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KREIS SCHWEINFURT: Ein gutes Jahr für die Greifvögel

KREIS SCHWEINFURT

Ein gutes Jahr für die Greifvögel

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    2015 war ein gutes Jahr für die Greifvögel. Sie fanden ein großes Nahrungsangebot aufgrund der rekordverdächtigen Mäusepopulation._
    2015 war ein gutes Jahr für die Greifvögel. Sie fanden ein großes Nahrungsangebot aufgrund der rekordverdächtigen Mäusepopulation._ Foto: Olav Krüger

    Die Radtour hatte von Pfändhausen in Richtung Holzhausen geführt. Der Flug der Greifvögel ließ absteigen, beobachten und addieren. Die genaue Zahl war nicht auszumachen. In 100 Metern und höher kreisten wenigstens zwei Dutzend Greifer – während sich auf den Wiesen und Feldern Hundertschaften der gelb-grauen Feldmäuse versteckt hatten, so mutmaßte jetzt im Pressegespräch Harald Vorberg, Vorsitzender der Schweinfurter Kreisgruppe im Landesbund für Vogelschutz (LBV).

    Die Feldmaus aus der Unterfamilie der Wühlmäuse vermehrt sich zyklisch massenhaft. Die Population im Sommer 2015 war rekordverdächtig, das Nahrungsangebot für Falke, Weihe, Habicht, Milan, Sperber und Bussard gewaltig. Dass es auf den Äckern vor Mäusen nur so wimmelte, war zudem durch den vorausgegangenen milden Winter mitverursacht.

    Die Landwirtschaft setzte bei der Bekämpfung der Plagegeister, die sich von Gras, Kräutern, Rüben, Sämereien und Getreide ernähren, auf das Pflügen der Äcker, auf das Aufstellen von Sitzkrücken für die Greifvögel als natürliche Feinde der Nager und auf den ausnahmsweise genehmigten Einsatz von Giftködern, die Vorberg aus Sicht des Vogelschutzes ablehnt. Ob die Toxika im Sommer für den Tod einiger Eulen im Haßbergkreis verantwortlich waren, wurde nicht geklärt.

    Vorberg hält die Gifte für unnötig. Auch bezweifelt der Vogelschützer, dass die Köder nur in die Mauslöcher gesteckt werden – wie es vorgeschrieben ist. Alle fünf bis sechs Jahre komme die Mäuseplage, sagt Vorberg, der davon ausgeht, dass der überhöhte Bestand nun zusammenbricht.

    Profitiert haben von dem immensen Nahrungsangebot alle Greifer. Vorberg beobachtet intensiv den Bereich südlich von Hambach und bei Maibach. Dort hat er in den vergangenen Monaten vier bis fünf Schwarzmilane und ungefähr 14 verschiedene Rotmilane bei der Jagd gesehen. Darunter seien viele Durchzügler gewesen.

    Unterm Strich sei festzustellen, dass sich der Bestand der Milane stabilisiere. Ein Kollege hatte im Sommer in der Langen Rhön auf einer einzigen frisch gemähten Wiese, die den Mäusen kaum Schutz bot, gleichzeitig 20 Rot- und vier Schwarzmilane gezählt, weiß Vorberg. Gefestigt hat sich den Notizen von Vorberg zufolge bei Maibach und Hambach auch die Population der vom Aussterben bedrohten Wiesenweihe (Familie der Habichtarten). Wie im Vorjahr hat er drei Brutpaare ausgemacht, heuer jedoch mit einem weit besseren Brutergebnis. Früher habe er die Wiesenweihe häufig bei Kolitzheim angetroffen, aktuell sei sie vor allem rund um Kützberg daheim.

    Erstaunlich sei die Feststellung einer Kollegin, die zweifelsfrei (nach Geburtsjahr wechselt die Farbe der Beringung) die Brut eines einjährigen Weibchens ausgemacht habe. So jung hätte die Wiesenweihe sonst keinen Nachwuchs, sagt Vorberg, der als Grund für die Ausnahme das große Nahrungsangebot nennt.

    Die Wiesenweihe steht auf der Roten Liste. Früher brütete der Vogel in Mooren und Feuchtwiesen. Als diese verschwanden waren, zog die Wiesenweihe in Getreideäcker um, wo sie am Boden brütet. Doch jetzt sind die Schneidwerke der Mähdrescher eine Todesgefahr für die Jungvögel. Die Aktiven des Landesbundes für Vogelschutz suchen deshalb nach den Nestern, stecken ein Gelände von 50 mal 50 Metern um die Brut ab und helfen dem Landwirt, der Anspruch auf Entschädigung hat. Mit Erfolg läuft das Projekt im Gebiet von Ochsenfurt bis ins Grabfeld. Mit über 100 Paaren hat sich hier der europaweit größte Bestand der Wiesenweihe etabliert.

    Die Brut zu finden ist zeitaufwendig. Das Männchen jagt und fliegt mit der Beute über dem Nest, bis das Weibchen aufsteigt. Dann lässt das Männchen die Beute los, das Weibchen greift zu und kehrt zu den Jungen zurück. Diesen Augenblick müssen die Vogelfreunde bei der suche nach der Brut abpassen.

    „Reichlich“ bewertet der Kreisvorsitzende das Vorkommen des Mäusebussards im Landkreis Schweinfurt. Auch der Turmfalke habe von der Mäuseplage profitiert. Dieser könne auf ein gutes Brutjahr zurückblicken, nachdem ihm der Nachwuchs im Jahr 2014 verhungert sei. Als großes Plus für alle Greifvögel sieht Vorberg die Wildäcker, mit denen der Mensch neben den genannten Arten auch dem Wespenbussard, der Rohrweihe und dem Habicht ein Stück Natur zurückgeben würde. Neben den heimischen Brutvögeln haben die Vogelschützer im Schweinfurter Land heuer wieder etliche „Touristen“ registriert, darunter den Merlin (Wintergast aus der Familie der Falkenartigen), der Raufußbussard (der in Skandinavien beheimatet ist), der Fischadler (auf dem Weg von und nach Afrika) und der Raufußfalke aus dem osten Ungarns.

    Spannende Momente verspricht Vorberg geduldigen Vogelfreunden auf der Schweinfurter Hahnenhügelbrücke. Von dort sei seit über zehn Jahren häufig der Wanderfalke, der am Gemeinschaftskraftwerk brütet, auf der Jagd (nach Tauben) zu erblicken. Mitarbeiter, die die Natur und die Vogelwelt erkunden wollen, sucht der Landesbund für Vogelschutz dringend. Viele wichtige Daten zum Leben der Taggreifer seien nicht erfasst, noch weniger die der Nachtgreifer wie Schleiereule, Waldkauz, Waldohreule oder Steinkauz. Für all diese Arten lasse sich nur grob sagen, dass sich die Bestände stabilisiert oder gar erfreulich entwickelt hätten.

    Daten werden auch im Zusammenhang mit den Windrädern gebraucht. Vor allem für den Rotmilan stellen diese laut Vorberg eine Bedrohung dar, da der Rotmilan bei der Jagd auf einer Höhe von 50 bis über 100 Metern unterwegs ist und voll konzentriert nach Beute am Boden Ausschau hält – also genau im Bereich der Rotorblätter der Windkraftanlagen.

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