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SCHWEINFURT: Du bist so viel mehr als du denkst!

SCHWEINFURT

Du bist so viel mehr als du denkst!

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    Einmalig. Wer hört nicht gerne, dass er etwas Besonderes ist. Ulrich Schaffer verzauberte damit die Herzen seiner Zuhörer.
    Einmalig. Wer hört nicht gerne, dass er etwas Besonderes ist. Ulrich Schaffer verzauberte damit die Herzen seiner Zuhörer. Foto: Foto: Ursula Lux

    Er hat einen etwas anderen Blick auf die Welt und die Menschen, der Schriftsteller, Lyriker und Fotograf Ulrich Schaffer. Immer wieder kann er sich an dieselbe Stelle im Hafen stellen und das Wasser fotografieren, und immer wieder kommen neue überraschende Spiegelbilder dabei heraus.

    So wie er das Wasser fotografiert, schaut er auch auf die Menschen und entdeckt eine große Vielfalt. Dabei setzt er dem Zeitgeist, der nach Vereinfachung des Lebens ruft, sein Credo entgegen: „Lassen Sie ihr Leben so differenziert wie es ist.“ Wer dem Leben gerecht werden will, dürfe es nicht auf ein Schwarz-Weiß- Bild reduzieren, meint Schaffer und betont: „Vereinfachen ist etwas für Fanatiker.“

    Schaffer war Gast der katholischen Erwachsenenbildung und man hätte bei seiner „Reise durch die Schichten der Seele“ eine Stecknadel fallen hören können, so aufmerksam war das Publikum. Schaffers Kriterium für „einen interessanten Abend mit guten Gedanken“ ist, dass man mit dem was man da hört „was im Leben anfangen kann.“

    Sein etwas anderer Blick auf die Welt und die Menschen wurde wohl schon1944 bei dem damals Zweijährigen zugrunde gelegt, die Familie überlebte den Krieg nur knapp. Er liest sichtlich bewegt aus seinem Buch, „Zum Erschießen aufgestellt“. Dort beschreibt er wie er in Pommern auf dem Arm seiner Mutter, seine Geschwister vor sich, zum Erschießen aufgestellt wurde. „Dann wurde der Befehl zurückgenommen und wir verließen unser Grab als wäre nichts geschehen. Aber alles war geschehen. Danach war jeder Fetzen Leben ein Geschenk, das man liebte und liebte und liebte.“

    Diese frühe Liebe zu den Geschenken des Lebens hat sich der heute 71-Jährige erhalten. „Du bist so viel mehr als du denkst“, ruft er seinen Zuhörern zu. Und mit seiner sonoren Stimme versucht er die Menschen im Innersten zu berühren, ihnen ihre Einmaligkeit und Kostbarkeit wieder nahe zu bringen: „Ich darf nicht vergessen, dass ich eine Lichtgestalt bin.“ Er zieht seine Zuhörer dabei fast hypnotisch in seinen Bann, vielleicht auch weil er bewusst gegen den Strom der Zeit schwimmt? „Wir leben in einer Zeit, die uns verarmt, verkürzt, verkümmert. Wir alle leben unter unserem Niveau.“ Ständig würde man hochgerechnet, der Durchschnitt errechnet. Aber den so viel beschworenen Durchschnittsmenschen gebe es nicht, „jeder ist einmalig“ weiß der Autor.

    Er ermutigt seine Besucher sich an ihre innersten Sehnsüchte zu erinnern. „Die Energie der Sehnsucht ist der Motor unseres Lebens“, schreibt er seinen Gästen ins Stammbuch. Es sei die Sehnsucht, die uns vor dem „frühzeitigen Tod der Gewöhnung“ retten könne.

    Auch den zwischenmenschlichen Beziehungen in jeder Spielart widmet er einen ganzen Abschnitt des Abends. „Ohne wirkliche Begegnungen, ohne tiefe Gespräche sterben wir innerlich“, warnt er. Und weil er Liebensgedichte für ältere Menschen in der Literatur nicht gefunden hat, hat Schaffer eben selbst einen Band voller Liebesgedichte geschrieben. Er ist überzeugt davon, dass die Tiefe der Liebe erst im Alter wirklich erfasst werden kann. Eine Partnerschaft, die ein Leben lang halten soll, sei eine Zumutung, meint der seit 1965 mit seiner Frau Waltraud Verheiratete. Es brauche „eine innere Größe das zu überstehen und dabei lebendig zu bleiben“. Die Liebe sei groß und geheimnisvoll und zeige sich in jeder Lebensphase anders, erklärt Schaffer.

    Auch in seiner Spiritualität geht Schaffer seinen eigenen Weg. Spiritualität hat für ihn etwas mit „wirklicher Lebendigkeit“ zu tun und gehe nicht über Lehre und Dogmen. „Was uns nicht begeistert, erfüllt und lebendig macht, das kann ich vergessen“, sagt er in Bezug auf sein Gottesbild. Gott könne man nicht im Außen suchen, er sei uns immer so nahe, wie unser Herz, betont der Autor. Gott müsse Fleisch werden im Menschen, aus ihm heraus strahlen. Ursula lux

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