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Eigener Stahl und viel Kapital

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    SKF kam vor 75 Jahren durch die Fusion mit Fries & Höpflinger nach Schweinfurt. Dazu wurden die Vereinigten Kugellagerfabriken gegründet. Blick in
die Stanzerei.
    SKF kam vor 75 Jahren durch die Fusion mit Fries & Höpflinger nach Schweinfurt. Dazu wurden die Vereinigten Kugellagerfabriken gegründet. Blick in die Stanzerei. Foto: FOTO SKF

    In einem Aufsatz zum 75-jährigen Bestehen der SKF in Schweinfurt zeigt der Historiker Rudolf Kreutner auf, dass die deutsche Kugellagerindustrie, die in Schweinfurt, dem Geburtsort der Branche, ihre wichtigsten Fabriken hatte, den Weg der Spezialisierung gegangen war. Der Markt war fein säuberlich aufgeteilt. Preisabsprachen, die politische Verhinderungen von Importen, die gemeinsame Nutzung von Patenten und der Normierung des Sortiments machten das Kartell so stark, dass ihm selbst die 1907 von Sven Wingquist gegründeten Svenska Kugellager Fabriken beitreten mussten, wollten sie in Deutschland erfolgreich sein.

    Und das sollte ihr plötzlich zum Nachteil gereichen. Ganz anders verhielten sich nämlich die Schweden. Sie sahen sich als Generalisten, die für jedes Problem eine technische Lösung anbieten konnten. Zudem übernahmen sie die den Deutschen kriegsbedingt verlorengegangene Kundschaft in England, Frankreich und den USA und zum Teil auch deren Firmen.

    Beste Kontakte auf den internationalen Kapitalmärkten und vor allem die Möglichkeit, den für die Kugelproduktion benötigten Stahl in nahezu unerreichter Qualität selbst herzustellen, machten die SKF stark.

    SKF sei zudem so frei gewesen, schreibt Kreutner, sich der von ihnen kontrollierten ausländischen Konkurrenzunternehmen zu bedienen, um mit Dumpingpreisen auf den deutschen Markt zu drängen. 1927 mussten die ersten Firmen Konkurs anmelden oder sich eng an die SKF anlehnen.

    Eine zunächst dubiose Rolle misst Kreutner dem Industriellen Ernst Sachs bei. Der anfänglich relativ erfolglose spätere Erfinder der Torpedonabe lag seinem Schwiegervater Wilhelm Höpflinger und dessen Firma kräftig auf der Tasche, was ihn später, nämlich 1927, nicht hinderte, gemeinsam mit Kugelfischer "in einer Nacht- und Nebelaktion" die Aktienmehrheit der "Deutschen Gusstahlkugel- und Maschinenfabrik" , besser bekannt unter Fries & Höpflinger, zu übernehmen.

    Der Dreher Wilhelm Höpflinger und der ehemalige Gefängniswärter Engelbert Fries hatten zunächst mit dem Schlosser Friedrich Fischer, dem Erfinder der Kugelschleifmaschine, in einer Firma zusammengearbeitet. Persönliche Reibereien führten aber schließlich dazu, dass Fries und Höpflinger 1890 eine eigene Firma aufmachten.

    Als es 1928 zu einer von SKF betriebenen Klage gegen die kriselnden Riebe-Kugellager-Werke wegen Industriespionage kam, näherten sich Sachs und SKF einander an. Der außergerichtlich geschlossene Vergleich sah nämlich vor, dass die Schweden gemeinsam mit Fichtel & Sachs Riebe übernehmen sollten. SKF trat aus dem Kartell aus, und Ernst Sachs überließ - wohl aus Angst vor der übermächtigen Konkurrenz der Schweden - seine Kugellagerproduktion, die von der Frankfurter Zeitung damals als die größte und repräsentativste in Deutschland bezeichnet wurde, den Schweden.

    Der Weitblick des Ernst Sachs

    Damit nicht genug. Im Aufsichtsrat von Fries & Höpflinger setzte Sachs die Fusion mit SKF durch. Am 7. September 1929 werden die "Vereinigten Kugellagerfabriken" (VKF) mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Ernst Sachs gegründet.

    "Haftete Ernst Sachs' Haltung anfangs ein etwas zweifelhaftes Odium an", schreibt Kreutner, "entpuppt sie nun als unternehmerische Weitsicht ersten Ranges: Sachs hatte als einer der wenigen frühzeitig erkannt, dass das Kartell nicht mehr in der Lage sein würde, den Herausforderungen des sich rapide wandelnden Kugellagerweltmarktes erfolgreich zu begegnen."

    Sachs bestand auf einer Garantie für die Arbeitsplätze in Schweinfurt. 1933 schließlich wurde auch der Firmensitz der VKF von Berlin nach Schweinfurt verlegt.

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