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SCHWEINFURT: Doppelmordprozess bis Weihnachten?

SCHWEINFURT

Doppelmordprozess bis Weihnachten?

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    Wie schon der Prozess gegen den türkischen Vater wegen des Mordes an seiner 15-jährigen Tochter Büsra und das Löffelsterzer Axthiebverfahren hat der seit Mittwoch vor dem Schweinfurter Schwurgericht verhandelte Doppelmord am Icedome vom vergangenen Jahr die Medien in Scharen nach Schweinfurt gelockt. Erneut mussten sich neben den Journalisten, Fotografen und Kameraleuten alle Zuschauer durchsuchen lassen und die von Flughäfen bekannten Sicherheitsschleusen passieren, ehe sie den Gerichtssaal im Justizgebäude betreten durften. Sie taten das geduldig.

    Angeklagt ist der 30 Jahre alte Iraker Basar A. Dem Bauunternehmer aus Schweinfurt wird vorgeworfen, seinen Onkel Idris B. (35) und dessen Schwägerin Sinat A. (30) in jener Nacht mit jeweils drei Kopfschüssen getötet zu haben. Als Motiv gilt das intime Verhältnis des Paares, das die Liebenden entgegen einer Abmachung nicht beendet hatten.

    Weil ein Geständnis des Angeklagten fehlt, ist mit einem langwierigen Indizienprozess zu rechnen, der sich bis Weihnachten hinziehen könnte. Kammervorsitzende Elisabeth Ott stellte das zum Prozessauftakt zumindest in den Raum. 14 Verhandlungstage bis in den November hinein sind bereits terminiert. Die Staatsanwaltschaft hat in ihrer Anklage 42 Zeugen und sieben Sachverständige benannt. Das Schwurgericht, mit zwei Schöffen und drei Berufsrichtern besetzt, ist zum Auftakt in der außergewöhnlichen Stärke von drei Schöffen und vier Richtern angetreten. Das vorsorglich, um beispielsweise im Krankheitsfall sofort Ersatz zu haben. Der Angeklagte wird von den Rechtsanwälten Norman Jacob (Würzburg) und Reinhard Kirpes (Offenburg) vertreten. Ein dritter Anwalt aus Freiburg hat während des gestrigen Auftakttages per Fax mitgeteilt, dass er das Mandat niederlegt.

    Mit Stefan Seidl (Schweinfurt) und Wolfgang Brejschka sind zwei weitere Rechtsanwälte dauerhaft anwesend. Sie vertreten die Nebenkläger, Seidl die beiden neun und 13 Jahre alten Töchter, der Anwalt aus Würzburg die Familie der getöteten Sinat A. Im Gerichtssaal vertritt Behsat A. die Familie, ein seit 1996 in Schweinfurt lebender Bruder des weiblichen Opfers. Befragt, ob er an die Schuld des Angeklagten glaube, erklärte der 28-Jährige gegenüber dieser Zeitung, dass sich das im Laufe des Prozesses herausstellen werde. Er räumte allerdings ein, dass „die meisten in der Familie Klarheit haben, dass er derjenige ist“.

    Obwohl sehr viel dafür spricht, dass seine getötete Schwester und der mit ihr ermordete Idris B. ein Verhältnis hatten, sei die Familie nach wie vor überzeugt, dass es „keine Beziehung gab“, sagte er. Aber auch darüber werde der Prozess sicher Aufklärung bringen.

    Die Frau des Mordopfers und eine der Töchter glauben demgegenüber an die Unschuld des Angeklagten. „Er ist nicht der Mörder“, sagte die 16-Jährige. Die Verteidiger haben als denkbaren Täter den geschiedenen und vor Jahren in den Irak zurückgekehrten Ex-Ehemann des Mordopfers im Auge. Legal hat sich der Ex-Mann zur Tatzeit allerdings nicht in Deutschland aufgehalten, wie Recherchen der Polizei ergaben.

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