(mjs) Am Dienstagvormittag haben Arbeiter einen Teil der Ferngasleitung bei Grafenrheinfeld ausgetauscht und die Verbraucher haben es gar nicht gemerkt. Das liegt an dem so genannten Stopple-Verfahren, in dem das fragliche Teilstück mit einer Art Gas-Bypass umgangen wird, in dem der Brennstoff ungehindert fließen kann.
Wie E.ON-Bauleiter Heiko Holder vor Ort erläuterte, waren die Arbeiten nötig, weil an der Abzweigung von der Kreisstraße zum Gelände des Kernkraftwerks ein Kanal gebaut wird. Er und die dortige Gasleitung kamen sich ins Gehege, weswegen ein Teilstück des Gasrohres tiefer gelegt werden musste.
In der Fernleitung herrscht normalerweise ein Druck von acht bar. Um den Bypass zu legen, muss er auf 5,5 bar – vergleichbar dem Druck in einem Lkw-Reifen – gedrosselt werden, der aber problemlos ausreiche, um das Gas in die Haushalte zu transportieren. Anschließend haben die Arbeiter die Umleitung, einen eher unscheinbaren schwarzen Schlauch, angeschlossen, der die Versorgung aufrechterhält. Dabei kommt der „Stopple“ zum Einsatz: Eine Art Kippklappe, die das Rohr im Innern abdichtet. Ohne Stopple, so Holder, würde man herkömmliche Dichtballons verwenden, wozu man aber den Druck auf ein bar absenken müsse. „Da steht dann hinter der Versorgung ein Fragezeichen.“ Über die Leitung in Grafenrheinfeld werden zusätzlich Röthlein, Grettstadt und Schwebheim versorgt.
Danach kappen die Arbeiter das gerade Rohr und ersetzen es durch ein U-förmiges Stück, über das später der Abwasserkanal geführt wird. Nach den Schweißarbeiten folgen laut Holder mehrere Dichtigkeitsprüfungen. Und auch der TÜV müsse sein Okay geben, bevor der Bypass seinen Dienst getan hat, die Hauptleitung wieder geöffnet und der Druck auf acht bar erhöht wird.
Laut E.ON ist es das einzige bayerische Energieunternehmen, das derzeit in der Lage ist, dieses Verfahren an Gashochdruckleitungen anzuwenden. „Das Equipment dafür kostet 150 000 Euro“, sagt Holder.