschiedenen Lager, die derzeit bestehen, zusammenzuführen. Die online vertriebenen Artikel sind zum Beispiel derzeit noch in einer Gerolzhöfer Umlandgemeinde deponiert. „Dittmeier hat alles“, dieser Eindruck soll am neuen Standort und im Internet weiter verfestigt werden. Ausschlaggebend für den Netto-Markt waren zudem die zentrale Lage, die fußläufige Erreichbarkeit am Rande der Innenstadt und das Angebot an Parkplätzen vor dem künftigen Geschäft. Die Mitarbeiter würden sich jedenfalls schon alle auf das neue Geschäft freuen.
Seitdem sie ihre Berufe an den Nagel gehängt habe, arbeiten Michael und Christine Dittmeier mit Hochdruck am „neuen Dittmeier“. Ein wesentlicher Bestandteil ist der Aufbau eines bislang fehlenden Waren-Wirtschaftssystems zur Verwaltung der Artikel in einer zentralen Datenbasis. Momentan erfolgt noch alles händisch bis zur Preisauszeichnung und Personalbuchhaltung. Michael Dittmeier: „Hier waren wir bisher noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen.“
Ladengeschäft und Online-Shop
Das ist auch mit einer der Gründe, weshalb bislang nur ein geringer Bruchteil der Artikel im Online-Shop zu finden war. Das soll sich bei dieser Gelegenheit ebenfalls ändern, denn im Internet böten sich noch viele Chancen. Viele Verkäufe würden sich zudem online anbahnen, indem sich die Kunden zunächst im Netz orientieren, um dann gezielt im Laden einzukaufen, so die Erfahrung. Offline- und Online-Handel sind also längst in der modernen Einkaufwelt miteinander verwoben. Insgesamt werden über beide Schienen von Dittmeier mit Varianten an die 30 000 Artikel vertrieben.
Dazu gehen die Überlegungen dahin, Gerolzhofen als Einkaufsstadt der kurzen Wege zu stärken und hierzu noch mehr Kunden aus dem Umland nach Gerolzhofen zu ziehen, während der Einzelhandel in Schweinfurt, Haßfurt, Kitzingen, Bamberg oder Würzburg immer mehr Filialisten und Handelsketten weicht.
Öffnungszeiten werden angepasst
Denn bei Dittmeier weiß man nur zu gut, dass Gerolzhofen mit seinen rund 7000 Einwohnern nicht zuletzt die Region drumherum ausmacht, was auch an dem hohen Überschuss an Einpendlern abzulesen sei. Deshalb sei es auch erforderlich, die Öffnungszeiten des „neuen Dittmeier“ an den Gegebenheiten anzupassen. Eine Mittagspause, wie bisher, wird es künftig nicht mehr geben.
Als Vorteil werten die Dittmeiers für sich eine „ehrliche Preiskalkulation“. Hier werde nicht vorher kräftig aufgeschlagen, um dann mit satten Rabatten bei Aktionen zu locken. Michael Dittmeier: „Natürlich ist das abhängig von der jeweiligen Branche. Aber das ist nicht unsere Philosophie und Denke.“
Bedeutung der Bastel- und Werkkurse
Ein wichtiges Standbein werde ferner der Kreativbereich mit den verschiedenen Bastel- und Werkkursen bleiben, um den sich vor allem Agnes und Christine Dittmeier mit ihrem Team kümmern. Das Angebot soll hierzu ausgeweitet werden.
Sobald die bis Ende des Jahres noch von Netto angemieteten Räumlichkeiten frei sind, werde man den Umbau und die neue Ladeneinrichtung in Angriff nehmen, um im Laufe des ersten Quartals am künftigen Standort neu zu eröffnen.
Berufserfahrungen kommen zupass
Christine und Michael Dittmeier betonten: „Wir sind fest davon überzeugt, dass das Modell mit Unterstützung unserer Eltern funktionieren wird. Sonst würden wir diesen Schritt nicht gehen.“ Dabei kämen ihnen die Erfahrungen zugute, die sie, Christine, in den vergangenen zwölf Jahren im Vertrieb einer Bank, und er, Michael, durch seine Tätigkeit in der Schweinfurter Industrie gesammelt habe, auch und gerade was Prozessabläufe anbelange.
Michael Dittmeier studierte übrigens im Rahmen eines Dualen Studiums Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing. Seine Bachelor-Arbeit hatte das Thema „Expansion“ zum Inhalt. Hier schließt sich jetzt somit der Kreis im eigenen Familienunternehmen.