Natur pur schließt sich übergangslos wie sonst an keiner Stelle an die südlichste Häuserzeile von Gerolzhofen an. Kleine Teiche, ein Bach sind da zu finden, viel Grün, Bäume und Büsche besiedeln ein welliges Gelände. Mitten aus der rund drei Hektar großen Fläche ragt neuerdings ein starker Eigenstamm. Ohne Krone. Er ist dort nicht gewachsen, sondern künstlich gesetzt worden.
Achteckiger Pavillon
Genau dort, im westlichen Teil der Nützelbachaue, soll jetzt endlich der Wald- und Wassererlebnisgarten entstehen. Der Anfang ist bereits gemacht. Zum Baumstamm hat das Bauunternehmen Rainer Detsch einen Schotterweg geführt, der vom nördlichen Fußgängerweg durch die Aue abzweigt. Der Stamm ist der Grundpfeiler für einen achteckigen Pavillon mit einem Durchmesser von 11,76 Meter, der das Herzstück der Anlage bilden wird. Der Pavillon entsteht nach Angaben von Förster Volker Conrad ganz aus Holz aus dem Stadtwald und dem gemeinsamen Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen.
Bis auf die Westseite ist der Pavillon nach allen Seiten offen. Im Westen will Conrad eine Galerie von Halbstämmen aufrichten, mit der Rinde nach außen und dem Längsprofil nach innen. Damit stehen die künftigen Nutzer des Pavillons gleich am Eingang vor der Aufgabe, Holzarten bestimmen zu müssen. Nutzer sollen vor allem Schulklassen sein. In den Schulen mit Ganztagsklassen und Nachmittagsbetreuung sei der Erlebnisgarten eine willkommene Bereicherung, sagt Conrad. Viele Kinder und Jugendliche aus Gerolzhöfer und umliegenden Schulen werden deshalb hinaus an den Nützelbach pilgern, um dort Biologieunterricht in freier Natur zu genießen. Dahinter steckt ein Teil des Konzepts. Die Schüler sollen nicht mehr in den Wald, sondern der Wald zu den Schülern kommen. „Bisher liefen wir mit den Kindern immer bis zum Mahlholz. Bis wir dort waren, waren viele schon am Ende ihrer Kondition und Konzentration“, beschreibt der Förster bisherige Zustände. Nun liege das Ziel direkt an der Stadtgrenze.
Die Anfänge für das Vorhaben Wasser- und Walderlebnisgarten liegen noch in der Amtszeit von Bürgermeister Hartmut Bräuer und sind besser bekannt unter dem Namen „grünes Klassenzimmer“. Damals gingen aber die Fördermittel aus dem Leader-Programm aus und das Projekt lag auf Eis. Dann gab es wieder Mittel, wie Bürgermeisterin Irmgard Krammer berichtet.
Doch um überhaupt in den Genuss von Fördergeld zu kommen, hätte der Erlebnisgarten mindestens 120 000 Euro kosten müssen. Das war dem Stadtrat zu viel, so dass man sich entschloss eigene Wege zu gehen. Der Stadtrat hat dem Garten einen Kostendeckel von 15 000 Euro verpasst.
Volker Conrad machte der Bürgermeisterin am Dienstag bei einer Ortsbesichtigung aber Hoffnung, dass ein Zuschuss aus dem Nachhaltigkeitszentrum und dem Projekt Steigerwald 23 fließen könnte, denn darin geht es nicht nur um das „Zentrum“ in Handthal, sondern auch um die Stärkung der Region.
Kleiner Arbeitskreis
Um das Konzept für den Erlebnisgarten hat sich ein Arbeitskreis mit Vertretern von Schulen, Vereinen und Bürgern gekümmert. „Das starke Engagement hat mich positiv überrascht, denn das Wort Arbeitskreis ist momentan doch etwas überstrapaziert“, freut sich Bürgermeisterin Krammer. Pfadfinder und Jugendfeuerwehr haben bereits ihr Mitwirken zugesagt.
Im September oder Oktober soll der Erlebnisgarten fertig sein. Etwas länger dauern wird das wohl mit der Allee, die aus Bäumen des Jahres bestehen soll. Es stehen bereits ein Speierling, eine Elsbeere, eine Kirsche und ein Nussbaum, gestiftet von verschiedenen Gruppierungen in der Stadt. Das soll Jahr für Jahr so weitergehen.
Dazu kommen sollen auch Bäume der Zukunft, die sich besonders gut auf die Klimaerwärmung einstellen können. Hierher gehören laut Conrad Hainbuche, Speierling, Elsbeere, Baumhasel, Akazie und Robinie. Auf einen Teich soll ein Steg hinausführen, um Wassertiere und Pflanzen besser beobachten zu können.
Auch kleiner Funpark geplant
Ergänzend zum Erlebnisgarten will die Stadt die Nützelbachaue weiter aufwerten. Der Hang des im Winter gerne als Schlittenbahn genutzten Hügels soll flacher und damit länger werden.
Besonders für jüngere Mountainbiker soll ein kleiner Funpark entstehen. Das Erdreich dazu ist auf dem Parkplatz am Stadion in Hülle und Fülle vorhanden. Rainer Detsch soll aber nicht einfach nach eigenem Gutdünken loslegen, sondern Volker Conrad bittet jugendliche Biker, mit Ideen und Vorschlägen auf ihnen zuzukommen unter Tel. (0 93 82) 7101.