Es müssen nicht immer sabbernd-süße Eisbär-Babys sein: „Smaat“ hat zur Abwechslung ein Totenkopfäffchen adoptiert, Herrn Kling, beheimatet im Berliner Zoo. Denn: Ebenso wie die Mitglieder der „Boygroup des Poetry Slam“ (Smaat über Smaat) neigen Totenkopfäffchen zur Weitsichtigkeit. Sie schauen sich etwas erst einmal sehr genau an, bevor sie reinbeißen. Wenn nur der Mensch als vermeintliche „Krone der Schöpfung“ so vernünftig wäre.
Viele bunte Smaaties hagelte es in der Disharmonie: Auf Einladung des Schweinfurter Poetry-Slam-Organisators Manfred Manger nahmen (auf der „Wo wohnt die Zärtlichkeit?“-Tour 2008) Gabriel Vetter, Sebastian 23, Felix Römer und Lars Ruppel die Disharmonie genauer unter die Lupe.
Im Stile Art gerappter und gereimter Dichterwettbewerbe gibt die Boygroup erst einmal eine Verlautbarung an die Presse zum Besten: Smaat wiederholt sich nicht wiederholt sich nicht, ist nicht neutral, ja und nein, und Sebastian23 (eigentlich Sebastian Rabsahl, Magister der Philosophie aus Bochum) nicht so verrückt wie sein anderes Ich, das er unter den Zuschauern entdeckt.
Wenn doch: Verrückt wären wir in diesem Fall alle, und so sind die mal gesungenen, mal mit viel Körper- und Spracheinsatz vorgetragenen Nonsens(?)-Poeme eine stete Verbeugung vor der Absurdität des Alltags. Stichwort Religion: Da fällt der dunkle „Overlord“, Herrscher der Universums, von seiner Sternschnuppe genau in eine Kuh, die gerade Handstand macht – und läuft fortan mit einer Kuh auf dem Kopf herum (bevor er, ganz unsensibel, per SMS, die strapaziöse Beziehung beendet).
„Ramona, nimm mal Rexona“, bittet Gabriel Vetter, Schweizer mit absurd-biederem Robbenbabyblick, seine Freundin: Begleitet wird die Musikpersiflage durch eine nasale Schnuffelpercussion seiner Kollegen – ein feuchtfröhliches Vergnügen verdammt nah am Mikro. „Monty Python“ trifft auf „Club der toten Dichter“.
Vor allem Felix Römer kann aber auch ernsthaft, rumort mit Berliner Tremolo gut abgehangene, lebensnahe Gedichte in den Saal – während der clevere, smarte Marburger Lars Ruppel jungenhaften Charme zu Smaat beiträgt. Etwa als Wortmaschine, von Gott am ersten Tag geschaffen, nun ein Spielzeug seiner Bandkollegen, das auf Knopfdruck die immer gleichen Assoziationen zum Besten gibt.
Albern? Vielleicht – aber die vier possierlichen Poeten nehmen den Leuten augenzwinkernd die Angst vor dem Unbekannten, dem Verrückten oder Chaotischen – und letzten Endes auch dem Tod. Es kommt halt darauf an, wie Herr Kling, das Berliner Totenkopfäffchen, die Dinge mit genügend Weitsicht zu betrachten.