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Grettstadt: Dorfführung: Grettstadt – gestern & vorgestern

Grettstadt

Dorfführung: Grettstadt – gestern & vorgestern

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    Das Foto von 1935 zeigt das erste Gebäude des Sägewerks und gelagerte Stämme neben der Sulzheimer Straße.
    Das Foto von 1935 zeigt das erste Gebäude des Sägewerks und gelagerte Stämme neben der Sulzheimer Straße. Foto: Gemeindearchiv Grettstadt

    Bürgermeister Ewald Vögler und der Historische Arbeitskreis luden zu einer Dorfführung ein und über 70 Ortsbürger nutzten dieses Angebot, verkehrsmäßig abgesichert durch die Freiwillige Feuerwehr.

    Station 1 war der frühere Eiskeller der Brauerei Straub mit einer Feldscheune und einem um 1880 in den Stein gehauenen Gewölbe. Heute steht dort das Autohaus Lommel. Das benötigte Eis wurde im Winter aus dem Bürgleinsee geschlagen und dann zusammen mit den Bierfässern im Eiskeller eingelagert. Schienen dienten zum Fahren einer Lore, an der tiefsten Stelle führte eine Seilwinde nach oben. Das Schmelzwasser wurde zum nahen Gugges geleitet. Die Scheune brannte 1970 ab.

    Direkt daneben Station 2: das Sägewerk. Erbaut durch Max Müller übernahm 1967 Zimmerer Adam Gräb das Werk. Nächster Eigentümer war Architekt Wolfgang Goldfuß, der das Areal an Schreiner Gerhardt Nöth verkaufte. Dieser entfernte die alte Holzhalle größtenteils und baute dort eine moderne Schreinerei. Inzwischen hat er die Immobilie an die angrenzende Firma Weizel Kunststoffbearbeitung verkauft.

    Zwei Tankstellen und Bulldog-Werkstätten

    Station 3 war die frühere Aral-Tankstelle Wilhelm Schech. Der Besitzer hatte die Tankstelle 1967 neben seiner Werkstatt für Kramer-Traktoren eröffnet. Außerdem war er Fiat-Händler. Eine zweite Tankstelle gab es am Ortsausgang in Richtung Gochsheim. Gegen die Konkurrenz der 1973 eröffneten EZB-Tankstelle mit ihren fast 20 Zapfsäulen konnten die beiden alteingesessenen Tankstellenbesitzer nicht ankommen und stellten den Tankbetrieb ein.

    Direkt daneben befand sich früher das Farbenhaus Rita Dresch, wo man Farben, Tapeten und Malerwerkzeug für den Heimbedarf bekam. Der Farbenverkauf wurde eingestellt und die Immobilie an die Schreinerei Wolfgang Schmitt verkauft, den späteren Bürgermeister der Gemeinde (1980-1998). Hatte dessen Vater Johann vor allem Särge gebaut, so setzten die Nachfolger auf Bau- und Möbelschreinerei.

    Vergangene und aktuelle Vermächtnisse

    Der nächste Zwischenstopp galt dem früheren Standort des Elternhauses von Wilhelm Schech. Um die scharfe Kurve übersichtlicher zu machen, vermachte dessen Sohn Hubert das Grundstück der Gemeinde und so entstand nach dem Abriss des Gebäudes eine Freifläche mit naturnaher Bepflanzung. Die Torsteine von 1965 erinnern noch an den Besitzer.

    Reges Interesse fanden das historische Bildmaterial und die ortsgeschichtlichen Ausführungen von Ewald Vögler und Ruth Volz.
    Reges Interesse fanden das historische Bildmaterial und die ortsgeschichtlichen Ausführungen von Ewald Vögler und Ruth Volz. Foto: Peter Volz

    Diagonal gegenüber steht ein mächtiges Wegkreuz, das die Gemeinde dem finanzstarken Vermächtnis des Maurers Johann Jakob Reinhard von 1740 verdankt. Eigentlich sah dieses noch die Errichtung einer Kapelle vor, aber dies wurde von Würzburg aus verschiedenen Gründen untersagt. Stattdessen wurde das Restgeld für die Herstellung von drei Steinfiguren für das Beinhaus neben der Kirche verwendet.

