Es gibt einige Sprichwörter, die als Erklärung dafür dienen könnten, warum im Schweinfurter Theater am Mittwoch so viele Plätze leer blieben, zum Beispiel das von der Katze im Sack. Schade eigentlich, denn die erst vor nicht mal einer Woche uraufgeführte Inszenierung von "Comeback im Gegenlicht" (Regie: Oliver Stein) bot nicht nur einen interessanten Plot, sondern verschmolz auch so zahlreiche Genres, dass für viele Geschmäcker und Sinne etwas dabei war.
Ein bisschen Oper, etwas Konzert, Sprechtheater, Filmsequenzen – so wirklich neu ist das nicht. Doch in der Geschichte des Sängers, der auf der Bühne Adrian Black heißt, entwickelt sich das Drama eines persönlichen Schicksalsschlags mit zunehmend emotionaler Wucht.
Da ist ein kleiner weißer Junge, der in einem Gospelchor entdeckt wird und dem eine große Sängerkarriere bevorsteht. Neid und Eifersucht begegnen ihm in Gestalt seines "Freundes", des selbstherrlichen Musikkritikers Richard Hartner (Thomas Klees). Der wäre gerne selbst ein großer Künstler geworden und nimmt nun an Black Rache, indem er im Hintergrund genüsslich an der Zerstörung dessen Karriere bastelt. Symbolhaft hierfür ist das Schachspiel auf dem Schreibtisch, von dem aus er raffiniert und international seine Züge tätigt. Und dann ist da noch das gnadenlose Musikbusiness: Erfolg hat nur, wer vollkommen ist; für Menschen mit Behinderung ist hier so gut wie kein Platz.
Die Geschichte des erblindeten Sängers
Bariton Douglas Yates singt und spielt in diesem Stück sich selbst. Seine Geschichte, die des erblindeten Sängers, entfaltet sich in starken Bildern und Worten. Eine Stimme aus dem Off spinnt das Geschehen fort, Kritiker Hartner treibt sein fieses Spiel von der Bühnenseite aus. Im Hintergrund immer wieder großflächig projizierte Filmsequenzen, die den Sänger in Lebensphasen zeigen: allmähliches Nachlassen der Sehkraft, Versagen auf der Bühne, Selbstmordfantasien, hektisches Herumreisen auf der Suche nach letzten visuellen Eindrücken zum Speichern.
Comebackversuch, Intrige, dann das Finden einer Berufung als Pädagoge: Birita Adela Davidsen als Gesangsschülerin lieferte nicht nur mit der Arie der Gilda aus Verdis "Rigoletto" eine Leistung ab, die mit Bravorufen belohnt wurde. Douglas Yates hat seine sängerisch stärksten Momente bei zwei Spirituals – das Genre passt eher zu seiner fülligen, kehlig rauen Stimme als der Charakter der ausgewählten Arien von Bizet, Gounod oder Verdi, wobei er hörbar intonatorische Probleme, vor allem in der Höhe, hat.
Eingedampfte Opern-Musik
Die geschickt eingedampfte Opern-Musik kam von einem kleinen, umso feineren und engagierteren Bühnenensemble: Fabian Dobler (Buch, Musik, Einstudierung, Leitung), Antje Steen (Bandoneon), Irene Husmann (Violine), Tim Ströble (Cello), Hans Eberhard Maldfeld (Kontrabass) und Luisa Marie Darvish Ghane (Gitarre), letztere übrigens Preisträgerin der internationalen Musikwettbewerbe Schweinfurt.
Mitunter knapp an der Grenze zur Banalität, zum Stereotyp, hatte dieser Abend genug inhaltliche Substanz und emotionale Intensität, um begeisterten Applaus herauszufordern.