Wer würde besser passen als ein studierter Historiker, um die Erinnerungstafeln an die Verleihung des Titels „Immaterielles Weltkulturerbe“ zu überreichen?
Und so begrüßten die Bürgermeister von Gochsheim und Sennfeld, Helga Fleischer und Emil Heinemann, den Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, in den Räumen des historischen Rathauses.
Beide Bürgermeister erinnerten an die Wirren des 30-jährigen Krieges. Ihre Gemeinden verloren durch diesen Krieg ihre Reichsunmittelbarkeit und unterstanden fortan den Fürstbischöfen von Würzburg. Sennfeld wurde zudem auch noch von „den eigenen Glaubensbrüdern“, dem schwedischen Heer zerstört, so Heinemann. Erst 1649 erlangten die beiden Gemeinden ihre Reichsfreiheit wieder und unterstanden fortan dem Kaiser. Aus Dankbarkeit darüber werden seitdem die Friedensfeste gefeiert, die schnell mit den örtlichen Kirchweihen verschmolzen und ihr jeweils eigenes Brauchtum entwickelten. „Krieg ist nie gut“, betonte Sibler und der 30-jährige Krieg sei einer der grausamsten und schlimmsten Auseinandersetzungen gewesen. Dabei ging es nur vordergründig um Religion, in Wahrheit aber um Machtpolitik.
„Warum aber immer wieder daran erinnern?“, fragte Sibler. Es gehe dabei nicht um „altes Zeug“, wie von manchen Zeitgenossen zu hören, sondern um die eigenen Wurzeln. Gerade in der Zeit des Internets, in der Informationen immer kürzere Halbwertszeiten hätten, müsse man die großen historischen Linien im Blick behalten.
Solche Feste hätten auch nichts mit Folklore zu tun, meinte der Staatssekretär, sondern gäben einer Gemeinschaft Orientierung. In Bamberg beispielsweise könne man „in beeindruckender Weise“ materielles Weltkulturerbe erleben. Das immaterielle Kulturerbe sei quasi der geistige Überbau. Und Bayern hat viel davon. Von der Landshuter Hochzeit über die Feldgeschworenen bis hin zum „Zwiefachen“ zeige sich die kulturelle Vielfalt des Freistaats.
In Richtung Landrat Florian Töpper meinte Sibler noch: „Es ist nicht selbstverständlich, dass Kommunen zusammenarbeiten“, und den Eindruck habe er hier. Das Immaterielle Kulturerbe auf Bayern- und Bundesebene, das verbinde, vermutete der Staatssekretär. Besonders freue ihn, dass sich die Jugend wieder für den Erhalt der Traditionen begeistern lasse. Als Symbol überreichte Sibler den beiden Bürgermeistern Ehrentafeln, die in einer staatlichen Berufsschule in Bayern gefertigt worden waren und vor Ort an die Verleihung des Ehrentitels „Immateriellen Kulturerbe“ erinnern sollen.