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Editorial: Dünkel als Synonym für die Vergänglichkeit der Macht

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Editorial: Dünkel als Synonym für die Vergänglichkeit der Macht

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    Der Römer der Antike wird gemeinhin als eroberungsfreudiger Herrenmensch gesehen, der den Griechen die Kultur und den europäischen, nordafrikanischen und vorderasiatischen Völkern ihr Land gestohlen hat. Dass ihn in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt die Barbaren gleich völkerweise überrannten, könnte man aus diesem Blickwinkel beinahe als gerechte Strafe betrachten.

    Und gerade vor dem Hintergrund der Tibet-Problematik dieser Tage wird einem bewusst, dass Besatzung und Fremdbestimmung über alle Jahrhunderte sozusagen zum außenpolitischen Alltag gehören.

    Eine Ausstellung im Palazzo Grassi in Venedig (bis 20. Juli) wirft nun ein hochdifferenziertes Bild auf die Endzeit des römischen Reichs. „Rom und die Barbaren“, lautet der Titel der ungeheuer reichhaltigen Schau, die eine ganze Reihe hochwertiger Leihgaben aus ganz Europa präsentiert. Das römische Reich als vergleichsweise offene, multikulturelle Gesellschaft – so könnte man den Eindruck beschreiben, den die Ausstellung zurücklässt.

    Rom als eigentlich toleranter Eroberer, der jede Menge fremder Götterbilder in den eigenen Tempeln duldete und der jeden als Bürger aufnahm, der bereit war, Leistung zu bringen und Verantwortung zu übernehmen. Nicht unterschlagen sei hier die Tatsache, dass der Wohlstand vor allem auf der Basis der Sklavenhaltung zustande kam. Aber auch Sklaverei ist bekanntermaßen ein zeitloses Phänomen.

    Was die Römer einfach nicht begriffen: Manche Völker waren schlicht nicht an Zivilisation im Sinne Roms mit all ihrem Komfort und ihren Aufstiegschancen interessiert. Sie verstanden – natürlich völlig zu Recht – ihre eigene Kultur als Wert an sich und bedienten sich ihrerseits aus dem Fundus des römischen Wissens- und Bildungspools.

    Nicht erst seit Asterix ist der römische Dünkel Synonym für die Vergänglichkeit der Macht. Eine sehr alte Einsicht, die sich vielleicht auch China wieder in Erinnerung rufen sollte.

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