Kernig geht es derzeit bei den Fränkischen Passionsspielen Sömmersdorf zu. Zum einen wird der Untergrund des Passionsspielgeländes per Kernbohrung erkundet, um die 2,5 Millionen Euro teure Überdachung auf festen Boden setzen zu können. Zum anderen muss die Finanzierung des Mammutprojekts gesichert werden. Und zum Dritten beginnen die Vorbereitungen für das Sommertheater 2016, wenn ein neues „Don Camillo“-Stück das Publikum wieder begeistern will.
Am Festspielgelände ist derzeit modernste Technik zugange. Mit einem Kernbohrer lässt der Verein Fränkische Passionsspiele den anstehenden Fels einige Meter tief erkunden. Damit können Aussagen für die Fundamentierung und Verankerung der neuen Überdachung getroffen werden, erklärt Vereinsvorsitzender Robert König. Je nachdem, wie der Fels gelagert ist, wie massiv oder wie klüftig und porös er ist, wird die Art und Tiefe der vier Fundamente bestimmt, ergänzt Bohrtechniker Michael Helmuth von der Geo- und Umwelttechnikfirma PGU.
Schließlich müssen die Fundamente das neue 41 Meter breite und 38 Meter lange Stahlgewölbedach samt Membranen mit einer Last von 75 Tonnen tragen. Wobei die meisten Kräfte durch den Wind bestimmt werden, sagt Planer Michael Theiss (Oberwerrn).
Das große, schwere Bohrgerät frisst sich zunächst mit einer Schnecke in die Erde. Es fördert etwa 30 Zentimeter Oberboden und dann einen Meter Mergel sowie kiesigen Boden zutage. Dann kommt das Doppelkernrohr zum Einsatz, das sich in den darunter liegenden Felsen bohrt.
Einen Meter Aufnahme von Gestein schafft das Rohr, das in einer einmetrigen Kernkiste ausgelegt wird. Dort kann die Art des Untergrundes nachvollzogen werden.
„Es gab zwar bereits eine Rammsondierung mit einem Meter Tiefe“, weiß Helmuth. Doch der Verein wollte vor einer Auftragsvergabe genau wissen, was ansteht und welche Kosten die Fundamente verursachen. Denn weitere Überraschungen beim 2,5 Millionen-Projekt sollen vermieden werden. Die gab es nämlich beim Brandschutz, der zunächst mit 75 000 Euro veranschlagt war und sich jetzt auf 280 000 Euro verteuert hat. Weil festgestellt wurde, dass mit der neuen Überdachung ein gemeinsames Brandschutzkonzept für das komplette Gelände inklusive Bühne und Robert-Seemann-Halle sowie den großen Parkplatz am Waldgelände nötig ist.
Das Konzept beinhaltet neben Brandmeldeanlage und Blitzschutz auch die Fluchtwege und Sammelplätze inklusive Notfallbeleuchtung, die getrennt vom Stromkreis funktionieren muss. Vorgeschrieben ist auch eine zentrale Durchsageanlage mit Lautsprechern in allen Räumen.
Um Geld zu sparen, bringen die Vereinsmitglieder – wie immer bei den Bauprojekten – enorme Eigenleistung ein. Beispielsweise wird das Blitzschutzkabel um die Halle herum selbst gelegt, erklärt Robert König. Verbunden ist das Aufbaggern mit der Freilegung und Erneuerung eines defekten Regenwasserkanals an der Ostseite der Halle. Zudem soll das gesamte Regenwasser vom neuen Dach in das Überlaufbecken geleitet werden, um Kanalgebühren zu sparen.
Wasser- und Kanalanschlüsse, etwa für Toilettenwagen während der Spielzeit, werden hinter der Halle neu verlegt, ergänzt König. Der erste Arbeitseinsatz lief sehr flott, freut sich der Vereinsvorsitzende.
Ihn und den ganzen Vorstand plus die Gemeinde Euerbach bewegen derzeit die Rekrutierung der Zuschüsse. Maximal 400 000 bis 500 000 Euro kann der Verein für das Dach stemmen, die restlichen zwei Millionen sollen über öffentliche Mittel beschafft werden. Hauptzuschussgeber sollen die Leader-Förderung sowie der Bayerische Kulturfonds sein, hofft König. Unzählige Gespräche, Termine, Anträge laufen bereits. „Im nächsten Vierteljahr fällt die Entscheidung“, so König.
Das wird auch höchste Zeit, wenn das neue Dach bis Sommer 2016 fertig sein soll. Denn dann wird der Verein „Kultur aus Passion“ – mit politischer Gemeinde Euerbach und Passionsspielverein – nach 2011 wieder ein „Don Camillo“-Stück als Eigenproduktion auf der Freilichtbühne spielen. Die letzten beiden Juli- und das erste August-Wochenende sind dafür vorgesehen. Das Regie-Duo Hermann J. Vief und Marion Beyer, bei den Passionsspielen 2013 und „Don Camillo und seine Herde“ 2011 bestens bewährt, wird wieder die Spielleitung übernehmen.
„Don Camillo und das rothaarige Mädchen“ lautet das Stück aus dem Italien der 1960er-Jahre, mit Rock 'n' Roll, Militärdienst-Verweigerern, langmähnigen Gammlern und einer maoistischen Roten Garde. Neun Probenwochenenden und eine Probenwoche vor der Premiere am 23. Juli 2016 sind geplant. „Die ersten Schauspieler und Helfer haben sich schon gemeldet“, freut sich König. Und falls es mit dem neuen Dach nicht klappt, greift Plan B: Dann haben sich Vereinsmitglieder bereit erklärt, noch einmal die bisherigen Trichter-Schirme aufzubauen.
Für den Verein ist das Sommertheater nicht nur wichtige Einnahmequelle. Es ist auch Werbung für die nächste Passion 2018, meint König. Denn dann könnten die Zuschauer sehen, dass neben der besonderen Atmosphäre der Freilichtbühne auch die spielerische Leistung professionell ist und „dass das Gesamtpaket Sömmersdorf stimmt“.