Bei der Sitzung des Gemeinderats gab es für jeden Teilnehmer ein "Pröbchen". Auf den Tischen lag ein Minispender für Desinfektionsspray. Die öffentliche Sitzung ging dann ebenfalls im Miniformat über die Bühne: Die Tagesordnung drehte sich vor allem um den Antrag der Freien Wähler, auf dem Friedhof Reservierungen für Baumbestattungen zu erlauben – vor einigen Jahren hatte es dazu schon einmal einen Vorstoß gegeben, der an Bedenken bezüglich der Gleichbehandlung auf dem Gottesacker gescheitert war. Die Befürworter haben seinerzeit darauf hingewiesen, dass die Grablege unter einem Baum (die in den 90er Jahren in der Schweiz aufgekommen ist) besonders eng mit dem Gedanken an Vorsorge schon zu Lebzeiten verbunden ist.
Die letzte Ruhe ist in Niederwerrn derzeit unter vier Bäumen möglich, mit jeweils 16 Urnengrabplätzen. Insgesamt zwei Drittel der Beisetzungen gehen bereits auf Feuerbestattungen zurück. Auch beim Spezialfall Baumbestattungen ist die Nachfrage rege: Von 64 Grabstätten dieser Art sind derzeit noch 39 frei. Bürgermeisterin Bettina Bärmann rechnet damit, dass die Restplätze innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre belegt sein werden. Eine Baumbestattung kostet 1200 Euro, gerechnet auf eine Ruhefrist von 15 Jahre, somit 80 Euro jährlich.
Zwei Urnen in einer Röhre
Zwecks Erweiterung sollen neue Bäume erschlossen werden, etwa im Bereich Friedhofskreuz und Urnenwall. Einige vorhandene Stämme sind derzeit stark eingebuscht, ein Baum erkrankt, ein weiterer steht direkt neben einer Bank: was aus Sicht der Verwaltung zu viel Nähe zur Asche des Verstorbenen mit sich bringen würde. Inge Stephan (CSU) wünschte sich eine Vertagung der Entscheidung: "Wir wissen noch nicht, wieviel Bäume wir haben." Bürgermeisterin Bärmann sieht bereits fünf mögliche Standorte. Man müsse allerdings auf die Wurzelproblematik achten. Eine Röhre soll zwei Urnen aufnehmen können, mit Rücksicht auf Ehepartnerschaften.

Auch Roland Fick sprach sich seitens der Freien Wähler für eine rasche Lösung aus: "Wir haben fünf Jahre gewartet." Allerdings ist auch der frühzeitige Gedanke an eine Rückkehr in die Natur mit Kosten und Kalkulationsbedarf verbunden. Als Aufschlag für die Vorabreservierung denkt Fick an zwei Prozent des Grundpreises, für jedes Jahr Abstand zum 85. Lebensjahr, mindestens aber fünf Prozent. Wäre der Antragsteller 70 Jahre alt, würde das 15 Jahre Differenz bedeuten und somit ein Anteil von 30 Prozent der Gesamtkosten als Reservierungsgebühr fällig werden. Bei 1200 Euro wären das nach diesem Modell 360 Euro.
Reservierung noch zu Lebzeiten
Prinzipiell beschlossen wurde, eine Reservierung noch zu Lebzeiten zu erlauben. Bei der Erstbelegung eines Baumgrabs soll auch die Reservierung für den Ehepartner möglich sein. Die Beschlüsse erfolgten einstimmig. In Oberwerrn soll das Thema ebenfalls angegangen werden. Gabriele Reuß (CWVO) denkt hier an den Mittelbereich des Friedhofs. Die genaue Gebühr für eine Vorabreservierung wird noch festgelegt.
Ralf Weißenberger regte an, die Online-Kurznachrichten der Gemeinde zum Thema Corona "leserfreundlicher" zu gestalten und zu straffen. Allerdings dürfen offizielle Verlautbarungen des Landratsamts zu dem Thema nicht gekürzt werden, hieß es am Ratstisch, aus rechtlichen Gründen. Derzeit gelten 22 Personen in der Gemeinde als Corona-positiv, ein Anstieg um fünf Fälle.