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SCHWEINFURT: Ein Banker der Fusionen

SCHWEINFURT

Ein Banker der Fusionen

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    Sparkassenchef Johannes Rieger geht in den Ruhestand.
    Sparkassenchef Johannes Rieger geht in den Ruhestand. Foto: Foto: Anand Anders

    Als Johannes Rieger vor gut 16 Jahren den Vorstandsvorsitz in der Kreissparkasse übernahm, hatte das Haus gerade turbulente Zeiten hinter sich. 1997 stand die Bank auf der Kippe, hatte 150 Millionen Mark an Krediten verloren, so dass der bereits pensionierte Vorstandschef Adolf Morgenstern aus dem Ruhestand zurückgeholt wurde.

    Kurz nachdem ihm die Sanierung gelungen war, musste er sich „aus gesundheitlichen Gründen“ zurückziehen. Seinem in der Bank beschäftigten Sohn wurden Unregelmäßigkeiten vorgeworfen.

    Damit schien die Kreissparkasse gewiss nicht die erste Adresse für eine Bewerbung. Dem war aber nicht so. Die Zahl der Interessenten war überraschend groß. Und die Wahl fiel auf Rieger, der damals bereits seit neun Jahren im Vorstand der Sparkasse Augsburg saß. Einen Aufstieg zum Vorstandsvorsitzenden sah er dort nicht, blickt er heute zurück.

    Haus mit gutem Fundament

    Über die Details der Krise sei er nicht informiert gewesen, habe aber gesehen, „dass das Fundament der Kreissparkasse hinsichtlich Kundenbindung und Belegschaft gut und tragfähig war“. Und da stand die Fusion mit der Städtischen Sparkasse an. Dass es noch bis zum 1. Januar 2007 dauern sollte, war da nicht absehbar. „Die politische Landschaft können sie aus 280 Kilometer Entfernung nicht bewerten.“

    Da die Kreissparkasse deutlich größer war als die Städtische erwies sich ein Zusammenschluss auf Augenhöhe als schwierig. Ob der Flirt der damaligen Oberbürgermeister Gudrun Grieser mit der Sparkasse Mainfranken wirklich ernst gemeint war, weiß Rieger immer noch nicht. Mit einer Zeitungsanzeige hat er damals darauf reagiert und erklärt, wenn die städtische Sparkasse mit Würzburg fusioniert, dann sei die Kreissparkasse die halt führende Sparkasse für die Schweinfurter.

    „Das ist kalter Kaffee aus heutiger Sicht“, blickt der Sparkassenchef zurück. Er freue sich immer, wenn er den damaligen politischen Protagonisten OB Gudrun Grieser und Landrat Harald Leitherer begegne.

    Karrierebeginn in Aalen

    26 Jahre war Rieger Vorstandsmitglied bei Sparkassen. Begonnen hat er seine Karriere 1974 mit der Ausbildung zum Bankkaufmann in Aalen. Über Stationen in Donaueschingen und Ansbach kam er 1992 in den Vorstand nach Augsburg, wo er an seiner ersten Sparkassenfusion beteiligt war. Die Nachbarsparkasse Schwabmünchen war in einen großen Betrugsfall verwickelt, musste übernommen werden. Zu dieser Zeit hatte Rieger zwei Büros, eines in Augsburg und eines in Marktschwaben.

    Dritter Zusammenschluss

    Mit der zum Jahreswechsel vollzogenen Fusion mit Ostunterfranken ist dies der dritte Zusammenschluss, an dem Rieger beteiligt ist, mehr Erfahrung damit dürfte kein Sparkassenvorstand in Bayern haben.

    Die Fusion mit der Sparkasse der Haßberge macht die Sparkasse zur Nummer 14 im Freistaat, mit rund vier Milliarden Euro Bilanzsumme und rund 800 Mitarbeitern. Mit großem Einsatz hat er diese Fusion verteidigt, gegen die bekanntlich ein letztlich gescheitertes Bürgerbegehren eingeleitet wurde. Dabei galt es, viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Zu erklären, dass die größere Einheit besser auf die Niedrigzinspolitik, Digitalisierung und Regulatorik reagieren kann.

    Um Vertrauen geworben

    Es sei durchaus möglich gewesen, gegen manchen Aussagen des Fusionskritikers Rainer Gottwald juristisch vorzugehen. Vielmehr hat Rieger viele Termine in den Haßbergen wahrgenommen, die Nähe zu den Menschen dort gesucht. Um Vertrauen geworben.

    Als Rieger in Schweinfurt begann, hat er sich als „Marktmensch“ vorgestellt. Darum hat er die Verantwortung für die Filialen auch in seinem Ressort angesiedelt. Die Verankerung in der Region nennt er zentral. Darum wurden in seiner Zeit Filialen nur in einigen wenigen Ausnahmefällen geschlossen. Das sei mit Blick auf die Kosten nicht einfach gewesen, sagt Rieger und ist stolz darauf, dass der Verwaltungsaufwand unter dem Schnitt der bayerischen Sparkassen liegt.

    Auf Wachstum gesetzt

    Rieger hat eine klare Wachstumsstrategie verfolgt, weil für ihn die Marktführerschaft wichtig ist. Bringe sie doch Vorteile bei den Kosten, einen Imagevorteil, vor allem auch bei jungen Leuten. Dabei dürfe man die Kosten nicht zu stark im Blick haben. Sparkassen hätten als „Bank der Sparer“ den Auftrag, der Region zu dienen, und darum habe er den Ertrag immer nur so kalkuliert wie es für die Bank erforderlich war. „Ich hatte nie den Ehrgeiz beim Ertragsranking ganz oben zu stehen“.

    Den roten Faden vorgegeben

    Im Sparkassenvorstand hat er seine Aufgabe immer darin gesehen, „den roten Faden vorzugeben“. Dabei hat er auf Überzeugung gesetzt, Entscheidungen seinen immer einstimmig gefällt worden. Dass Rieger einen starken Führungsanspruch hat, haben auch die Mitarbeiter erlebt. „Sie hatten 16 Jahre lang einen schwierigen Chef“, räumt Rieger ein. Er habe immer etwas gesehen, was besser gemacht werden könnte. Nach Schweinfurt sei er gekommen, um eine Mustersparkasse zu schaffen.

    Ende Juli geht Rieger mit 64 Jahren in den Ruhestand. Vor zwei Jahren habe er den Verwaltungsrat darum gebeten. Den Lebensmittelpunkt verlegt er mit seiner Frau zurück nach Augsburg. Was dann kommt, weiß er nicht so genau. Die letzten Monate hätten ihm keine Zeit gelassen, darüber nachzudenken. Sie waren anstrengend. Zufrieden und müde sei er „und dankbar für das, was ich hier gestalten durfte.“

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