"Sie haben ja einen recht guten Realschulabschluss", meint der Personalchef. "Ach ja", entgegnet die Bewerberin und scharrt verlegen mit den Füßen, "ich war halt arg fleißig, aber das mit den Mendelschen Gesetzen hab' ich trotzdem nie so richtig kapiert." Die zwölf Teilnehmerinnen des Workshops schmunzeln. Das Rollenspiel, das die Diplom-Psychologen Brigitte Breitenbach und Nils Kollmar vorbereitet haben, zeigt einige "typisch weibliche" Verhaltensweisen.
Frauen stellen ihr Licht unter den Scheffel, meiden Auseinandersetzungen, verteilen Lob und Anerkennung, nehmen jedoch Komplimente nicht an. Dafür frönen sie gerne dem Büro-Klatsch. Männer hingegen sprechen über ihre Erfolge, geben am liebsten Anweisungen, üben offen Kritik und neigen zu Arroganz und Übertreibung frei nach dem Motto "Eigenlob stinkt nicht". Das sind - überspitzt formuliert - die Unterschiede im Verhalten von Männern und Frauen.
Das meiste davon lernen sie schon als kleine Buben und Mädchen. Bescheidenheit ist eine Zier, wurde Generationen von Mädchen eingetrichtert. Und das beherzigt die erwachsene Frau auch dann, wenn es darum geht, sich bestmöglich zu verkaufen: im Vorstellungsgespräch. "An Bescheidenheit ist eigentlich auch nichts auszusetzen", sagt Brigitte Breitenbach. Dennoch sei die Arbeitswelt eben noch immer hauptsächlich von Männern geprägt. Und die gilt es zu überzeugen. "Was also hindert Frauen daran, erfolgreich zu sein?", fragt Breitenbach.
Frauen fürchten sich, so paradox es klingen mag, vor dem Erfolg. Sie haben Angst, dass andere sie dann ablehnen könnten. Ihre Minderwertigkeitsgefühle kompensieren sie durch Anpassung, analysiert der Workshops. Aber woher soll frau das nötige Selbstbewusstsein nehmen, wenn sie nach einer Erziehungszeit in den Beruf zurückkehren will? "Arbeit, die nicht bezahlt wird, scheint auch nichts wert zu sein", spricht eine Teilnehmerin über ihr Leben als Hausfrau und Mutter.
Frauen sollten ruhig auf ihre Stärken hinweisen, rät Nils Kollmar. Und ihren Worten mit dem entsprechenden Auftreten Nachdruck verleihen. "Oft wirken ganz primitive Dinge", so der Psychologe. "Das, was wir sagen, macht nur sieben Prozent dessen aus, was in einem Gespräch rüber kommt. Der Rest ist Stimme, Kleidung, Haltung. Das muss zusammenpassen." Also kein schüchternes Genuschel in Richtung Tischplatte, keine zusammengesunkenen Schultern. Der Personalchef ist auch nur ein Mensch und reagiert auf die "primitiven" Dinge.
Die zwölf Teilnehmerinnen hätten gern mehr erfahren, doch dem Workshop waren nur dreieinhalb Stunden vergönnt. Doris Küfner-Schönfelder, Beauftragte für Chancengleichheit bei der Agentur für Arbeit, und die Gleichstellungsbeauftragte Marianne Scheuring, gaben den Frauen Tipps für weiterführende Informationen mit auf den Weg. Und einen Ratschlag: "Wenn Sie ein Kompliment bekommen, sagen Sie einfach Danke."
Informationen zur Bewerbung bei
der Agentur für Arbeit unter
www.arbeitsagentur.de. Die Agen-
tur für Arbeit hält auch Job-Profi-
Mappen bereit. Im Café-Laden der
Stadt Schweinfurt und des bfz in
der Rittergasse gibt es ebenfalls
Bewerbungs-Tipps.