    Drei Tortürme sollten Grettstadt schützen

    Nur wenige Meter weiter befand sich ein Torturm mit Scheune, der auf der Kataster-Uraufnahme (1808-1864) zu sehen ist. Im Obergeschoss des Turms wohnte der Türmer, der den Schließdienst zu versehen hatte und Feuerwache hielt. Damit war nachts und in Kriegszeiten der Zugang aus Richtung Dürrfeld und Sulzheim versperrt. Weitere Tore waren in der Gochsheimer Straße und in der Bahnhofstraße.

    Da die Führung auch am neuen Feuerwehrhaus vorbeiführte, erinnerte Vögler an den 2010 erfolgten Verkauf der Fläche durch Rita und Georg Lenhard. Der Abriss des Dreiseithofes erfolgte ab 2013, der Bau des neuen Feuerwehrhauses ab 2020. Die offizielle Einweihung, zu der alle Bürger eingeladen sind, erfolgt am 4. September.

    Vor dem Anwesen von Martin Saalmüller wies der Bürgermeister auf einen wasserstarken öffentlichen Brunnen hin, der damals eine Löschzisterne speiste. Hier war auch die Schmiede von Ignaz Saalmüller.

    Die Scheune der Familie Gündermann erinnert noch an die Zehntverpflichtungen der Grettstadter Bürger. Wer rechts der Straße wohnte, musste seinen Zehnt  an den Fürstbischof in Würzburg leisten, wer links wohnte, war dem Kloster Ebrach tributpflichtig.
    Die Scheune der Familie Gündermann erinnert noch an die Zehntverpflichtungen der Grettstadter Bürger. Wer rechts der Straße wohnte, musste seinen Zehnt an den Fürstbischof in Würzburg leisten, wer links wohnte, war dem Kloster Ebrach tributpflichtig. Foto: Peter Volz

    Da Grettstadt an das Kloster Ebrach und an den Würzburger Fürstbischof zehntpflichtig war, gab es im Dorf zwei Zehnthöfe und -scheunen. Eine Zehntscheune (1684) befindet sich im Besitz von Hubert Gündermann.

    Einst vier Gasthäuser in Grettstadt

    Bis Mitte der 1950er Jahre gab es vier Gasthäuser in Grettstadt: Straub, Goldenes Lamm, Vier Jahreszeiten und Zur Eisenbahn. 90 Jahre früher stellten drei Brauereien im Ort Bier her. 1969 stellte Straub als letzte örtliche Brauerei das Brauen ein.

    Die Luftaufnahme von 1958 zeigt Brauerei und Gasthaus Straub mit dem Sudhaus.
    Die Luftaufnahme von 1958 zeigt Brauerei und Gasthaus Straub mit dem Sudhaus. Foto: Gemeindearchiv Grettstadt

    1975 bezog die Kreissparkasse Schweinfurt ihr neues Domizil. Eigentümer Karl Winter hatte dort zuvor die Gaststätte Goldenes Lamm abreißen lassen.

    1979 begann auf der anderen Straßenseite die Raiffeisenbank Grettstadt mit dem Bau eines neuen Geschäftsgebäudes, das 1984 eröffnet wurde. Zur gleichen Zeit erwarb die Gemeinde die Immobilie der Bäckerei Römert und begann nach deren Abriss mit dem Bau des neuen Rathauses. Die Inbetriebnahme erfolgte zeitgleich mit der Raiffeisenbank. Der Rathausbrunnen von Bildhauer Julian Walter erinnert heute noch an diese innovationsfreudigen 80er Jahre.

    Auf dem Rathausplatz endete auch die Führung, nach der sich die Teilnehmer von Winzer Günter Birkner heimischen Wein und Speisen reichen ließen. Die alten Dorfansichten konnten nochmals bewundert werden und Ruth Volz erläuterte das alte Gemeindesiegel von 1635. Es zeigt den Kirchen- und Ortspatron St. Petrus und vier Bürger.

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