Schweinfurt wirbt für sich mit dem selbstbewussten Slogan, dass es mehr auf Lager hat. Ein Campingplatz fehlte noch. Jetzt wird der lang gehegte Wunsch realisiert. Bauherr ist aber nicht die Stadt, sondern der Schweinfurter Unternehmer Wolfgang Thein. Der Chef der gleichnamigen Caravanfirma im Hainig hat den ehemaligen Ponyhof Hepp zwischen dem Gewerbegebiet und Niederwerrn gekauft und will dort einen modernen City-Camping-Touristik-Platz schaffen. Eröffnung soll im Frühjahr 2012 sein.
Ein Campingplatz steht schon Jahre auf der städtischen Wunschliste. Im Auge hatte man dabei bevorzugt den Bereich Baggersee. Zuletzt forderte die Schweinfurter Liste, unterstützt von den Freien, konkrete Schritte von der Stadt an diesem Standort. Jetzt ist es mit Thein ein privater Investor, der sich mit dem Campingplatz selbst einen „Traum erfüllt“.
Zur Verfügung stehen 18 000 Quadratmeter. 7500 und die beiden Immobilien – die ehemaligen Stallung und ein Wohnhaus – gehören Thein, die restliche Fläche der Stadt. Geplant sind drei „Abteilungen“, eine für zirka 70 Wohnwägen, eine für bis zu 15 Wohnmobile und ein Zeltplatzbereich (mit angedachtem Jugendzeltplatz). Thein plant, das Areal „parkähnlich“ zu gestalten, will einen gehobenen Platz mit modernsten Sanitäreinrichtungen, aber erschwinglichen Preisen schaffen. „Je komfortabler ein Platz ist, desto besser ist er ausgelastet“, unterstützte der Präsident des Caravaning Industrie Verbandes Deutschland, Klaus Förtsch, die Theinschen Pläne.
Im flachen Ex-Stallgebäude werden Duschen, Bäder und Toiletten eingerichtet. Das noch unverputzte Wohnhaus wird Campingplatz-Zentrale mit Rezeption und Wohnung für den Platzwart. Insgesamt sollen fünf Arbeitsplätze neu geschaffen werden.
Gemeinsame Werbung
Thein plant mit den Betreibern der Campingplätze an der Mainschleife (Volkach, Escherndorf, Sommerach) und der Rhön (Bad Kissingen), Bischofsheim) eine gemeinsame Werbung und Präsentation etwa auf Messen. Er setzt auf die Touristikcamper, die Schweinfurt im Rahmen eines Frankenurlaubs ins Programm nehmen und auf Urlauber, die wegen der Qualität des Schweinfurter City-Camping-Platzes hier ihre Nacht auf dem Nachhauseweg verbringen beispielsweise vom Süden in den Norden der Republik verbringen. Die Autobahnen sind ja nicht weit entfernt.
Laut einer von Thein und Förtsch präsentierten Studie von 2010 eines Münchner Institutes nehmen die Campingübernachtungen seit 2007 rasant zu. Gezählt wurden zuletzt 46,9 Millionen Übernachtungen pro Jahr nur von Touristikcampern (Dauercamper 62,4 Millionen). Der Touristikcamper gibt laut Studie pro Kopf und Tag 45,80 Euro. Die Hälfte gibt er für Essen aus, ein Viertel geht an den örtlichen Einzelhandel.
Als reinen „Mitnahmeeffekt“ sieht Thein sein Angebot an Neukunden, die sich in seiner Fendt-Niederlassung nebenan einen Wohnwagen gekauft haben. Sie sollen ein oder zwei Nächte am Campingplatz verbringen: Die Ersteinsteiger erhielten bei technischen Problemen sofort Hilfe, könnten außerdem Schweinfurt kennenlernen.
Im Bauausschuss des Stadtrates sind die Weichen letzte Woche auf Grün gestellt worden. Weil der bisherige Ponyhof im Außenbereich als „Fläche für Landwirtschaft“ ausgewiesen war, stimmte das Gremium der notwendigen Änderung des Flächennutzungsplanes auf die geplante neue Nutzung zu. Ein bisher nicht vorhandener Bebauungsplan wird aufgestellt, Bezeichnung: Sondergebiet Campingplatz. Knackpunkt ist gleichwohl die Zufahrt. Um den Ponyhof zu erreichen, genügte der vorhandene vier Meter breite Fußweg. Der muss nun für die Wohnwagengespanne verbreitert werden. Die Stadträte befürworteten den entsprechenden Verwaltungsvorschlag. Sämtliche Neuerungen werden zeitnah öffentlich ausgelegt.
Thein hofft auf einen Baustart im März/April 2011. Der Campingplatz wird unter einer noch zu gründenden neuen Firma mit Wolfgang Thein als Chef laufen. Geplant ist eine Investition in einer Höhe von rund einer Million Euro.