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SCHWEINFURT: Ein historisches Gerät zieht um

SCHWEINFURT

Ein historisches Gerät zieht um

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    Noch ein paar Zentimeter: Der tonnenschwere Kollergang setzt gleich auf dem LKW auf.
    Noch ein paar Zentimeter: Der tonnenschwere Kollergang setzt gleich auf dem LKW auf. Foto: Foto: Nicolas Bettinger

    „Wieder ein Trumm weniger“, sagt Bernd Schäfer schmunzelnd. Der Geschäftsführer der Buntfarbenfabrik Deifel blickt gebannt auf den Kran, der den 1928 erbauten Kollergang, ein altes Gerät zur Farbherstellung, in die Luft heben soll. Konzentrierte Gesichter, lautes Motorengeräusch und vereinzelte Zurufe begleiten einen Hebearm, der den Kollergang auf einen Lastwagen hieven soll. „Halt! Die Ketten sind nicht gleich lang“, schreit der Kranfahrer seinem Kollegen zu.

    Heute ist die Alte Bahnhofstraße Schauplatz eines außergewöhnlichen Umzugs. Mit Hilfe des Bauunternehmens Pfister wird der fast vier Tonnen schwere Kollergang der Stadt übergeben. „Wir sponsern den Transport, da wir als ebenfalls historisches Unternehmen natürlich auch daran interessiert sind, dass so etwas Geschichtsträchtiges erhalten bleibt“, sagt Andreas Wessing, Prokurist der Firma Pfister.

    Stadt will den Kollergang erhalten

    Aus wirtschaftlicher Sicht lohnt sich die Arbeit mit den Kollergängen kaum noch für den Betrieb. „Erstens sind sie viel langsamer, zweitens verursachen sie eine große Menge Staub“, so Bernd Schäfer. Demnach müssten die Mitarbeiter fast 30 Prozent ihrer Arbeitszeit alleine in die Reinigung der Geräte stecken. Damit die geschichtsträchtigen Gerätschaften dennoch erhalten bleiben, will die Stadt Schweinfurt nun ein Exemplar im Depot für Handwerks- und Industriekultur unterbringen. „Wir wissen noch nicht, ob der Kollergang in Zukunft ausgestellt werden kann“, sagt Jürgen Benini, technischer Leiter der Schweinfurter Kunsthalle. Schließlich sei es nicht einfach, einen tonnenschweren Eisenriesen mal eben unterzubringen.

    Mit 20 km/h durch Schweinfurt

    „Hoffentlich halten die Füße“, hatte Bernd Schäfer noch kurz vor dem Umzug über die Befestigung unter dem schweren Gerät gesagt. Sie halten. Nach mehreren Versuchen erhebt sich der eiserne Riese und schwebt durch die Luft. Auf der Tragefläche eines Lastwagens fährt er nun langsam durch Schweinfurt. Mit gemütlichen 20 km/h folgt auch der schwere Teleskoplader, welcher den Kollergang mit seinem Hebearm auch wieder abstellen muss. Nachdem er das Gerät dann im soeben erreichten Depot auf eine Holzbefestigung gesetzt hat, müssen die Mitarbeiter selbst Hand anlegen. Mit vereinten Kräften ziehen sie den Kollergang in eine geeignete Ecke.

    Kollergänge werden nur noch selten genutzt

    Das historische Gerät wurde in der Farbindustrie zum Vermischen, Dispergieren und Homogenisieren der Pigmentrohstoffe eingesetzt. Vereinfacht gesagt, wurden damit spezielle Farbtöne nach gewünschter Rezeptur hergestellt. Die Produktion mit Kollergängen ist heute nur noch sehr selten und wird in Betrieben kaum noch eingesetzt. „Wofür ein Kollergang zwei Stunden benötigt, brauchen unsere neuen Geräte nur noch zehn bis 15 Minuten“, sagt Michael Schäfer, ebenfalls Geschäftsführer der Schweinfurter Farbfirma. Mit der Herstellung von Farben und anderen chemischen Produkten begann in Schweinfurt Ende des 18. Jahrhunderts die industrielle Entwicklung.

    Als Zeugnis für die Farbenstadt Schweinfurt ist das schwere Gerät, welches wiederum vom Eisenwerk G. Joachim & Sohn GmbH hier hergestellt wurde, erhaltenswert und wird daher in die Städtische Sammlung aufgenommen. „Um etwas in unser Depot hinzuzunehmen, muss es bestimmte Kriterien erfüllen“, so Benini. Da der Kollergang zur industriellen Geschichte Schweinfurts gehöre und hinter dem Gerät die Geschichte vieler Menschen stünde, zähle er zu den geeigneten Exemplaren.

    Nach gut zwei Stunden ist der Umzug des alten Kollergangs geschafft. Die Zusammenarbeit zwischen der Firma Deifel, der Stadt Schweinfurt und dem Bauunternehmen Pfister war ein voller Erfolg.

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