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GEROLZHOFEN: Ein Gleisanschluss für Schaeffler?

GEROLZHOFEN

Ein Gleisanschluss für Schaeffler?

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    Schienenweg ins Grüne: Am Bahnhof Gerolzhofen ist der Wildwuchs so weit gediehen, dass man kam glauben kann, dass hier wieder Züge fahren sollen. Das Kitzinger Unternehmen Blumquadrat will die gesamte Strecke von Etwashausen bis Gochsheim kaufen und reaktivieren.
    Schienenweg ins Grüne: Am Bahnhof Gerolzhofen ist der Wildwuchs so weit gediehen, dass man kam glauben kann, dass hier wieder Züge fahren sollen. Das Kitzinger Unternehmen Blumquadrat will die gesamte Strecke von Etwashausen bis Gochsheim kaufen und reaktivieren. Foto: Foto: Norbert Finster

    Wer sich die Bahnlinie von Kitzingen/Etwashausen bis Gochsheim anschaut, der möchte an vielen Stellen nicht glauben, dass hier jemals wieder ein Zug fahren kann. Teils mehr als mannshohe Jungbäume, Stauden und anderes Unkraut wuchern zwischen den Schwellen und machen die Gleise schon unkenntlich.

    Und doch: Die Zukunftsaussichten für die Nebenbahnstrecke von Kitzingen über Gerolzhofen nach Schweinfurt könnten sich schlagartig aufhellen. Markus Blum, alleiniger Gesellschafter der Projektentwicklerfirma Blumquadrat, bestätigte gegenüber dieser Zeitung, dass sein Unternehmen die gesamte Strecke zwischen Kitzingen-Etwashausen und Gochsheim von der DB Netz AG kaufen und wiederbeleben möchte. Ein Sprecher der Deutschen Bahn in München bestätigt, dass man mit einem Kaufinteressenten in Kontakt sei.

    Hintergrund dieser überraschenden Wendung: Blumquadrat entwickelt auf dem Gelände der einstigen US-Kaserne „Harvey Barracks“ den Technologiepark „Connekt“. Auf 73 Hektar sollen Gewerbe- und Industriebetriebe unterschiedlicher Größen entstehen. Sicher ist bereits die Ansiedlung des europäischen Verteilerzentrums des Schweinfurter Automobilzulieferers Schaeffler mit bis zu 300 Arbeitsplätzen. Insgesamt könnte „Connekt“ bis zu 4000 Arbeitsplätze bieten.

    Standortfaktor

    Viele der ansiedlungswilligen Firmen äußerten den Wunsch nach einem Gleisanschluss, berichtet Blum. Sehr bald war zu erkennen, das ein solcher ein wichtiger Standortfaktor für den Gewerbepark sein würde. Deshalb ist Markus Blum in Verhandlungen mit der DB Netz AG eingetreten.

    Problemlos ist das Ganze freilich nicht. Das Gleis der ehemaligen Kaserne mündet nämlich in den südlichsten Teil der Nebenbahn von Kitzingen nach Schweinfurt, der bereits förmlich stillgelegt ist. Ende März 2015 hat die Oberste Baubehörde des Bayerischen Staatsministeriums des Innern die Genehmigung zur dauerhaften Einstellung des Streckenabschnitts zwischen Kitzingen/Reubelshof und Wiesentheid erteilt. Die dauerhafte Einstellung des Bahnbetriebs gilt für knapp zehn Streckenkilometer bis Wiesentheid. Stillgelegte Strecken können allerdings reaktiviert werden, sobald Bedarf erkennbar ist, sagt der Bahnsprecher.

    Mängel an Strecke sind bekannt

    Nicht erst seit der Stilllegung ist die Bahnlinie durch die Nachlässigkeiten der bisherigen Pächterin, der Bayerischen Regionaleisenbahn (BRE), ziemlich heruntergekommen. Trotz der Mängel, die bei einer Streckenbegehung zutage kamen, hält Markus Blum an seinen Kaufabsichten fest. Ein Betreiber für die Strecke, der ein Eisenbahnverkehrsunterunternehmen sein muss, hat sich bereits gefunden.

    Fraglich ist allerdings, wer für die Schäden aufkommt, die durch die Versäumnisse der BRE entstanden sind. Deren Geschäftsführer Gerhard Curth (Berlin) sagte am Donnerstag, seine Gesellschaft werde sich komplett von der Strecke zurückziehen. Es mache wenig Sinn, nur einen Teil der Strecke zu pachten, wenn ein anderer sie ganz kaufen möchte.

    1,9 Millionen Investitionsbedarf

    Neben dem Güterverkehr vom und zum Technologiepark könnte auch der Personenverkehr wieder aufleben. „Das könnte zur Wirtschaftlichkeit beitragen“, sagt Markus Blum.

    Bereits Anfang 2013 hatte die BRE bekannt gegeben, dass sie den hinteren Teil der Steigerwaldbahn ab Wiesentheid abgeben möchte. Die Streckenbeschreibung klang damals für potenzielle Nachpächter oder Käufer freilich wenig einladend. 1,9 Millionen Euro, so die Deutsche Regionaleisenbahn (DRE), deren Tochter die BRE ist, müssten investiert werden, um ihn wieder verkehrstauglich zu machen. Dabei geht es um die Sanierung des Gleisoberbaus, um Bahnübergänge, Weichen und einen Lückenschluss. Den Kaufpreis für die Strecke zwischen Etwashausen den Streckenteil bezifferte die BRE damals auf genau 226 502,85 Euro.

    Würde der Güterverkehr tatsächlich reaktiviert, käme auf der Strecke vermutlich mehr Umschlag Richtung Schweinfurt zustande als bis 2006. Bis zu diesem Zeitpunkt nutzten die Amerikaner als letzte Kunden die Strecke noch für Militärtransporte. So kann es sei, dass das gleiche Areal, das bis zuletzt das Überleben der Stecke sicherte, jetzt auch für ihren Fortbestand sorgt.

    Gleis nach Gochsheim vor Verkauf?

    Am anderen Ende der Strecke zeichnet sich indessen ebenfalls eine Veränderung ab. Die DB Netz AG hat den 4,9 Kilometer langen Abschnitt zwischen dem Schweinfurter Hauptbahnhof und Gochsheim nämlich zum 31. März 2015 zur Abgabe oder Stilllegung ausgeschrieben. Dieser noch gut ausgebaute Teil diente für Transporte vom und zum Kernkraftwerk Grafenrheinfeld, das bekanntlich Ende Juni stillgelegt wurde. Im Jahr 2014 verkehrten dort noch 53 Zugpaare.

    Hierzu heißt es bei der DB Mobility Logistics in München, für diesen Streckenteil hätten sich mehrere Interessenten gemeldet von von der Bahn jeweils detaillierte Übernahmeangebote erhalten. Konkrete Verhandlungsergebnisse gebe es aber noch nicht.

    Diese Entwicklung mit dem Kaufinteresse aus Kitzingen könnte den nicht sehr stark ausgeprägten Rettungsversuchen auf kommunalpolitischer Ebene zuvorkommen. Die heutigen Kreisräte Lothar Zachmann (CSU) und Thomas Vizl (Grüne) hatten vor Jahren schon ein Konzept entwickelt, die Bahnlinie von Kleinlangheim bis nach Iphofen weiterzuführen und damit einen Anschluss an die Hauptstrecke Würzburg-Nürnberg herzustellen. Um diese Idee ist es still geworden.

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