Mit einem symbolischen Rucksack aus Sandstein beteiligt sich auch Schwanfeld an dem Projekt "DenkOrt Deportationen 1941-1944", in dessen Mittelpunkt die Erinnerung an die jüdischen NS-Opfer Unterfrankens steht. Die Gemeinde gehört zu den 109 unterfränkischen Orten, an denen es eine jüdische Gemeinde gab, und das Gedenken daran waren für den ehemaligen Bürgermeister Richard Köth und sein Gemeinderatsteam "Herzensangelegenheit" und "großer Grund" für den gemeinschaftlich getragenen Beschluss, sich am DenkOrt-Projekt zu beteiligen.
Diese Erinnerungskultur möchte auch die neue Bürgermeisterin Lisa Krein weiter lebendig halten und setzte in einer ihrer ersten Amtshandlungen nun mit der offiziellen Enthüllung des Denkmals am geschichtsträchtigen 8. Mai gleich ein wichtiges Zeichen der Erinnerung an die deportierten und ermordeten jüdischen Schwanfelder Bürgerinnen und Bürger.
Das Konzept des Würzburger Vereins "Denkort Deportationen" sieht vor, dass jeder Ort mit jüdischer Gemeinde zwei Gepäckstücke anfertigen lässt – eins für den DenkOrt am Würzburger Hauptbahnhof und eins für eine Gedenkstätte in der Gemeinde selbst. Die Gepäckstücke - ob Rucksack, Koffer oder Deckenrolle - stehen für den Verlust der jüdischen Mitbürger, die ihr Gepäck einst bei der Deportation am Bahnhof zurücklassen mussten.
Schwanfeld hat sich für einen steinernen Rucksack entschieden, kunstvoll aus heimischem Sandstein gefertigt von der ortsansässigen Natursteinmanufaktur Neuhoff und mit einer symbolischen 656 versehen, als erschütterndes Sinnbild für die schreckliche Zeit, wie die Initiatorin des DenkOrt-Projektes Benita Stolz erläutert, in der Menschen keinen Namen, sondern nur eine Nummer trugen.
Aktuell beteiligen sich 45 Gemeinden unterfrankenweit an dem Projekt, im Landkreis Schweinfurt haben neben Schwanfeld bis jetzt drei weitere Gemeinden und die Stadt Schweinfurt ein Gepäckstück angefertigt, andere haben ihre Teilnahme bereits zugesagt oder eine finanzielle Unterstützung zugesichert. Natürlich hoffen die Initiatoren auf eine Beteiligung möglichst vieler Gemeinden. Im besten Fall erinnern zum Schluss 109 Gepäckstücke am zentralen Würzburger "DenkOrt" an die Gräueltaten der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft.
In Schwanfeld hat der symbolträchtige Rucksack nun seinen "DenkOrt"-Platz neben der Gedenkstele am Rathaus gefunden, Bürgermeisterin Lisa Krein legte dazu einen Stein und eine Blume neben dem Denkmal ab - Zeichen mit jüdischer und christlicher Bedeutung gegen das "Vergessen" und für "Glaube, Liebe und Hoffnung".
"Abgestellt und wartend" steht der gut 50 Kilogramm schwere Rucksack nun dort, daneben auf der Stele werden zudem noch die Namen der 17 jüdischen Schwanfelder verewigt, die deportiert und in den Vernichtungslagern im besetzten Osteuropa ermordet wurden. Sein Pendant wird in Würzburg am Hauptbahnhof "abgestellt", die Einweihung dort hängt von der Corona-Pandemie ab.
